„Der Meister und Margarita“ ist ein Buch, bei dem mir eine Rezension nicht einfach fallen wird.

Aber zuerst muss ich von meiner ersten Begegnung mit „Meister und Margarita“ erzählen.

Als ich 11 Jahre alt war, habe ich mit meiner Mutter Warschau besucht. Es war ein Ausflug für Lehrer, bei dem ich irgendwie als einziges Kind mitfahren durfte. Auf dem Programm stand viel Sightseeing, ich kann mich aber nur noch an den großen Friedhof Powazki erinnern, von dem ich damals total verzaubert war (ja, ich hab tatsächlich schon mit 11 Jahren Friedhöfe gemocht) und an meinen ersten Besuch in einer Oper – ich habe mich dort zu Tode gelangweilt. Wir haben die Oper „Meister und Margarita“ angeschaut – schwere Kost, mit moderner Musik kann ich bis heute nicht so viel anfangen, aber die Vorstellung ist in meiner Erinnerung hängen geblieben.

Zurück zum Buch, ich habe es relativ lange gelesen, manche Kapitel musste ich zwei Mal lesen, um den Inhalt zu begreifen oder der Geschichte zu folgen. Trotzdem war es kurzweilig und spannend, ich habe oft den Kopf geschüttelt und laut gelacht. Es ist eigentlich nicht ein Buch, sondern zwei oder sogar drei Geschichten, die zuerst parallel spielen und am Ende miteinander verknüpft werden.

Als zwei Schriftsteller Besdomny und Berlioz im Park den Frühling genießen, gesellt sich ein seltsamer Mann zu ihnen. Er spricht mit seltsamen Akzent, hat einen Gehstock mit einem schwarzen Pudelkopf und erzählt ihnen, dass er Pontius Pilatus gekannt hat. Ein verrückter Ausländer, denken die beiden, bis der Fremde detailliert den Tod von Berlioz vorhersagt, ein Ereignis, welches kurze Zeit später genau so eintrift. Berlioz wird von der Bahn überfahren. Besdomny, der zweite der Schriftsteller macht sich daraufhin auf die Suche nach Voland, dem Fremden, landet aber schnell im Irrenhaus, weil keiner seiner Geschichte Glauben schenkt.

Kurze Zeit später richtet Voland, der Teufel noch viel mehr Verwirrung in Moskau an. Er tritt im Theater vor wichtigen Publikum auf, die Vorstellung verspricht die „Entlarvung der schwarzen Magie“. Doch den Menschen wird nur ihre Habsucht vor Augen geführt, das Geld und die Geschenke des Teufels lösen sich schnell und Luft auf und die ganze Theatergesellschaft steht nur in Unterwäsche bekleidet auf der Straße. Die Folge ist, dass immer mehr Menschen in der Irrenanstalt landen, in der auch Besdomny sitzt.

Zwischen den jeweiligen Kapiteln gibt es Rückblicke auf das Leben von Pontius Pilatus. Im zweiten Teil des Buches erfährt man, dass es sich dabei um das Buch des Meisters handelt.

Meister und Margarita treten erst im zweiten Teil des Buches in Erscheinung. Der Meister sitzt auch im oben genannten Irrenhaus und Margarita verkauft ihre Seele an Voland (den Teufel), um ihn zu retten. Der zweite Teil des Buches ist noch verrückter und verwirrender wie der erste.
Margarita bekommt vom Teufel eine Salbe, die sie in eine Hexe verwandelt, sie fliegt auf einem Besen zu einem Ball, wo sie als Begleiterin von Voland auftritt. Zu dem Ball sind nur Mörder eingeladen, diese Treffen als verweste Leichen durch den Kamin ein, verwandeln sich aber in eine rauschende Ballgesellschaft. Die Zofe von Margarita kommt auf einem Schwein (dem Bankdirektor) auch zum Ball angeflogen.

Das Buch ist noch viel schräger, als man bei der Beschreibung glaubt. Es ist ein Feuerwerk verrückter, absurder und grandioser Ideen. Es ist aber auch ein Spiegel der moskauer Gesellschaft in den 30-er Jahren, gespickt mit Ironie und Kritik.

Viele Details spielen auf „Faust“ an, der schwarze Pudel kommt z. B. sowohl auf dem Gehstock von Voland als auch auf Margaritas Kette vor. Voland selbst soll wahrscheinlich Mephisto sein. Margarita steht für Gretchen, die Geschichte wird aber rumgedreht, denn Margarita verkauft ihre Seele an den Teufel, um ihre große Liebe zu retten. Der Mitternachtsball beim Teufel enthält verschiedene Anspielungen auf die Walpurgisnacht am Brocken.

Das Buch kann ich nicht einem Genre zuordnen, es ist eine Mischung verschiedener Genres: Satire, Fantasy, Liebesgeschichte oder Gesellschaftsportrait.

Ich habe das Buch sehr genossen, es ist definit eins der Bücher, welches ich mehrfach lesen könnte. In einigen Jahren entdecke ich bestimmt ganz andere Details daran.

Und da Frauen gerne Shoppen 😉 und ich gerne meine Liebe zu Büchern auch auf meiner Brust verewige, hab ich mir bei Fab gleich das passende Shirt dazu bestellt (ein Jane Austen Shirt war auch dabei).

Der Kater, das ist übrigens Behemoth, ein Gehilfe des Teufels, ein Kater, der auf zwei Pfoten geht, spricht und Wodka trinkt und dazu marinierte Pilze isst. Ich hab ihn gern gemocht, weil er allen mehr oder weniger harmlose Streiche gespielt hat.

Den Song „Sympathy for the devil“ von den Rolling Stones kennt Ihr bestimmt. „Meister und Margarita“ war hier die Inspiration für die erste Strophe des Songs.

Erlauben Sie, dass ich mich vorstelle
Ich bin ein Mann mit Reichtum und Geschmack
Ich gehe hier schon viele, viele Jahre um
Raube vielen die Seele und das Schicksal
Ich war dabei als Jesus Christus
seine Momente des Zweifels und des Schmerzes hatte
Stellte sicher, dass Pilatus
sich die Hände wusch und sein Schicksal besiegelte

Freut mich, Sie kennen zu lernen
Hoffe, du errätst meinen Namen, oh yeah
Aber was dich wirklich verwirrt
Ist, worin mein Spiel eigentlich besteht

Erstellt am März 29, 2013

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3 Antworten zu “Der Meister und Margarita von Michail Bulgakow – surreal, ironisch, grotesk, absurd und fulminant interessant”

  1. Das klingt sehr ansprechend und würde mich auch interessieren! Merke ich mir mal.

    Viele Grüße!

  2. Carolina sagt:

    Thanks for the recommendation and review this book interesting. I'm impressed by that cat ;D
    Happy Easter and enjoy the chocolate egg hunt!
    A big hug.

  3. Darya B. sagt:

    Ich fand sowohl das Buch, als auch den Film dazu fantastisch (den gibts aber leider nur auf Russisch). Ich würde es aber eher nicht mit Faust vergleichen, denn das Ende zeigt, dass sich die Geschichte ganz anders als in Faust entwickelt. Behemoth setzt dem ganzen ein I-Tüpfelchen auf und sorgt für immer neue Lachanfälle 😉
    Deine Rezension war großartig, sehr interessant zum Lesen 🙂

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