Schaurige Moore kenne ich aus England, dort habe ich den Reiz und die Faszination der Moore zum ersten Mal gespürt. Während einer Wanderung durch das Bodmin Moor war es tagsüber so nebelig, dass ich kaum den Weg sehen konnte, geschweige denn, den Steinkreis, den ich gesucht habe. Gefürchtet habe ich mich, doch die Anziehungskraft war größer – kein Wunder, dass Moore die Phantasie der Literaten beflügelten und den Menschen Angst machten.

Man muss jedoch nicht nach Großbritannien Reisen, um im Moor wandern zu gehen, Nordrhein-Westfalen hat einige Moorgebiete. Das Moor im Witte Venn im Münsterland durfte ich schon im Sommer bewandern. Mir war jedoch nicht bewusst, dass es auch in Ostwestfalen ein großes Moorgebiet gibt, das große Torfmoor im Landkreis Minden Lübbecke. Diese Entdeckung gehört in die Kategorie „Instagram made me expore it“, denn den Tipp habe ich bei styl.bruch entdeckt.

 

GROSSES TORFMOOR IN MINDEN-LÜBBECKE

Viele Legenden und noch mehr Gruselgeschichten werden über Moore erzählt. Moore waren schon immer unheimlich, nebelverhangen, feucht, bedeckt von abgestorbenen Pflanzen und düster, begleitet vom fauligen Geruch beflügeln Moore die Phantasie der Menschen. Moore wurden gefürchtet, denn sie bargen viele Gefahren.

Das große Torfmoor ist ein Hochmoor, diese werden auch Regenmoore genannt, denn sie entstehen nur durch Regenwasser. Hochmoore sind sauer und nährstoffarm, daher stark bemoost und kaum bewachsen. Die vielen Moospflanzen speichern das Wasser, entsprechend einzigartig ist die Vegetation dort.

Die häufigste Reaktion auf meine Wanderung im Moor, war die Frage „Gibt es dort Moorleichen?“ Ja, es gibt dort Moorleichen! 2005 wurde im Moor eine Moorleiche entdeckt, von der man lange nicht gewusst hat, wie alt sie ist, sie ist aber alt. Eine Nachbildung der Moorleiche kann man heute im NABU-Besucherzentrum „Moorhus“ anschauen.

Eine weitere Skurrilität des Torfmoores ist die Vielzahl an fleischfressenden Pflanzen. Diese Pflanzenart gehört zu den wenigen, die im sauren Moorboden überleben kann und der die pralle Sonne im Sommer nichts ausmacht.

Für eine Wanderung gibt es verschiedene Pfade, die mit verschiedenen Farben gut markiert sind. Die kürzeste Strecke beträgt 2 Km, die längste Wanderung, die auch wir gemacht haben, 7,5 Km.

Um die Moorstimmung einzufangen, möchte ich an dieser Stelle das Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff zitieren:

DER KNABE IM MOOR

O schaurig ist’s, übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt,
O schaurig ist’s, übers Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!

Fest hält die Fibel das zitternde Kind
Und rennt, als ob man es jage;
Hohl über die Fläche sauset der Wind —
Was raschelt drüben am Hage?
Das ist der gespenstische Gräberknecht,
Der dem Meister die besten Torfe verzecht;
Hu, hu, es bricht wie ein irres Rind!
Hinducket das Knäblein zage.

Vom Ufer starret Gestumpf hervor,
Unheimlich nicket die Föhre,
Der Knabe rennt, gespannt das Ohr,
Durch Riesenhalme wie Speere;
Und wie es rieselt und knittert darin!
Das ist die unselige Spinnerin,
Das ist die gebannte Spinnlenor‘,
Die den Haspel dreht im Geröhre!

