ROMANTISCHER MITTELRHEIN

Romantischer Rhein, so wird die Gegend des Mittelrhein-Tals genannt, die sich von Bingen und Rüdesheim bis nach Remagen bei Bonn erstreckt. Gleich zwei UNESCO-Welterbestätten bietet die Region: Das Welterbe Oberes Mittelrheintal und den Obergermanisch-Raetische Limes. Für mich ist die Gegend natürlich besonders reizvoll, da das Mittelrhein-Tal die höchste Burgen- und Schlösserdichte in Deutschland hat. Das war natürlich auch der Grund, warum sich die Romantiker von der Gegend so angezogen fühlten und der Rhein zu den beliebtesten Reisezielen der damaligen Zeit avancierte. Auch heute noch sind Briten nach den Niederländern die Nationalität, die den Rhein am häufigsten besucht. Die Briten lieben ihr kulturelles Erbe und besuchen die Wirkungsstätten ihrer Künstler und Dichter sehr gerne.

Auch zum Aktivurlaub ist der Rhein optimal, da es zwei Fernwanderwege gibt. Der rechtsrheinische Rheinsteig mit über 300 Km und der linksrheinische Rhein-Burgen-Weg, der knapp 200 Km umfasst, sind die beiden bekanntesten Wanderwege. Es gibt aber noch eine Vielzahl kurzer Wanderwege oder Rundwanderungen, die Traumpfade genannt werden. Alle Wege sind landschaftlich besonders reizvoll und haben auch kulturell und kulinarisch viel zu bieten. Und alle sind an ein Bahnhof oder eine Schiffsanlegestelle angebunden.

Rhein, Burgen am Rhein, Rhein in Gemälden

Romantischer Mittelrhein

Loreley, Burg in St. Goarshausen

St. Goarshausen – eins der Lieblingsmotive der Romantiker

 

ROMANTIKER AM RHEIN

Im 18. und 19. Jahrhundert gehörte die „Grand Tour“, die Bildungsreise durch Europa, für alle wohlhabenden Engländer zur Pflichtveranstaltung. Das Ziel war das sonnige und liebliche Italien. Die Reise führte von England über Deutschland und die Schweiz nach Italien. Da Künstler, Literaten und Musiker oft aus wohlhabenden Häusern stammen, gingen auch sie auf die „Grand Tour“.

Deutschland wurde zuerst nur als Durchreise-Land gesehen. Erst in der Romantik entwickelte sich Deutschland, besonders der Rhein zum eigentlichen Reiseziel und lieferte den Künstlern verschiedene Inspirationen.

Für die Romantik kennzeichnend ist die Sehnsucht nach Vergangenheit, aber auch nach Sagen, nach Legenden. Das Mittelalter wurde verherrlicht, Burgen und vor allem Burgruinen entwickelten sich zu beliebten Ausflugszielen. Aber auch das Düstere und Geheimnisvolle zog Menschen an. Hinzu kam die liebliche aber wilde Landschaft des Rheintals mit schroffen Felsen mit romantischen Schlössern.

Gemälde von William Turner mit Burg Rheinfels, Burgruine am Rhein

„Burg Rheinfels“  circa 1841 Joseph Mallord William Turner Photo © Tate – CC-BY-NC-ND 3.0

Burg Rheinfeld am Rhein, St. Goarshausen

Burg Rheinfels heute

 

 

BACHARACH- DIE STADT DER RHEINROMANTIKER

„Ich befinde mich in diesem Augenblick in einer der schönsten, angenehmsten und unbekanntesten alten Städte der Welt“ sagte einst Victor Hugo über das Städtchen Bacharach. Die alten Fachwerkhäuser an den schmalen Gässchen, die regionale Küche und der gute Wein begeistern die Menschen bis heute. Nur das Wort unbekannt trifft vermutlich nicht mehr auf Bacharach zu, da die Stadt zu den beliebtesten Ausflugszielen gehört.

Bacharach gehörte schon früher zu Stationen der Rheinreise, denn der mittelalterliche Stadtkern und die Burg Stahleck locken sehr viele Besucher in die Stadt. Im 19. Jahrhundert war der Flusslauf des Rheins jedoch etwas anders, der Rhein floss damals direkt an der Stadtmauer entlang. Die Burg Stahleck war eine Ruine. Die Ursprünglichkeit war bei den Romantikern so beliebt.

Den Romantikern wurde in Bacharach ein Denkmal gewidmet. Victor Hugo wird als Hahn dargestellt, der gallische Hahn diente hier als Vorbild. Brentano wird als Vogel dargestellt, denn ein Vogel symbolisiert die Freiheit der Gedanken. Heinrich Heine ist ein Stier, da er als Jude geboren wurde und ein Stier spielt im jüdischen Glauben eine wichtige Rolle. Die Figuren sind zwar alle getrennt, sitzen jedoch zusammen am Tisch, einem Symbol für die Kommunikation und Freundschaft. Das Denkmal wurde von einer lokalen Bildhauerin Liesel Metten erschaffen.

