Eine Kleinstadt in Ostwestfalen, eine Wohnsiedlung mit blühenden Vorgärten, kleine Häuser… ich klingel und ein entsetzlicher Schrei ertönt, alle Härchen stellen sich auf, Gänsehaut…. Ostwestfalen ist nicht das ruhige ländliche Fleckchen zwischen vielen Wäldern und Bergen, bewohnt von braven Bürgern, die ihre Vorgärten pflegen. Hier in Lemgo findet man Indizien für mehr als ein Verbrechen, für Verbrechen, die Geschichte machten, Verbrechen der Weltliteratur, für Justiz und ihre berühmten Vollstrecker. Ich habe den Autor Gerald Hagemann alias Robert C. Marley und sein britisches Kriminalmuseum in Lemgo besuchen dürfen… es war aufregend!

Robert C. Marley, Gerald Hagemann

Englischer Briefkasten muss sein!

Auf Instagram habe ich es schon gepostet, dass ich den Autor Robert C. Marley, oder auch im realen Leben Gerald Hagemann genannt, besuchen durfte, um ein Interview mit ihm zu führen und sein Museum in Lemgo zu besuchen. Sein Museum, das klingt ehrfürchtig und doch hat die Kriminalsammlung in den Kellerräumen von Herrn Hagemann die Bezeichnung verdient.

Bevor ich aber mit dem Museumsrundgang beginne, kommen zuerst einige Infos über den Autor.
Gerald Hagemann ist ein gelernter Goldschmiedemeister, der sich nicht auf Schmuck, sondern auf Zauberapparate spezialisiert hat. Früher hatte er eine eigene Goldschmiede, inzwischen macht er aber nur noch Spezialaufträge, z. B. Geräte für die Zauberkünstler Siegfried und Roy. Bücher schreibt er auch, neben Krimis auch Reiseführer.

Interview mit Robert C. Marley

Was ich von Robert (Herrn Marley) wissen wollte? Da mich Bücher interessieren, habe ich vor allem über Bücher mit ihm gesprochen.

Welches bedeutet Lesen für Sie?

Bücher sind Kopfkino, Zauberei….Die Ideen, die der Autor im Kopf hat, werden, fast wie Telepathie, an die Leser weitergegeben. Aber jeder hat andere Bilder im Kopf, jeder macht einen eigenen Film.

Bücher geben Input, regen die Phantasie an.

Ihr liebstes Buch?

„Die Falsche Kiste“ von Robert Louis Stevenson

Welche Bücher haben Sie am meisten beeinflusst?

Natürlich Agatha Christie und Arthur Conan Doyle, aber auch zeitgenössische Krimiautoren wie Martha Grimes. Beeinflusst haben mich auch die Stars der True Crime Autoren wie Jonathan Goodman und M.J.Trow.

Welche Erlebnisse waren ausschlaggebend, dass Sie anfingen Bücher zu schreiben?

Als ich klein war, hat meine Mutter uns oft Geschichten erzählt, das war wohl der Grundstein. Außerdem habe ich viel gelesen, vor allem Krimis, wie Miss Marple, Edgar Wallace und Sherlock Holmes, aber auch Horror von Edgar Allan Poe. Meine ersten Geschichten habe ich schon als Schüler geschrieben, damals waren es hauptsächlich Horrorstories, die von Poe inspiriert waren.

Beeinflusst hat mich auch meine erste Absage. Ich habe mein Manuskript mit 16 Jahren an den Lübbbe-Verlag geschickt und zwar eine Absage bekommen, aber sie hat mich ermutigt, weiter zu schreiben. Es war eine persönliche Absage, der Lektor ist auf meine Geschichte eingegangen, fand sie gut, hat mir Tipps gegeben.

M.J. Trow, den ich in England besuchte, empfahl mir, einen Agenten zu suchen, das habe ich dann auch gemacht.

Ich bin ein großer Freund der Kriminalhistorie, habe sehr viel darüber gelesen, viel recherchiert, das ist natürlich eine meiner größten Inspirationsquellen.

Worauf können Sich Ihre Leser in der nächsten Zeit freuen?

