Lesezeit: ca. 5 Minuten

Basilika San Sebastiano

Rom hat pompöse, imposante Kirchen an jeder Ecke, bei dieser Kirchenfülle habe ich den meisten gar keine Beachtung geschenkt, obwohl sie vielleicht sehr interessant wären. Die Basilika San Sebastiano habe ich nur besucht, weil die Führungen durch die Katakomben halbstündig angeboten werden und wir noch etwas Wartezeit hatten. Dabei hat die Basilika San Sebastiano fuori le mura (Heiliger Sebastian hinter den Mauern) Interessantes zu bieten.

Salvator Mundi von Bernini

Salvator Mundi von Bernini

Die Skulptur von Jesus trägt den Namen „Salvator Mundi“, es ist das letzte Werk des Barockmeisters Giovanni Lorenzo Bernini, sie entstand um 1679, ein Jahr vor seinem Tod. Die Skulptur war Jahrhundertelang verschollen. Ende des 17. Jahrhunderts verschwand die Figur spurlos und wurde erst 2003 im Kloster San Sebastian wiederentdeckt. Bernini schenkte die Figur der Königin Christina von Schweden, die sie wiederum Papst Innozenz XI. vererbte. 1773 verliert sich die Spur der Skulptur. 1972 nimmt ein amerikanischer Kunsthistoriker die Suche wieder auf, da er zweifelt, dass es sich bei der Skulptur im Chrysler Museum um ein Original handelt, die Verarbeitung war ungenau. Erst 30 Jahre später, durch eine zufällig entdeckte Abbildung in einem Aussstellungskatalog, findet der Kunsthistoriker heraus, dass sich die Originalfigur schon seit Jahrzehnten im Kloster San Sebastian befindet.

Heiliger Sebastian von Antonio Gioretti

Heiliger Sebastian von Antonio Gioretti

Auch die Skulptur vom Heiligen Sebastian, die heute das Grab des Heiligen Sebastian schmückt, wurde lange Bernini zugeschrieben, heute glaubt man dass sie von seinem Schüler Antonio Gioretti geschaffen wurde. Die Skulptur schmückt das Grab des Heiligen Sebastian.

Der Heilige Sebastian ist neben Peter und Paul der wichtigstes Schutzheilige Roms. Sebastian war ein römischer Soldat, der schnell zum Offizier aufstieg und in die Leibwache vom Kaiser Diokletian aufgenommen wurde. Als er sich zum Christentum bekannte, wurde er von Diokletian zum Tod verurteilt, vor den Toren der Stadt sollte er von Bogenschützen getötet werden. Er überlebte aber und wurde von Christen gesund gepflegt und sprach sich zum zweiten Mal vor Diokletian für das Christentum aus. Daraufhin wurde er mit Keulen erschlagen. Wie die meisten Märtyrer der frühen Christen fand auch der Heilige Sebastian seine letzte Ruhestätte in den Katakomben. Erst im 17. Jahrhundert wurden die Gebeine aus den Katakomben in die Basilika umgebettet.

Reliquienverehrung kennt keine Grenzen, daher werden in der Basilika auch die Pfeile, mit denen Sebastian getötet werden sollte und seine Fesseln aufbewahrt. Bei Reliquien zitiere ich aber immer wieder gerne Umberto Eco in „Baudolino“, dass Johannes der Täufer sieben Köpfe hatte.

Eine letzte Besonderheit der Basilika San Sebastiano sind die „Quo Vadis?“ Fußabdrücke. In der Bibel unerwähnt, wird die Geschichte in den Apokryphen erzählt. Nach dem Tod von Jesus soll Paulus missionarische Tätigkeiten fortgesetzt haben, er soll der erste Bischof von Antiochia und der Gründer der Christengemeinde von Rom gewesen sein. Als Petrus aus Rom vor der Christenverfolgung fliehen wollte, begegnete er Jesus. Petrus fragte „Quo vadis?“ (Wohin gehst Du?) und Jesus antwortete „Ich gehe nach Rom, um mich kreuzigen zu lassen.“ Daraufhin kehrte Petrus verschämt nach Rom zurück, wurde dort festgenommen und gekreuzigt. Berühmt wurde die Geschichte durch das Buch „Quo Vadis?“ des polnischen Autors Henryk Sienkiewicz, vor allem aber durch die Verfilmungen des Buches.