Denkmal Victor Hugo, Clemens Brentano und Heinrich Heine

Denkmal der Rhein-Romantiker

Gemälde von William Turner "Bacharach"

„Bacharach“, circa 1841, Joseph Mallord William Turner Photo © Tate – CC-BY-NC-ND 3.0

Bacharach - während der Romantik und heute

Unsere Stadtführerin zeigt die Werke von Turner im Vergleich zum heutigen Bacharach.

Burg, Burgruine am Rhein

Burg Stahleck in Bacharach – zu Turners Zeiten war es eine Ruine

Kirchenruine am Rhein

Wernerkapelle in Bacharach – ein Wahrzeichen der Romantik am Rhein

AUF DEN SPUREN VON WILLIAM TURNER AM RHEIN

Der Maler Joseph Mallord William Turner (1775-1851) ist vermutlich der bedeutendste Künstler der Romantik in England. Vor allem seine Reisen dienten ihm als Inspiration. Im Alter von 18 Jahren macht Turner zum ersten Mal eine Reise, um zu zeichnen. In meinem Artikel über die walisischen Ruinen in Turners Werken könnt Ihr einige seiner Werke sehen.  Eine Reise entlang des Rheins machte Turner drei Mal, daher entstanden dort eine Vielzahl seiner Werke. Während seiner Reisen hat er jedoch nur Skizzen erstellt, die Aquarelle sind erst später in London entstanden. Bilder sind Kompositionen aus verschiedenen Skizzen. Die Blickwinkel gibt es so in der Realität nicht.

Die Lorelei gehörte zu seinen liebsten Motiven, wurde von Turner aber immer deutlich schroffer dargestellt, als sie in Realität ist. Er hat sie insgesamt fünf Mal gemalt, zwei der Gemälde sind jedoch heute verschollen. William Turner hat einen großen Beitrag dazu geleistet, dass die Engländer die Rhein nicht nur als Durchgangsverkehr nutzten, sondern als eigentliches Reiseziel wählten.

 

BEDEUTENDE STANDORTE DER RHEINROMANTIK – TURNER-WEG

Der Turner-Weg, der derzeit am Rhein entsteht, ist ca. 60 Km lang. Die Orte, an denen Turner gemalt hat, sind mit einer Bodenplatte gekennzeichnet, neben einer Inschrift ist auch die Skizze von Turner auf der Bronzeplatte verewigt. Mehr Infos erhält der Wanderer über einen QR-Code auf der Plakette. Die Rheinromantik soll so aus den Museen in die Landschaft transportiert und den Menschen näher gebracht werden. Der Turner-Weg ist aber nur der Anfang, für die Zukunft ist auch eine „Via Brentano“ geplant, die Plaketten werden die Gedichte von Brentano enthalten. Die Besucher können so die Reisen der Romantiker nachreisen und die Ausblicke genießen, die so viele Künstler inspiriert haben.

Joseph Mallord William Turner, „On the Rhine“, ca. 1830 – © Tate – CC-BY-NC-ND 3.0

 

LORELEI VON HEINRICH HEINE ODER LORE LEY VON CLEMENS BRENTANO

Das Gedicht „Lorelei“ von Heinrich Heine kennen vermutlich die meisten von Euch. Kaum einer weiß, dass Clemens Brentano auch ein Gedicht über die Lorelei schrieb, welches früher entstanden ist. Brentano war der erste, der den schroffen Felsen mit einer Frau in Verbindung brachte. Heinrich Heine spricht vom „Märchen aus uralten Zeiten“ und gibt so dem Leser das Gefühl, dass es sich um eine alte Sage handelt. Dabei waren die Romantiker die ersten, die eine verführerische junge Frau auf den Felsen am Rhein setzten. Hier die unbekannte Version „Lore Ley“ von Brentano. 

LORE LEY von Clemens Brentano

Zu Bacharach am Rheine
wohnt‘ eine Zauberin,
die war so schön und feine
und riß viel Herzen hin.

Und machte viel zuschanden
der Männer rings umher,
aus ihren Liebesbanden
war keine Rettung mehr!

Der Bischof ließ sie laden
vor geistliche Gewalt
und mußte sie begnaden,
so schön war ihr‘ Gestalt.

Er sprach zu ihr gerühret:
„Du arme Lore Lay !
Wer hat dich denn verführet
zu böser Zauberei ?“

„Herr Bischof, laßt mich sterben,
ich bin des Lebens müd,
weil jeder muß verderben,
der meine Augen sieht‘

Die Augen sind zwei Flammen,
mein Arm ein Zauberstab –
schickt mich in die Flammen,
o brechet mir den Stab!“

Ich kann dich nicht verdammen,
bis du mir erst bekennt,
warum in deinen Flammen
mein eignes Herz schon brennt!

Den Stab kann ich nicht brechen,
du schöne Lore Lay!
Ich müßte denn zerbrechen
mein eigen Herz entzwei!

„Herr Bischof, mit mir Armen
treibt nicht so bösen Spott
und bittet um Erbarmen
für mich den lieben Gott?