Es wird natürlich einen neuen Krimi mit Inspektor Swanson geben, es wird voraussichtlich Anfang 2016 erscheinen. Swanson wird in Zauberkünstler-Kreisen ermitteln, es wird um den magischen Zirkel von England gehen. Und ein paar Prominente werden auch wieder auftreten. So wie ich bei Swanson und Jack the Ripper Oscar Wilde und Lewis Carroll eingebunden habe, da sie beide verdächtigt wurden, der Ripper zu sein – wenn auch erst Jahrzehnte nach ihrem Tod..

Ein weiteres Buch wird Ende 2015 beim Lübbe-Verlag erscheinen. Es ist auch ein Krimi, der an einen wahren Mord aus heutiger Zeit angelehnt ist. (meine Anmerkung: Ich kenne den Mord und hab ihn auch in der Presse interessiert mitverfolgt – es gibt bis heute keine Aufklärung). Für die Recherche habe ich mit der Kripo und Profilern gesprochen, die Informationen werde ich in das neue Buch einfließen lassen.

Sie haben ein eigenes Museum für Kriminalgeschichte. Wie kommen Sie an die Exponate?

Ich habe viel recherchiert, viele interessante Menschen kennen gelernt. Dadurch habe ich viele Sachen angesammelt, die ich aufhebenswert fand. So hat es angefangen. Mein erstes sogenanntes Exponat war ein Autogramm von Albert Pierrepoint, dem berühmten Henker.

Nun dürft Ihr endlich einen Blick in den Keller des Hauses von Robert werfen.

Begrüßt wird man direkt von einer Gefängnistür mit mehreren Riegeln, es gibt mehrere in der Sammlung aus deutschen und englischen Gefängnissen. Dort findet man Utensilien aus ca. 150 Jahren Kriminalgeschichte. Die meisten der Exponate stammen aus Großbritannien, da schlägt mein englandliebendes Herz gleich schneller. Ich kann nicht alles zeigen, ich konnte nicht alles fotografieren und auch nicht alles mitschreiben (Diktiergeräte finde ich grausam), daher kommt hier nur eine kleine Auswahl der Exponate und Erklärungen dazu.

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Jack the Ripper-Sammlung mit einer Originalschrift des Rippers

Inspektor Swanson

Hier zwei Originalfotografien vom Chief Inspector Donald Sutherland Swanson aus dem Kriminalmuseum in Lemgo. Von ihm müssen direkt beide Fotos gezeigt werden, denn er war derjenige, der ich zum Herrn Hagemann geführt hat.

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So sah Inspektor Swanson wirklich aus.

Foto von Inspektor Swanson, Robert C. Marley, Kriminalmuseum Lemgo

Chief Inspector Donald Sutherland Swanson (1848-1924) war Chief Inspector und später Superintendent vom Scotland Yard. Swanson ermittelte bei vielen bekannten Verbrechen in viktorianischen London, sein berühmtester Fall war aber die Beteiligung an den Ermittlungen der Whitechapel Morde, die von Jack the Ripper verübt wurden. Robert C. Marley verewigte Inspektor Swanson in einer Buchreihe, die im Dryas Verlag erschienen ist. Die Story um Jack the Ripper findet Ihr im Buch „Inspektor Swanson und der Fall Jack the Ripper“*.

10 Rillington Place, London, Haus von John Christie, Kriminalmuseum Lemgo, Robert C. Marley, Frauenwürger von London

10 Rillington Place – Der Originalschlüssel zum Reihenhaus von John Christie

10 Rillington Place – Die Geschichte von John Christie

John Christie (John Reginald Halliday Christie (1899-1953) war ein britischer Serienmörder, Frauenmörder. Fast 20 Jahre lebte John Christie im Reihenhaus in London, Notting Hill, Rillington Place Nr. 10. Erst nach seinem Auszug entdeckte der Nachmieter eine eingemauerte Leiche in der Wand. Später fand die Polizei 3 weitere in den Wänden eingemauerte Frauenleichen und unter dem Fußboden die Ehefrau. Im Garten wurden weitere Frauenskelette gefunden. Besonders bekannt wurde der Fall, weil ein Unschuldiger (der Nachbar) zuerst verurteilt und gehängt wurde.
John Christie wurde 1953 von Albert Pierrepoint gehängt – die Familie Pierrepoint werde ich auch gleich noch etwas Aufmerksamkeit widmen.
Es gibt eine bekannte Verfilmung der Geschichte „John Christie, der Frauenwürger von London“*(englischer Titel „10 Rillington Place).

