Schon aus der Ferne sieht man, wie sie über den Bergen thront, die imposante Burg Hohenzollern. Nicht ohne Grund ist es eine der meistbesuchten Burgen Europas und vielleicht die wichtigste Sehenswürdigkeit in Baden-Württemberg. Der Stammsitz des preußischen Adelsgeschlecht Hohenzollern, einer der mächtigsten Herrscherfamilien, ist vielleicht auch die deutscheste aller Burgen. Die Anlage wirkt mittelalterlich, ist sie jedoch nicht, denn sie wurde im Stil der Neo-Gotik im 19. Jahrhundert erbaut. Wer nach der Burgbesichtigung noch nicht genug hat, kann einen Spaziergang durch die unterirdischen Gänge machen und sich auf die Spuren der Weißen Dame, des Hohenzollerngeistes begeben. Denn der Ursprung der Legende um die Weiße Dame ist vielleicht bei den Hohenzollern zu finden. 

Schönste Burg von Baden-Würtemberg

Burg Hohenzollern auf dem Zollerberg

GESCHICHTE DER BURG HOHENZOLLERN

Die Burg Hohenzollern, wie wir sie heute zu Gesicht bekommen, ist die dritte Burg auf dem Zollerberg. Die erste mittelalterliche Burg wurde vermutlich Anfang bis Mitte des 11. Jahrhunderts erbaut. Schon damals muss es eine sehr beeindruckende Anlage gewesen sein, da sie als „Krone aller Burgen in Schwaben“ betitelt wurde. 1423, nach einer Belagerung, wurde der Bau völlig zerstört.

Die zweite Burg wurde im 30-jährigen Krieg als Festung erbaut. Nach dem Krieg wurde der Stammsitz der Hohenzollern jedoch verlegt, die Burg wechselte mehrfach die Besitzer und verlor ihre militärische Bedeutung. Schwedische und württembergische Truppen belagerten die Burg, bis diese verlassen wurde. Sie verfiel zur Ruine.

DIE DRITTE UND HEUTIGE BURG

Die dritte Burg ist ein Neubau aus dem 19. Jahrhundert, jedoch bestimmt die prachtvollste der drei Burgen. Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, der spätere König Wilhelm IV. veranlasste den Wiederaufbau. Er besuchte 1819 die Ruine auf dem Burgberg und war begeistert vom Stammsitz seiner Urahnen. In der Jahren 1850 bis 1867 wurde das Herrschaftsgebäude im Stil des Historismus aufgebaut, die romantische Vorstellung des Mittelalters wurde hier vollendet umgesetzt.

Der Erbauer hat die Einweihung der Burg am 3. Oktober 1867 nicht mehr erlebt. Sie wurde auch nie bewohnt, als Wohnort ungeeignet, diente nur repräsentativen Zwecken der Adelsfamilie. Lediglich nach dem II. Weltkrieg lebte Wilhelm von Preußen, ehemals der Deutsche Kronprinz 5 Monate hier. Er war hier inhaftiert, durfte sich nur im Umkreis von 25 Km bewegen. Die kalte Burg war zum wohnen jedoch ungeeignet, da sie zu kalt und nicht zu beheizen war.

Zollerberg, Burg Hohenzollern, Schwäbische Alp

Der Rundblick vom Burgberg ist spektakulär

Burg Hohenzollern

DAS ADELSGESCHLECHT HOHENZOLLERN

Die Familie Hohenzollern ist fast 1000 Jahre alt und eine der bedeutendsten deutschen Herrscherdynastien. Seit der Reformation bis heute besteht das Geschlecht aus zwei Linien, einer katholischen (schwäbischen) Linie und der evangelischen (fränkischen, später brandenburgisch-preußischen) Linie. Aus der zweiten Linie gehen die Brandenburgischen Kurfürsten und ab 1700 die berühmten preußischen Könige und Deutsche Kaiser hervor. Zu den bekanntesten gehört der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. und sein Sohn Friedrich II., „der Große“.

Der Erbauer der heutigen Burg, König Friedrich Wilhelm IV., war der Sohn Friedrich Wilhelms III. und der beliebten Königin Luise von Preußen. Verheiratet war er mit Elisabeth von Bayern, der Tante von Sissi. Der heutige Eigentümer der Burg ist Georg Friedrich Prinz von Preußen.