Voran, voran! nur immer im Lauf,
Voran, als woll es ihn holen!
Vor seinem Fuße brodelt es auf,
Es pfeift ihm unter den Sohlen
Wie eine gespenstige Melodei;
Das ist der Geigemann ungetreu,
Das ist der diebische Fiedler Knauf,
Der den Hochzeitheller gestohlen!

Da birst das Moor, ein Seufzer geht
Hervor aus der klaffenden Höhle;
Weh, weh, da ruft die verdammte Margret:
„Ho, ho, meine arme Seele!“
Der Knabe springt wie ein wundes Reh;
Wär nicht Schutzengel in seiner Näh,
Seine bleichenden Knöchelchen fände spät
Ein Gräber im Moorgeschwele.

Da, mählich gründet der Boden sich,
Und drüben, neben der Weide,
Die Lampe flimmert so heimatlich,
Der Knabe steht an der Scheide.
Tief atmet er auf, zum Moor zurück
Noch immer wirft er den scheuen Blick:
Ja, im Geröhre war’s fürchterlich,
O schaurig war’s in der Heide!

Eine Herde Wildgänse habe ich im Moor angetroffen.

Wild im Moor

Am meisten gefreut habe ich mich über die Begegnung mit einem Reh, es war mehr neugierig als ängstlich!

Der Beweis, dass Frühling bald kommt!

Moorlandschaft Ostwestfalen Geheimnisvolles Ostwestfalen Moor Ostwestfalen

Burgdame

Hauptsache warm! Mütze: gestrickt von meiner Schwester, Brille Prada, Jacke Betty Barclay, Handschuhe Roeckl, Schal S. Oliver

 

 

Zu einem gelungenen Ausflug gehört für mich der Genuss, daher fuhren wir nach dem Wandern noch zum Schloss Petershagen, um dort beim Kaffee, Kuchen und Kaminfeuer zu entspannen. Darüber werde ich aber im nächsten Post berichten.

Erstellt am Januar 6, 2017

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12 Antworten zu “Wandern in Ostwestfalen – Großes Torf-Moor bei Lübbecke”

  1. Kerstin sagt:

    So stimmungsvolle Bilder! Hach, ich würde am liebsten gleich morgen zum Wandern losziehen. Leider muss ich arbeiten.
    Dass dort im Moor so viele fleischfressende Pflanzen heimisch sind, finde ich besonders interessant und irgendwann werde ich sicherlich dieses Moor auch mal bewandern.

    Herzliche Grüße von
    Kerstin

  2. wir-testen sagt:

    Ich liebe ja Moor-Landschaften! Schöne Eindrücke.
    Viele Grüße

  3. Anette sagt:

    Wie schön, eine solche Landschaft würde ich auch gerne einnmal durchwandern! Ich kämpfe mich ja durch Annette von Droste-Hülshoffs sämtliche Gedichte, „Der Knabe im Moor“ habe ich mir als besonders stimmungsvoll markiert 🙂 Es gibt noch ein anderes sehr schönes Moorgedicht von ihr: „Der Heidemann“.

  4. shadownlight sagt:

    Hey, ich finde Moore faszinierend. Als Kind sind wir des Öfteren wandern gegangen und Moore haben mir immer Respekt eingeflöst, aber das Flair fand ich immer toll, weil es mich an Märchen erinnerte.
    Liebe Grüße!

  5. Thea sagt:

    Ich wollte auch schon lange ein Moor in Hessen besuchen, das Rote Moor – und Sagen gibt es dort natürlich auch. Selbst in Vermont gab es Geschichten der Ureinwohner, die vor Irrlichtern im Moor warnen… wer weiß wieviele Knaben so überleben konnten, weil sie eben die Gefahren kannten 🙂

    Von Instagram inspiriert möchte ich mir übrigens 2017 endlich einmal die Hängebrücke Geierlay ansehen. Liebe Grüße Thea

  6. Lisa sagt:

    Ich freu mich, dass es dir gefallen hat 🙂 Und dass du ein Reh gesichtet hast – so süüüß 🙂

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