Norman Thorne, Mord auf der Hühnerfarm, Der Schrei des Hahns, Minette Walters,

Fotos von Norman Thorne, dem Hühnerfarmmörders

Der Mord auf der Hühnerfarm

Der Mörder von der Hühnerfarm wird Norman Holmes Thorne genannt. Norman wurde von seiner Freundin Elsie lange bedrängt, sie zu heiraten. Zuerst konnte er nicht, weil er keine Stelle hatte, dann wollte er nicht, weil er sich in ein anderes Mädchen verliebt hat. Doch Elsie drängte weiter, Irgendwann brachte Norman sie um und begrub sie in seinem Garten.
Ein Torpfosten und ein Dachbalken der berüchtigten Hühnerfarm könnt Ihr auf dem Foto sehen. Übrigens hat sich auch Minette Walters von der Geschichte inspirieren lassen, in ihrem Krimi „Der Schrei des Hahns“* beschreibt sie die Geschichte um Norman und Elsie.

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Fotos und Zeichnungen vom Gef, dem sprechenden Mungo

Gef, der sprechende Mungo

Es ist zwar keine Kriminalgeschichte, sie ist aber nicht weniger interessant. Gef, der sprechende Mungo, tauchte in den 30-er Jahren auf einer sehr einsamen Farm auf der Isle of Man auf. Auf der Farm lebte die Familie Irvings mit der Tochter Voirrey. Irgendwann tauchte dort ein Mungo auf, der anfangs nur bellte, knurrte und spukte. Die Tochter kam auf die Idee, dem Mungo das Sprechen beizubringen, was anscheinend auch klappte. Irgendwann konnte der Mungo mit Voirrey sprechen.
Erzählungen über den sprechenden Mungo lockten Reporter und Parapsychologen an, diese hörten umenschliche Sprechtöne, aber keiner sah den Mungo. Einige behaupteten, dass die zweite Stimme von der gespaltenen Persönlichkeit der Tochter kommt, andere sahen im Mungo einen Poltergeist, der das Haus schon vor der Familie Irving bewohnt hat.
Ein Medium behauptete, dass es auf der Erde eine zweite Menschenrasse gibt, die so kultiviert und hoch entwickelt ist, dass sie Tieren das sprechen beibringen kann. Gef soll ein Abgesandter dieser Menschenrasse sein….. ein Lama hat es verraten.

Pinkerton's Detektei, Kriminalmuseum Lemgo, Museum Lemgo, Robert C. Marley

Pinkerton’s Detektei existiert bis heute

Pinkerton’s Detektei

Die vielleicht bekannteste Detektei der Welt ist die Pinkerton’s Detektei. Die Detektei existiert wirklich, gegründet wurde sie ca. 1850 von Allan Pinkerton und es gibt sie bis heute. In mehreren Werken um Sherlock Holmes findet man Anspielungen auf Mitglieder der Detektei, sowohl bei Arthur Conan Doyle als auch bei (meiner Meinung nach würdigem) Nachfolger Anthony Horowitz*. Aber auch in meinen derzeitigen Lieblingsserien, Ripper Street* und Penny Dreadful* spielen Mitglieder der Detektei mit.

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Signiertes Exemplar einer Biografie von Jack Slipper

Jack Slipper & Ronny Biggs

Eine signierte Biografie und ein Foto von Jack Slipper könnt Ihr im Kriminalmuseum in Lemgo sehen und ein Shirt mit Autogramm von Ronny Biggs. Jack Slipper war der Scotland Yard Superintendent, der einige Mitglieder des großen Postzugraubs von 1964 gefasst hat. Einer der Posträuber, Ronny Biggs konnte nach Brasilien fliehen.

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Lebendmaske des Henkers Albert Pierrepoint

Albert Pierrepoint – Englands berühmtester Henker

Nun aber zu dem oben schon erwähnten Albert Pierrepoint (1905-1992), er war der meistbeschäftigte und berühmteste Henker Englands. Rund die Hälfte der seiner Hinrichtungen waren Militärexekutionen, u. a. auch viele deutsche Kriegsverbrecher aus der Zeit nach dem II. Weltkrieg. Auf dem Bild oben könnt Ihr einen seiner Briefe und seine Totenmaske sehen (davon existieren nur zwei). Das Henkerdasein war aber nur ein Nebenerwerb in Großbritannien. Die Henker bekamen nur eine bestimmte Summe pro Hinrichtung. Auch Albert Pierrepoint war in seinem eigentlichen Leben Pubbesitzer, Henker war er nur nebenberuflich. Die Familie Pierrepoint war eine Henkerdynastie, schon der Vater und der Onkel waren berühmte Scharfrichter.

Der Henker James Berry

James Berry (1852-1913), ein anderer bekannter englischer Henker taucht im erstem Buch um Inspector Swanson „Inspector Swanson und der Fluch des Hope-Diamanten“ auf. Er hängte z. B. William Bury, einen der Verdächtigen der Ripper-Morde. Ich gehe fast davon aus, dass er im nächsten Buch auch wieder auftaucht.

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Grab des Henkers James Berry

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Jack the Ripper-Sammlung

Die Jack the Ripper Sammlung ist vermutlich am umfassendsten. Neben Fotos, Briefen, Zeitungsartikeln und zahlreichen Merchandisingartikeln besitzt Herr Hagemann angeblich auch ein Originalschriftstück vom Jack the Ripper. Sehen durfte ich es bedauerlicherweise nicht, da ich sonst direkt wüsste, wer der Mörder im neuen Swanson-Buch „Inspektor Swanson und der Fall Jack the Ripper“ ist. Nun ja, ich bin gespannt.

Robert C. Marley, Englisches Kriminalmuseum

Fotos der Opfer von Jack the Ripper im Kriminalmuseum in Lemgo

Faksimile von Schriftstücken von Jack the Ripper

Lampe aus einem Wohnhaus von Arthur Conan Doyle

Lampe aus einem Wohnhaus von Arthur Conan Doyle

Und nun freue ich mich auf die neuen Schätzchen in meinem Bücherschrank. Das erste Buch um Inspektor Swanson „Inspektor Swanson und der Fluch des Hope Diamanten“ hat mir sehr gut gefallen.

Besuch im Kriminalmuseum in Lemgo

Das Kriminalmuseum in Lemgo kann gegen eine Spende von 5 € besucht werden. Da es sich aber um eine private Sammlung handelt, gibt es keine festen Öffnungszeiten. Wer Interesse an dem Museumsbesuch hat, muss vorab Kontakt mit Robert aufnehmen, um einen Termin zu vereinbaren. Weitere Informationen dazu findet Ihr auf der Webseite des Autors.

 

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Erstellt am Juli 12, 2015

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3 Antworten zu “Ein mörderisch guter Besuch bei Robert C. Marley – Kriminalmuseum in Lemgo”

  1. Das ist ja mal ein abwechslungsreiches Berufsleben. Kommt direkt auf meine Buchliste. LG, Andrea

  2. Rostrose sagt:

    Liebe Maegwin,

    dieser Artikel von dir wäre mir ja beinah entgangen! Wirklich spannend (und etwas gruselig), was Mr. Robert C. Marley da alles in seinem Museum zusammengetragen hat und welche Geschichten es erzählt. Es wundert mich nicht, dass er dadurch zu eigenen Stories inspiriert wird! Besonders schräg fand ich übrigens die Mungo-Geschichte ;o))

    Dank dir auch sehr für deinen Kommentar zum Thema Irland. Es war wirklich wunderbar dort. Aber ich bin auch schon in Schottland gewesen und es hat mir auch dort gut gefallen. Wenn es dich nächstes Jahr also eher nach Schottland zieht, wirst du bestimmt auch dort jede Menge traumhafte Landschaften und gruselige Castles entdecken ;o)) [Unsere Freunde Moni und Michi zieht es 2016 übrigens ebenfalls nach Schottland!] Falls du dich aber tatsächlich in Richtung Eire um-entscheidest: Achtung, nicht das B&B in Kilkenny hat den Geist (es sei denn, das in der Dusche war ein Klopfgeist), sondern die Hexe treibt sich im PUB Kyteler's Inn herum! ;o))

    Alles Liebe von der Rostrosen-Traude

    ๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑๑

    http://rostrose.blogspot.co.at/2015/09/oldtimer-rallye-2015.html

  3. […] mal was vom Kriminalmuseum in Lemgo gehört? Eva war zu […]

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