Von den meisten habe ich gehört…“In Israel würde ich kein Urlaub machen…“. Einige haben gefragt: „Ist das nicht gefährlich?“ Ich muss gestehen, dass ich mich nicht immer so richtig wohl gefühlt habe und trotzdem war es vielleicht die Interessanteste und Beeindruckendste meiner bisherigen Reisen.

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Damaskus Tor – ein Zugang in die Altstadt von Jerusalem

Israel ist ein sehr kleines Land, flächenmäßig ist es nur ein wenig größer wie Hessen. Das Land hat aber unglaublich viel zu bieten. Wir waren fast drei Wochen dort und trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich erst begonnen habe, Israel kennen zu lernen.

Die ersten sieben Tage haben wir „nur“ in Jerusalem verbracht und von dort aus ein wenig die Umgebung erkundet. Umgebung war in dem Fall das naheliegende Westjordanland mit Bethlehem, das Tote Meer und zwei burgähnliche Anlagen vom König Herodes, denen ich natürlich gesonderte Posts widmen werde. Nach Abu Gosch, das früher angeblich Emmaus hieß, musste ich auch, nach der Lektüre von „Apocalypsis“ von Mario Giordano wollte ich unbedingt die alte Kreuzfahrerkirche sehen. Leider haben wir den Sonntag gewählt und die Kirche hatte geschlossen.

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Ob eine Reise nach Israel wirklich gefährlich ist, kann ich nicht sagen. Eigentlich habe ich mich in Israel nicht unsicher gefühlt, eigentlich… in Jerusalem habe ich mich manchmal unwohl gefühlt. Die angespannte Situation ist dort an jeder Ecke spürbar und vor allem sichtbar. Von den zwei Anschlägen, die genau während unseres Aufenthaltes in Jerusalem verübt wurden, haben wir aus den Nachrichten erfahren. Aber an jeder Ecke, an jeder Bushaltestelle, an jedem Supermarkt stehen schwer bewaffnete Soldaten – mit sehr sichtbaren Waffen. Die Größe der Waffen hat nicht zu meinem Wohlbefinden beigetragen. Ich hatte das Gefühl, dass die Waffen eher zur Schikane als zum Schutz dienen.

Am Freitag, dem Tag der moslemischen Freitagsgebete und des Sabbatbeginns für die Juden, war sogar die ganze Altstadt abgesperrt. Ausschreitungen wurden befürchtet, die Gläubigen wurden hineingelassen, jedoch nur unter strengsten Taschen- und Detektorkontrollen.

Jeden Abend hörte man Schüsse und sah das Licht von Blendgranaten über Ostjerusalem. Demos fanden in verschiedenen Ecken der Stadt statt, oder einzelne Personen versuchten die Sicherheitskräfte zu provozieren.

Das war aber nur Jerusalem! Der Rest des Landes ist ruhig, keine Bewaffneten, keine Unruhen. Ich fand es sehr erstaunlich und sehr angenehm, dass man von der eskalierenden Stimmung in Jerusalem in anderen Städten nichts mitbekommt.

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Klagemauer

Wir waren auf eigene Faust unterwegs, was in Israel gut machbar ist. Allerdings nur, wenn man hebräisch kann oder ein Smartphone mit Internetzugang hat. Es gibt nur zwei Zuglinien im ganzen Land und eine Straßenbahnlinie in Jerusalem – alles andere läuft mit Bussen ab. Leider ist Israel da ein wenig „touristenunfreundlich“, denn alle Bezeichnungen und Richtungen der Busse sind nur in hebräischer Sprache angezeigt. Eine ÖPNV-App hat uns sehr geholfen.

