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Black Magic Riga

Noch ist es hell, die letzten Sonnenstrahlen des Tages beleuchten das Kopfsteinpflaster einer Seitengasse der Rigaer Altstadt. Ich bin auf der Suche nach einem Laden, „Black Magic“ soll er heißen. Ich finde ihn in einer kleinen Gasse, neben einer heruntergekommenen und geschlossenen Kneipe, schon das Schaufenster verspricht seltsame Waren, die man nicht überall erhält. Die alchemistischen Zeichen über dem Eingang sagen mir sofort, dass ich hier richtig bin. Ich öffne die Tür, sie knarzt unangenehm. Der Laden ist dunkel, erst nach einer Weile erkenne ich Phiolen, Reagenzgläser und Tonkrüge in verschiedenen Größen und Bücher, sehr viele und sehr alte Bücher. Die Wände sind vollgestellt damit.

An der Theke in dem düsteren Laden steht ein grimmig blickender Mann mit schwarzen langen Haaren, gekleidet in eine dunkle Samtrobe. Sein Gesicht ist leicht faltig und sehr blass. Am markantesten ist aber seine Hakennase und seine stahlblauen Augen, von denen ich meinen Blick nicht abwenden kann. Neben der Theke liegt lässig eine schwarze Katze und im Vogelkäfig, der unter der Decke baumelt, sitzt ein schwarzer Rabe. Was ich haben will, fragt er unwillig und misslaunig. Ich merke sofort, dass er am Verkauf nicht wirklich interessiert ist und meinen Besuch als störend empfindet. „Sie wünschen?“ fragt er erneut und schaut mich dabei spöttisch an….

Black Magic Riga

Black Magic Riga

Auch wenn hier alles so aussieht, als ob man im 18. Jahrhundert ein Geschäft für okkultes Zubehör oder alchemistische Ingredienzen betreten würde, ist „Black Magic“ ein Café und ein Schokoladenladen. Black Magic steht für Black Balsam, einen Kräuterlikör von schwarzer Farbe, heute vielleicht die berühmteste Spirituose Lettlands.

Black Balsam ist ein Kräuterschnaps, hergestellt aus verschiedenen Kräutern, Blüten, Ölen und Beeren. Der schwarze Balsam wurde zum ersten Mal 1752 vom jüdischstämmigen Kaufmann Abraham Kunze nach einem mittelalterlichem Rezept hergestellt. Andere Quelle erzählen, dass Kunze ein Schmied war, der in Riga als Zahnarzt arbeitete und den schwarzen Balsam als Schmerzstiller nutzte. Heutzutage scheint keiner mehr so genau zu wissen, wer der Erfinder des berühmten Likörs war. Schnell wurde Black Balsam ein in ganz Europa beliebtes Allheilmittel, spätestens seit der Legende, dass Katharina die Große dank dem Rigaer schwarzen Balsam geheilt wurde. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Schnaps als Medizin in Apotheken vertrieben.

Black Magic Riga

Black Magic RigaBlack Magic Riga

Die Einrichtung ist genau nach meinem Geschmack, in dem Café fühlte ich mich in die Vergangenheit versetzt. Eine große Anzahl antiker Gegenstände findet man hier, hauptsächlich sind es Sachen aus dem 18. Jahrhundert, aus der Zeit der Gründung der Destille. Die Bedienungen tragen historische Kostüme, die Musik, die dort gespielt wurde, klang eher keltisch als lettisch. Die Schokolade und der Kuchen sind köstlich. Guten Kuchen gibt es in Riga an jeder Ecke, schlemmen kann man in dieser Stadt wirklich, aber nirgendwo ist die Location so sehenswert.

Black Magic Riga

Black Magic RigaBlack Magic Riga

Falls Ihr mal nach Riga kommen solltest, „Black Magic“ findet ihr in der Kalku iela 10, inmitten der Altstadt. Und nun Prost!

Black Balsam Riga

Erstellt am Februar 28, 2015
Schlagworte: Latvia, Lettland, Riga
Kategorien: Reisen und Speisen

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10 Antworten zu “Black Magic, Riga”

  1. ela sagt:

    Sieht schon sehr magisch aus, dieses Schmuckstück an Café. Habt ihr denn diesen Schnaps auch getrunken dort. Ich kann da ja oft nicht widerstehen und dann muss ich Husten weil ich nix vertrage *lach*
    Einen schönen Sonntag Ela

  2. Marisa M sagt:

    wieder mal ein schöner und informativer Post 🙂 ich finde die Einbindung von Google Maps am Ende klasse 🙂

  3. Shan Dark sagt:

    Ist vorgemerkt, das Black Magic, wenn es mich mal nach Lettland verschlagen sollte. Die Atmo sieht sehr gut aus. Dabei habe ich den gleichnamigen Schnaps in Deutschland schon mal gekauft, verschenkt und dann gemeinsam mit dem Geburtstagskind probiert. Es schmeckte leider scheusslich – sehr stark und überhaupt kein bisschen süß. Sondern eher herb und etwas Lakritz war wohl auch drin, zusammen mit Wacholder und anderen bitteren Kräutern. Aber nun ja. Muss man ja nicht trinken, wenn man im Café sitzt und sicher schmeckt es dem ein oder anderen auch…

  4. Maegwin sagt:

    Dort haben wir nur Schokolade und Tee getrunken und Kuchen gegessen. Den Schnaps haben wir für zu Hause gekauft. Bei dem Zeug kann man nur Husten….

  5. Maegwin sagt:

    Ohja, da stimme ich Dir sofort zu! Ich war auch ziemlich enttäuscht von dem Schnaps, wie Jägermeister nur noch schrecklicher. Dafür war die Schokolade umso köstlicher.

  6. Rostrose sagt:

    Liebe Maegwin,
    oh das ist ja mal wieder ein Tipp! Klingt toll, und wenn ich mal in die Gegend komme, werde ich mich an dich und deine Lokalbeschreibung erinnern! Super sieht der Laden aus!!!
    Ganz herzliche rostrosige Grüße
    von der Traude

  7. Great post!

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    let me know on my blog if you follow me, and I will follow you back after it.
    thank you! ^^~

    Tom and Tins Blog

  8. Maegwin sagt:

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  9. Das klingt ja spannend, genau nach meinem Geschmack. Wenn ich mal nach Riga komme…

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