Die Quo Vadis Fußabdrücke tauchen in Rom direkt zwei Mal auf. Zwei Kirchen, die an der Via Appia Antiqua liegen, rühmen sich mit den Fußabdrücken, die San Sebastiano Basilika und die Santa Maria in Palmis. Die zweite Kirche wurde an der Stelle erbaut, wo laut den Apokryphen Petrus auf Jesus traf.

Die Katakomben

Katakomben, das sind unterirdische Gänge und Gewölbe, die zur Bestattung dienten, diie Bekanntesten findet man in Rom, Paris und auf Malta. Die unterirdischen Begräbnisstätten sind oft aus vielen verzweigten Gängen und sind in mehreren Ebenen aufgebaut. Die Toten wurden ohne Sarg, nur in eine Leichentuch gewickelt, in den Wandnieschen abgelegt. Einen Sarg bekamen nur sehr reiche oder sehr bedeutende Personen.

In Rom dienten die Katakomben den frühen Christen nicht nur als Grabstätte, sondern auch als geheimer Versammlungsort oder Versteck vor der Verfolgung durch Römer. Angelegt wurden sie aus Platzmangel. Innerhalb der Stadtmauern von Rom waren Erdbestattungen verboten, Römer zelebrierten die Feuerbestattung. Daher bestatteten die Christen ihre Toten außerhalb der Stadtmauer, die Friedhöfe wurden aber zerstört und geplündert. Eine Verlagerung unter die Erde war die Lösung. Als das Christentum durch Konstantin legitimiert wurde, wuchs die Zahl der Christen rasant, der Platz wurde knapp. Daher wurden die Gebeine exhumiert und in den Katakomben gelagert.

In Rom gibt es über 60 Katakomben, aber nur 5 davon sind für Touristen zugänglich. Während unseres Rombesuches haben wir zwei besucht, die Kallixtus- und die Sebastian-Katakomben. Aus der San Sebastian Katakombe habe ich leider keine Fotos, denn Fotografieren ist in allen Katakomben nicht gestattet. In der Kallixtus-Katakombe hat der Guide es trotz Verbotsschild erlaubt. Nachfragen lohnt sich. Die San Callisto Katacombe ist die größte und bedeutendste der römischen Katakomben, frühchristliche Päpste, Bischöfe und Märtyrer wurden dort beerdigt.

Die Katakomben an der Via Appia erreicht man mit dem Bus 118 ab Pyramide oder Circus Maximus.

Erstellt am März 2, 2016
Schlagworte: Friedhof, Katakomben, Rom, Roma

Ähnliche Posts


11 Antworten zu “Unterirdische Katakomben von Rom”

  1. Anette sagt:

    In "Der Name der Rose" gibt es auch eine witzige Stelle, in der es um Reliquien geht, ich weiß nicht mehr genau, wie sie lautet, aber William erzählt, er habe mal einen Schädel des heiligen Soundso im Alter von 7 Jahren gesehen 😀

  2. wow was für ein toller informativer post, danke für die schönen bilder dazu!
    liebe grüße!

  3. Burgdame sagt:

    Daran kann ich mich nicht erinnern, aber Eco hat's mit Reliquien.

  4. Kurt Adamek sagt:

    Ja,derartige Fotos kann manimmer bewundern.

  5. Sabine sagt:

    oh, da war ich vor 10 Jahren (wahnsinn wie lange das schon her ist…) auf Abifahrt. Es war sehr beeindruckend und irgendwann möchte ich unbedingt nochmal nach Rom 🙂

  6. ela sagt:

    Die "Quo Vadis?" Fußabdrücke finde ich sehr beeindruckend und die Geschichte dazu ist tatsächlich bis jetzt komplett an mir vorbei gegangen. War toll, wieder was neues zu erfahren, danke dir.
    Liebe Grüße Ela

  7. Rostrose sagt:

    Hallo du Liebe,
    für die Katakomben hatten wir in Rom damals leider zu wenig Zeit (mal abgesehen davon, dass wir ja auf Dan Browns Roman-Spuren wandelten und da keine Katakomben vorkamen ;o)) Die Basilika San Sebastiano kam in Illuminati auch nicht vor, aber immerhin Bernini. Faszinierend die Geschichten, die immer wieder hinter Kunstwerken stehen – verschwundene und wiederentdeckte Skulpturen, solche, die den falschen Künstlern zugeschrieben werden etc… War wieder spannend bei dir!
    Alles Liebe von der Traude
    http://rostrose.blogspot.co.at/2016/03/almhutten-tage-und-noch-ein-bisserl-mehr.html

  8. Dieter sagt:

    Hallo,
    da ich gerne auch schon einmal über die Römerzeit schreibe, fehlt mir sicherlich Rom als Hintergrundwissen. Ist auf jeden Fall fantastisch dort. Schöne Eindrücke, die du nieder geschrieben hast.