Ich darf nicht länger leben,
ich liebe keinen mehr, –
den Tod sollt Ihr mir geben,
drum kam ich zu Euch her!

Mein Schatz hat mich betrogen,
hat sich von mir gewandt,
ist fort von mir gezogen,
fort in ein fremdes Land.

Die Augen sanft und wilde,
die Wangen rot und weiß,
die Worte still und milde,
das ist mein Zauberkreis.

Ich selbst muß drin verderben,
das Herz tut mir so weh,
vor Schmerzen möcht‘ ich sterben,
wenn ich mein Bildnis seh´.

Drum laß mein Recht mich finden,
mich sterben wie ein Christ,
denn alles muß verschwinden,
weil es nicht bei mir ist!“

Drei Ritter läßt er holen:
„Bringt sie ins Kloster hin!
Geh, Lore! Gott befohlen
sei dein berückter Sinn!

Du sollst ein Nönnchen werden,
ein Nönnchen schwarz und weiß,
bereite dich auf Erden
zu deines Todes Reis‘ !“

Zum Kloster sie nun ritten,
die Ritter alle drei
und traurig in der Mitten
die schöne Lore Lay.

„O Ritter, laßt mich gehen
auf diesen Felsen groß,
ich will noch einmal sehen
nach meines Lieben Schloß.

Ich will noch einmal sehen
wohl in den tiefen Rhein
und dann ins Kloster gehen
und Gottes Jungfrau sein!“

Der Felsen ist so jähe,
so steil ist seine Wand,
doch klimmt sie in die Höhe,
bis daß sie oben stand.

Es binden die drei Reiter
die Rosse unten an
und klettern immer weiter
zum Felsen auch hinan.

Die Jungfrau sprach: „Da gehet
ein Schifflein auf dem Rhein,
der in dem Schifflein stehet,
der soll mein Liebster sein !

Mein Herz wird mir so munter,
er muß mein Liebster sein !“
Da lehnt sie sich hinunter
und stürzet in den Rhein.

Die Ritter mußten sterben,
sie konnten nicht hinab;
sie mußten all´ verderben,
ohn´ Priester und ohn´ Grab!

Wer hat dies Lied gesungen?
Ein Schiffer auf dem Rhein,
und immer hat´s geklungen
von dem Dreirittetstein:
Lore Lay!
Lore Lay!
Lore Lay!
Als wären es meiner drei!

 

FAZIT

Meine regelmäßigen Leser wissen, dass die Romantik meine liebste Kunstepoche ist. Schon häufig habe ich die Ruinen z. B. von Caspar David Friedrich beschrieben wie Eldena, Oybin oder Landskron. Wie die Romantiker, fühle ich mich von der Vergangenheit und von Geschichte hingezogen. Ich liebe Burgen und Ruinen. Ähnlich wie für die Romaniker gehört der Rhein für mich zu den schönsten Ecken in Deutschland. Hier gibt es unglaublich viel zu entdecken. Alle, die mir regelmäßig folgen, wissen auch, dass ich auch dem guten Rhein-Wein nicht abgeneigt bin. Aber darüber schreibe ich etwas in einem der nächsten Posts.

 

Auf die Reise „Romantischer Rhein“ wurde ich von Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH und von Romantischer Rhein Tourismus GmbH eingeladen. Herzlichen Dank für diese wunderschöne Reise!

 

 

Erstellt am Juni 12, 2017

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8 Antworten zu “Am Rhein auf den Spuren der Romantiker”

  1. Thea sagt:

    Der Mittelrhein ist wunderschön und es gibt noch soviel zu sehen und zu entdecken, da habe ich auch noch viel zu tun 🙂 Auf dem RheinBurgen Weg habe ich bisher nur die erste Etappe von Bingen nach Trechtingshausen geschafft, da wird hoffentlich in diesem Jahr auch noch viel mehr passieren.

    Das Bacharach Bild von Turner ist toll, man weiß genau wo er gestanden haben muss um diese Ansicht so oder so ähnlich zu sehen. Liebe Grüße Thea

  2. shadownlight sagt:

    Hey, ja definitiv ist das absolut Deins und ich finde es auch immer wieder spannend, was du so alles entdeckst und vorstellst.
    Liebe Grüße!

  3. Martina sagt:

    Ein wunderbares Gedicht, dass Du uns vorgestellt hast. Es war mir tatsächlich unbekannt. Die Reise stelle ich mir unglaublich vor. Mit Deinen Aus- und Einblicken ist dies eine zauberhafte Gegend, die ich mir unbedingt ansehen muss! Herzlichen Dank und liebe Grüße
    Martina

  4. Rosi sagt:

    ein sehr schöner Beitrag
    ja .. in Bacharach gibt es viel zu entdecken
    auf der Burg Stahleck war ich schon als Kind in der Jugendherberge
    damals war der Burgfried noch ohne Dach ..
    es war sehr romantisch im alten Rittersaal und den alten Gängen und Stuben
    liebe Grüße
    Rosi

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