Burg Hohenzollern, Historismus, Neogotik

Gotische Pracht wurde im 19. Jahrhundert erbaut

Farben der Hohenzollern, Burg Hohenzollern

Die Farben der Hohenzollern – Silber und Schwarz – wurden im Boden als Intarsien verewigt. – © Roland Beck/Burg Hohenzollern

Bibliothek der Burg Hohenzollern

Ehemals die Bibliothek der Burg –  © Roland Beck/Burg Hohenzollern

Prunkvolle und glamouröse Räume der Burg Hohenzollern

© Roland Beck/Burg Hohenzollern

DER GEIST DER BURG HOHENZOLLERN UND DIE LEGENDE UM DIE WEISSE DAME

Immer wieder bin ich erfreut, wenn Geister auch die deutschen Burgen besuchen. Auf den Britischen Inseln hat jede Burg einen Hausgeist, während in Deutschland werden die alten Gemäuer recht selten von Geistererscheinungen frequentiert. Von der Burg Hohenzollern wird berichtet, dass die Weiße Frau dort gesichtet wird. Die Legende um die Weiße Frau von Hohenzollern hat vermutlich ihren Ursprung im 14. Jahrhundert. Gräfin Kunigunde von Orlamünde soll nach dem Tod ihres Mannes Interesse am Grafen Albrecht dem Schönen gehabt haben. Dieser soll ihr gesagt haben, dass vier Augen der Eheschließung im Weg stehen. Kunigunde dachte, dass es sich dabei um seine zwei Kinder handelt und brachte sie um. Mit vier Augen waren allerdings die Eltern des Grafen gemeint. Natürlich heiratete der Graf sie nicht! Als Bußort wählte Kunigunde ein Zisterzienserkloster und trug seit dem weiße Nonnentracht. Seit dem wird sie regelmäßig gesichtet, angeblich bis heute. Diese Legende soll der Ursprung aller Legenden um die Weiße Dame sein, denn die Weiße Dame gilt seit dem als Unheilsbotin und wird das Hohenzollerngespennst genannt.

Den Hohenzollern scheint recht häufig Unheil angekündet zu werden, denn nicht nur auf dieser Burg erscheint die Weiße Dame. Sie wurde im Bayreuther Schloss, auf der Plessenburg, im Berliner Schloss oder auf der Heidecksburg bei Rudolstadt. Es sind alles Besitzungen der Hohenzollern und immer wieder kündete die Weiße Frau den Angehörigen bevorstehende Todesfälle.

„Gehüllt in weiße Witwentracht,
Im weißen Nonnenschleier,
So schreitet sie um Mitternacht
Durch Burg und Schlossgemäuer“ 

Christian Graf zu Stollberg

DAS TÄUSCHUNGSMANÖVER DER WEISSEN FRAU

Von der Burg Hohenzollern wird noch eine andere Legende erzählt. Der Burgberg ist angeblich von kilometerlangen Geheimgängen durchzogen. Durch einen dieser Geheimgänge soll eine junge Frau im weißen Gewand in das gegnerische Lager und wieder zurück gelangt sein. Sie soll Pulver und Medikamente den Burgbewohnern gebracht haben. Angeblich hat sie die Legende um den Hohenzollerngeist als Täuschungsmanöver genutzt und die Soldaten hielten sie tatsächlich für das Burggespenst und ließen sie gehen.

Unterirdische Gänge unter der Burg Hohenzollern

Unterirdische Gänge unter der Burg Hohenzollern

EIN BESUCH AUF BURG HOHENZOLLERN

Die Burganlage gehört zu den schönsten Burgen, die ich kenne (und ich kenne sehr viele). Die trutzige und doch filigrane Bauweise, die prunkvollen Räumen stellen das Mittelalter idealisiert und romantisiert dar. Das gefällt mir sehr! Doch ich bin nicht die einzige. Die Burg wird von Reisenden aus der ganzen Welt besucht. Täglich finden mehrere Führungen statt, am Wochenende stündlich, meist auch in mehreren Sprachen. Wenn ihr eine Besichtigung der Burg plant, schaut Euch unbedingt die Innenräume an. Denn von Außen ist die Burg schon unglaublich imposant, die Innenräume sind aber eine Wucht aus Prunk und Glamour. Und ein Blick auf die echte preußische Königskrone und die Kornjuwelen lohnt sich definitiv.

Der Aufstieg zur Burg ist anstrengend, jedoch in ca. 20 Minuten zu bewältigen. Wer das nicht möchte, kann für knapp 2 € den Shuttle-Bus nehmen, der regelmäßig zwischen dem Parkplatz und der Burg verkehrt.

Nach der Besichtigung habe ich mir im Museumsshop noch einen Führer über die schönsten schwäbischen Burgen und Schlösser gekauft und dabei festgestellt, dass ich noch eine ganze Menge zu tun habe.

Erstellt am April 5, 2017

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20 Antworten zu “Prunk und Glamour der Burg Hohenzollern”

  1. Steffi sagt:

    Allein die Bilder sind wirklich vielversprechend und wenn es nicht so weit weg wäre, würde ich sofort hin fahren. Ich kenne definitiv zu wenig Burgen und Schlösser 😁
    Liebe Grüße

  2. Julia sagt:

    Wow, die sieht ja wirklich märchenhaft schön aus 🙂 <3

  3. wir-testen sagt:

    Die Burg ist schon klasse! Ich war mal dort im Nebel 🙂
    Unten lag alles in Nebel, oben schien die Sonne!
    Viele Grüße

  4. Andrea sagt:

    Sehr beeindruckend sieht das aus, und das Wetter war ja scheinbar wieder auf deiner Seite. Ich war noch nie im Schwabenland. LG, Andrea

    • Burgdame sagt:

      Ja, war es… im Februar 13-14 ° und Sonnenschein. Ich hab irgendwie oft Glück mit dem Wetter. Ich war vorher auch noch nie im Schwabenland, aber jetzt wohnt ja meine Schwester dort und für eine Kiste Porter hab ich sofort Obdach. 🙂

  5. Fotorike sagt:

    Wer hat es bezahlt, das Volk, welches Hunger litt.
    Wenigstens kann es jetzt jeder sehen und auch bewundern.
    Grüße Fotorike

  6. shadownlight sagt:

    Liebe Eva, ich mag ja solche Geschichten um Burgen :)!
    Die Burg sieht super aus und um es noch mal zu betonen: Die Bilder sind super!
    Liebe Grüße!

  7. Burgdame sagt:

    Danke, leider nicht alles meine Bilder, denn die Innenräume durfte man nicht fotografieren.

  8. Danke für´s Vorstellen dieser tollen Burg. Von außen sieht die richtig urig aus. Aber die Innenaufnahmen sind ja mal ein richtiger Hingucker – tolle Inneneinrichtung!

    Liebe Grüße

    Jennifer
    http://jennifer-femininundmodisch.blogspot.de/2017/04/unterwegs-mein-verpasster-museumsbesuch.html

  9. Shan Dark sagt:

    Ist absolut dick ins Ohr geknickt, die Burg. Ich muss gestehen, ich hab von der noch nie was gehört, war allerdings auch noch nicht viel im Schwäbischen unterwegs. Irgendwie nicht so mein Landstrich bisher, auch wenn die Natur und jetzt auch die Burgen für sich sprechen. Das Interieur auf den Fotos ist ja zum Sabbern, ebenso der Blick von und auf die Burg. Danke für diesen doch recht nahe-liegenden Tipp!

  10. elablogt sagt:

    Oh schön gruselig die weiße Frau die immer Todesfälle ankündigt. Solche Geschichten sind für mich ja immer spannend zu lesen. Und wie dieses Bauwerk da auf dem Berg thront ist schon sehr beeindruckend!
    Liebe Grüsse Ela

  11. Oberschwabe sagt:

    Schöner Bericht 🙂 Die weiße Dame gibt es des Öfteren in Schwaben, respektive Süddeutschland. Man verbindet damit vergessene Keltengräber, die im Licht schimmerten. Und der Adel von Hohenzollern hatten auch das Schloss Sigmaringen inne 🙂

    • Burgdame sagt:

      Die weiße Dame wurde schon überall gesichtet, besonders in England ist die Dichte der Weißen Damen enorm. Aber dass man sie mit vergessenen Keltengräbern verbindet, habe ich noch nie gehört. Sehr interessant. Ja, das Schloss Sigmaringen wollte ich auch anschauen, aber leider war die Zeit zu knapp. Aber ich komme wieder. 🙂

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