    Gruß Dieter

  9. Ron sagt:

    Danke für die interessanten Bilder und Infos !

    Mich interessiert immer die Geschichte der Katakomben !
    Villeicht interessant !? Hier eine Beschreibung der Katakomben von Alexandre Dumas („Akte“):

    „Es war eine ganze Stadt, die sich unter dem Boden einer anderen Stadt befand.
    Bekanntlich waren die Katakomben weite, verlassene Steinbrüche. Das ganze Rom mit seinen Häusern, Palästen, Theatern, Bädern, Zirkussen und Aquädukten war Stein für Stein daraus hervorgegangen. Sie waren sozusagen die Lenden, welche die Stadt des Romulus und des Scipio erzeugten; aber seit Augustus und der Zeit, wo der Marmor den Werkstein verdrängte, hatten die weiten Gänge aufgehört, vom Schritte der Arbeiter zu wiederhallen. Der Travertin war zu gemein geworden, die Kaiser ließen sich Porphyr aus Babylon, Granit von Theben und Erz von Korinth kommen. Die ungeheuren Höhlen, die sich unter Rom ausbreiteten, blieben verlassen, einsam und vergessen, bis das entstehende Christentum sie langsam und insgeheim wieder bevölkerte. Zuerst waren sie ein Tempel, dann ein Zufluchtsort, zuletzt eine Stadt.

    Zu der Zeit, wo Akte und der Greis dort hinabstiegen, waren sie noch ein Zufluchtsort. Alle Sklaven, alle Unglücklichen, alle Geächteten waren sicher, dort eine Freistatt, einen Trost und ein Grab zu finden. Auch ganze Familien hatten in ihrem Dunkel Schutz gesucht, und die Anhänger des neuen Glaubens zählten schon nach Tausenden; aber bei der ungeheuren Menschenmenge, die sich auf dem Boden Roms ausbreitete, fiel es niemand ein, dieses Durchsickern unter die Erde zu beachten, da es die Höhen der Gesellschaft nicht berührte und die Zunahme der Bevölkerung nicht aufhörte.

    Man darf jedoch nicht glauben, daß das Leben der ersten Christen nur damit ausgefüllt gewesen sei, sich den beginnenden Verfolgungen zu entziehen. Sie nahmen, durch Liebe, Frömmigkeit und Mut verbunden, Anteil an allen Ereignissen, welche die Brüder bedrohten, die durch irgendwelche Notwendigkeit in den Mauern der heidnischen Stadt zurückgehalten wurden. Trat eine Gefahr ein, so spürte der Neubekehrte der oberen Stadt oft plötzlich unerwartete Hilfe; eine unsichtbare Falltüre öffnete sich unter seinen Füßen und schloß sich über seinem Haupt; die Türe seines Gefängnisses drehte sich geheimnisvoll in ihren Angeln, und der Gefangene entfloh mit seinem Hüter; oder wenn der Zorn ihn so plötzlich ereilte, wie der Blitzstrahl, der zur selben Zeit aufleuchtet und einschlägt, wenn der Neubekehrte zum Märtyrer wurde, sei es, daß er im Gefängnis des Tullius erhängt, oder auf einem öffentlichen Platze enthauptet, daß er vom Tarpejischen Felsen herabgestürzt oder auf dem Esquilin ans Kreuz geschlagen wurde, so näherten sich in der Finsternis der Nacht vorsichtige Greise und unternehmende junge Männer, zuweilen auch schüchterne Frauen und erkletterten auf verborgenen Fußpfaden den verfluchten Berg, wo die Leichname den wilden Tieren oder den Vögeln zur Beute fielen, und trugen die verstümmelten Körper andächtig und pietätvoll in die Katakomben, wo diejenigen, die von ihren Verfolgern gehaßt und gelästert worden waren, mit Ehrfurcht und Anbetung von ihren Brüdern bestattet wurden, die sich untereinander ermahnten, auf Erden zu leben und zu sterben wie der Auserwählte, der ihnen in den Himmel vorangegangen war…“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert