Letzte Woche war endlich der Frühling da, das Wetter war sogar so gut, dass es sich sommerlich anfühlte. Wie vermutlich viele, verspüre ich bei den ersten Sonnenstrahlen den Drang nach Draußen zu gehen, ins Grüne, in den Wald. Die Wanderungen verbinden wir oft mit Sehenswürdigkeiten und Geocaching. Das Wandern ist zwar das Ziel, ich brauche aber auch etwas Geschichte, etwas worüber es sich zu schreiben lohnt. Der Pestfriedhof in Leiberg war das Ziel der letzten Wanderung. Gewandert sind wir in dieser Gegend schon ein Mal, den kleinen Friedhof haben wir jedoch nicht gefunden, denn er ist mitten im Wald versteck, ohne jegliche Beschilderung.

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Aus Furcht vor Ansteckung wurden schon im Mittelalter Pestfriedhöfe abseits der Wohnsiedlungen angelegt, um dort Seuchenopfer (meist Pestopfer) zu bestatten. Die Toten wurden in Massengräbern verscharrt, ohne kirchliche Zeremonie. Die offizielle kirchliche Bestattung wurde erst nachgeholt, als die Seuche überstanden war.

1635, während des 30-jährigen Krieges ist die Pest in Leiberg ausgebrochen, fast das ganze Dorf hat sie dahingerafft, über 400 Menschen, angeblich überlebten nur 7 Dorfbewohner. Ein Mönch aus Warburg soll die Seuche nach Leiberg gebracht haben. Die Toten mussten in geweihter Erde beerdigt werden, jedoch nicht in unmittelbarer Nähe der Wohnsiedlung. Da erinnerten sich die Leiberger an die Siedlung „Fornholte“, die während der frühen Christianisierung errichtet wurde. Es ist bis heute nicht bekannt, ob Fornholte eine sächsische oder eine fränkische Siedlung war, erbaut wurde sie aber während der Zeit Karl des Großen. Im 14. Jahrhundert ist sie während einer Fehde abgebrannt und verfiel zur Wüstung. Dort, wo heute das große Holzkreuz steht, stand die Kapelle des Dorfes Fornholte, somit war es geweihter Boden.

Vom Pestfriedhof ist heute nur noch das steinerne Pestkreuz übrig. Es gibt Spekulationen, dass das Kreuz deutlich älter ist, während der Pest soll nur die Inschrift auf das Steinkreuz angebracht worden sein.

Leiberg-Pestfriedhof-2Leiberg-Pestfriedhof-Sächsische-Siedlung-kapelle

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Wildschweine-Leiberg

In der Nähe des Pestfriedhofes soll es auch Hünengräber geben, diese habe ich jedoch nicht gefunden. Dafür stand ich plötzlich vor einer Herde von Baby-Wildschweinen. Ganz schnell hab ich Fotos gemacht und dann bin ich leise wieder verschwunden, bevor die Bache kommt und ihre Frischlinge verteidigen möchte.

Erstellt am Mai 15, 2016

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5 Antworten zu “Pestfriedhof Leiberg bei Bad Wünnenberg”

  1. Dieter sagt:

    Hallo Eva, ich bin hingerissen von Deiner neuen Web-Seite. War bestimmt eine Unmasse von Arbeit, die Seite zu erstellen. Meine Seiten ist mit all den Verlinkungen nicht ganz up to date, da muss man immer wieder aktualisieren. Das Thema Pest ist hoch interessant, Pestkreuze gibt es bei uns in Bonn auch an einer Kirche in einem Stadtteil.

    Gruß Dieter

    • Burgdame sagt:

      Danke, höre ich natürlich gern. Es war Arbeit von mehreren Monaten und ist immer noch nicht fertig.
      Ja, Pest finde ich auch interessant, am interessantesten fand ich aber den Friedhof über einer Siedlung.

  2. Tolle Fotos, ich besuche auch sehr gern alte und kleine Friedhöfe. LG Romy

  3. sandra sagt:

    Hallo liebe Bloggerin….
    Habe mir deine noch ausstehenden Ziele angeschaut. Arbeite gerade an einer Ausstellung zum Thema Pest, daher weiß ich davon: google doch einmal das kleine Dorf Eyam in der Nähe von Sheffield, GB. Könnte vielleicht auch interessant für dich sein.

    Liebe Grüße

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