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Grabeskirche

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Jerusalem ist beeindruckendste Stadt, die ich bisher besucht habe. Die Stadt ist alt, sehr alt, an jeder Ecke findet man mit einem Schild versehene Ausgrabungen. Was aber noch viel beeindruckender ist, ist der Mix der verschiedenen Religionen. Jerusalem ist nur für Juden und Christen die bedeutendste Pilger- und Gebetsstätte. Auch für Moslems ist Jerusalem ein ganz wichtiger Wallfahrtsort, direkt nach Mekka und Medina. Die Stadt ist international, man hört dort ein Sprachengewirr wie in Babel. Die vielen Menschen, die vielen Religionen…. das war bemerkenswert, berührend und unglaublich interessant. Besonders in Jerusalem gab es immer wieder Situationen, die mich tief ergriffen haben.

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Blick auf den Ölberg

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Israel ist sehr reich an alten Steinen, an jeder Ecke findet man Ausgrabungen. Die Stadt ist sehr alt, wurde sie von verschiedenen Völkern regiert, erobert und zurückerobert. Und jedes Volk hat seine Steine dagelassen. Ich werde noch sehr viele Artikel den Steinen Israels widmen.

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Dormition Abbey

Jerusalem ist die Stadt der Gegensätze. Auf der einen Seite die Altstadt, die wirklich alte Stadt. Die Stadt die von gläubigen und sehr traditionsbewussten Menschen bewohnt ist. Abends, als die Altstadt von Touristenströmen verlassen wurde, die quirreligen Geschäfte geschlossen waren und man nur noch vereinzelte Personen in der Tracht der orthodoxen Juden sah, fühlte ich mich wie in die Vergangenheit versetzt.

Und dann die Moderne, die Neustadt, sie sieht so anders aus. Das täuscht aber, Jerusalem ist sehr traditionell, sozusagen konservativ. Die orthodoxe Kleidungsweise ist auch hier sehr präsent. Trotz sommerlicher Temperaturen sieht man selten Menschen mir kurzen Röcken oder Hosen, auch kurze Ärmel scheinen bei orthodoxen Juden beiderlei Geschlechter verpönt zu sein.

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Israel hat ein Problem mit Katzen – es sind zu viele, deutlich zu viele. Die Müllkatzen findet man an jeder Ecke, manchmal sogar in ganzen Banden. Sie lungern vor Geschäften, vor Kirchen, vor Restaurants und betteln. Sie können sehr erbärmlich miauen. Israel hat ein Problem mit der Müllentsorgung, oft wird der Müll an der Straße abgelegt und dann tagelang nicht weggeräumt – was natürlich die Müllkatzenbanden anlockt.

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Ein trauriges Kapitel der neuen israelischen Geschichte sind die israelischen Siedlungen im Westjordanland. Meist in einer Nacht- und Nebelaktion werden bauwagenähnliche Häuser israelischer Siedler in Palästina aufgestellt. Von Jerusalem haben wir einen Tagesausflug in die Westbank gemacht. Israel & Palästina… ist es ein Staat, sind es zwei Staaten? Wie Ost- und Westberlin, sind auch Israel und Palästina durch eine Mauer getrennt. Die Mauer wurde von israelischer Seite gebaut, um Israel vor den palästinensischen Terroristen zu schützen. Die „Grenzkontrollen“ zwischen den zwei Gebieten gleichen einer Schikane. Während die Israelis und die Touristen in Bussen sitzen bleiben dürfen, müssen Palästinenser aussteigen und werden durchsucht.

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Bethlehem – das war vielleicht die größte Enttäuschung für mich – ich hab mir die Stadt so anders vorgestellt. Die Stadt ist laut, schmutzig und völlig überfüllt, sowohl von Touristen als auch von Einheimischen, die mit hupenden Autos die Straßen regelrecht verstopfen. Bethlehem hat nichts Besinnliches. Die von Touristen überfüllte Kirche wurde renoviert, die Wartezeit, um die Geburtsstelle Jesu zu sehen betrug ca. 2 Stunden – ich hab mich dagegen entschieden. In Bethlehem haben wir uns ein Taxi genommen, um zu den Ruinen von Herodes Palast zu kommen, aber werde ich später schreiben.

Entgegen anders lautender Gerüchte ist es kein Problem von Jerusalem nach Bethlehem mit dem Bus zu reisen. Bethlehem liegt im palästinensischen Westjordanland, arabische Buslinien fahren dorthin, daher ist es ein gutes Ziel für den Sabbat. Während in Jerusalem alles geschlossen ist, ist dort ein gewöhnlicher Arbeitstag.

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Die Festung Massada mit Blick auf das Tote Meer

Eine Reise ans Tote Meer und zur Festungsruine Massada ist aus Jerusalem auch sehr gut realiserbar, die Busse bleiben direkt an mehreren Stränden und Ortschaften stehen. In dieser Buslinie saßen fast nur Touristen – daher hat der Busfahrer an jeder wichtigen Station den Namen der Station wiederholt. Der Besuch von Massada war anstrengend, es war so heiß in der Wüste Negev. Sehr gerne wollte ich danach im Toten Meer baden, doch der Strand war leider weiträumig abgesperrt. Warum? – das kann ich leider nicht sagen.

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Tempelberg

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Jerusalem ist die „Stadt der Engel“ – ich hab sie erwischt, wie sie auf dem Dach sitzen, den Sonnenuntergang bewundern und über die Liebe diskutieren.

Es ist so schwierig, die ganzen Erlebnisse in Worte zu fassen. Daher sind das alles nur „Momentaufnahmen“. Wenn ich noch Haifa, Akko, Jaffa, Tel Aviv und Cesarea hier reinpacken würde, wäre es ein sehr langer Artikel, daher darüber das nächste Mal.

Erstellt am Dezember 8, 2014

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9 Antworten zu “Jerusalem, eine kurze Zusammenfassung”

  1. Danke für diesen schönen und ausführlichen Bericht und deine beeindruckenden Fotos. Du hast die verschiedenen Stimmungen toll eingefangen, und ich freue mich schon auf weitere Berichte von dir.
    Liebe Grüße
    Susanne

  2. ^.^ sagt:

    Ich bin gypsy … german gypsy … habe mal einen Israeli in San Diego getroffen … der mir doch glatt und lautstark "verziehen" hat fuer was sie in WW2 gelitten haben … das tat weh … bin in 1955 geboren, und vermisse viele von meiner Familie auch … trotzdem … wunderbare Bilder, Maeg … und wunderbare Documentation … Love und viele Traenen … Always, cat.

  3. ich… hach.. beneide dich so sehr um die reise!!! ich muss unbedingt mal ein treffen mit dir arrangieren um noch mehr zu erfahren!
    liebe gruesse!

  4. Hallo Maegwin,
    toll, Deine Bilder. Ich war nie in Jerusalem, und das ist in der Tat eine grandiose Stadt. Ich mag das wenn sich jahrtausende alte Bausubstanz so sehr erhalten hat.

    Gruß Dieter

  5. Ucki sagt:

    Liebe Maegwin,
    das ist eine ganz besondere , bedeutsame Reise gewesen, man spürt es an den Bildern und deinen Texten!
    Es ist ein himmelschreiender Wahnsinn, was dort passiert! Warum nur? Es tut richtig weh!!
    Ich freue mich sehr für euch, das ihr diese Reise machen konntet und heil wieder hier angekommen seid!!
    Ganz liebe Grüße
    Ucki

  6. Mischa sagt:

    Danke für deinen tollen Bericht. Du hast für mich wunderbar nachvollziehbar die Besonderheiten dieser Stadt beschrieben. Dieses einerseits modern, andererseits konservativ, die vielen Religionen nebeneinander, die Konflikte, die sich scheinbar nicht lösen lassen, die waffenstarrende Sicherheit, die bei dir eher zur Unsicherheit führte und den dagegen ruhig wirkenden Rest des Landes. Ich habe ganz viel Lust auf noch mehr Berichte. Tolle Fotos, die die Sehnsucht wecken Israel sekber zu bereisen.
    LG
    Mischa

  7. Maegwin sagt:

    Das ist traurig und so kurzsichtig….

  8. Maegwin sagt:

    Das Gefühl, dass es Konflikte sind, die sich scheinbar nie lösen lassen, hatte ich auch. Und trotz der Unsicherheit möchte ich die Reise nicht missen.

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