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Der Sofioter Zentralfriedhof, größter Friedhof von Sofia, der bulgarischen Hauptstadt ist groß und außergewöhnlich. An einem sonnigen Sonntag mache ich mich auf den Weg zum Friedhof, denn alte Friedhöfe gehören grundsätzlich zu meinem Sightseeing-Programm. Obwohl es von der Innenstadt nur einige Stationen mit der Tram sind, verlässt man die schmucke Innenstadt und fährt in eine verfallene Industriegegend. Ein schöner Friedhof ist der Zentralfriedhof nicht, dennoch ist ein Besuch auf diesem alten Friedhof in Sofia interessant. Die orthodoxe Begräbniskultur ist anders, die Gräber unterscheiden sich von den in Westeuropa. Alte Gräber, die mehr als 100 Jahre alt, sind gibt es hier viele, aber es gibt aber nur wenig Skulpturen und monumentale Mausoleen. Sehr interessant fand ich hier die Tierwelt, denn Friedhöfe sind meist überraschend lebendig.

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Jede Religion hat hier eine eigene Friedhofskapelle – hier die jüdische Kapelle.
Es gibt viele verfallene Gräber….

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…und einst imposante Skulpturen.

Lohnt sich ein Besuch auf dem Zentralfriedhof in Sofia?

Der Friedhof ist riesig, ich habe fast drei Stunden dort verbracht. Ich genieße es sehr, durch alte Friedhöfe zu spazieren, die Stimmung und die Ruhe zu spüren. Doch ruhig ist der größte Friedhof von Sofia nicht. Zumindest die Hauptwege können mit PKW befahren werden und da ich am Sonntag den Friedhof besucht habe, war relativ viel Verkehrt dort unterwegs.

Besonders skurril fand ich die Friedhofsparties der Roma. Ganze Familien trafen sich dort an Gräbern (vermutlich Verwandter), hörten Musik, machten Picknick, tranken Bier und Wodka. Auf den Grabsteinen befanden sich Ganzkörper-Bilder der Verstorbenen, oft mit einem Glas Wein oder Bier in der Hand, die den Lebenden zuprosteten. Was für ein ungewöhnlicher Brauch! Mein erster Eindruck war sehr befremdlich, dennoch finde ich es irgendwie schön. Es ist ein ganz anderer Umgang mit dem Tod, verglichen mit unserem Kulturkreis.

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Orthodoxes Mausoleum

Unweit des Haupteingangs findet man Ehrengräber berühmter Bulgaren, es sind viele sozialistische Parteimitglieder dabei, aber auch Künstler oder Wissenschaftler. Die die orthodoxen und römisch-katholischen Gräber sind für mich kaum zu unterscheiden, da die Inschriften immer kyrillisch waren. Zwischen den Reihen findet man immer wieder Urnenwände, es sind sehr viele.

Das jüdische Areal ist sehr groß, denn Sofia hatte und hat immer noch eine sehr große jüdische Gemeinde. Im 19. Jahrhundert waren 20% der Einwohner von Sofia jüdischen Glaubens. Auch das Gebiet des Soldatenfriedhofs ist sehr groß, gefallene Soldaten des I. und II. Weltkrieges sind hier begraben. Da ich aber mehr auf der Suche nach verfallenen Mausoleen und pompösen Grabskulpturen bin, war dieser Teil wenig interessant für mich.

Beeindruckend sind auch die verschiedenen Friedhofskapellen, denn jede Religion hat hier eine eigene Kapelle. Die meisten sind zwar geschlossen, doch man kann ein Blick durchs Fenster werfen.

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Das jüdische Areal ist sehr groß, da Sofia bis heute eine sehr große jüdische Gemeinde hat.

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Schaut wie unterschiedlich die jüdischen Gräber sind.

Warum ich den Besuch auf dem alten Friedhof in Sofia dennoch empfehle?

Der Friedhof ist alt, dennoch gleichzeitig vollgespickt mit modernen Gräbern. Ich empfand es als unharmonisch, ich hatte das Gefühl, dass wo immer Platz war, ein neues Grab errichtet wurde. Dazu ist der Friedhof ziemlich verfallen, es gibt eine Vielzahl alter und verfallener Gräber hier. Im Winter war die Vegetation eher spärlich, doch im Netz habe ich Fotos gesehen, auf denen der Friedhof mit wilden Pflanzen umrankt war. Die von Rankpflanzen bewachsenen verfallenen Grabsteine haben etwas geheimnisvolles. Gerne hätte ich den Friedhof im Sommer erlebt.

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Auf diesem Friedhof habe ich sehr viele Tiere getroffen – das schwarze Hörnchen war aber der Star.
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Hunde habe ich bisher auf keinem Friedhof getroffen.
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Die Nebelkrähe hat dem Hund Futter geklaut.

Besonders interessant fand ich hier aber die Tierwelt. Tiere treffe ich immer wieder auf Friedhöfen, z. B. Rehe in Wien, Füchse in London oder Katzen in Paris, doch auf dem alten Friedhof in Sofia gab es eine Vielzahl verschiedener Tiere. Neben Katzen und Eichhörnchen und verschiedenen bunten Vögeln konnte man dort ganze Rudel von Hunden bewundern, die sich in der Sonne ausruhten oder genüsslich ihr Futter verspeisten. Ich finde es sehr schön, dass so viele Tiere auf Friedhöfen leben, sie hauchen den Orten so viel Leben ein.

Auch wenn der Friedhof nicht zu den schönsten gehört, habe ich den Besuch dort als lohnenswert empfunden. Für jeden Friedhofstouristen ist es bestimmt einer der interessantesten Sightseeingstipps für einen Besuch in Sofia.

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In dem Mausoleum findet man leider nur einen Berg Müll.
Die Natur erobert hier langsam die alten Gräber.

Eckdaten

Sofioter Zentralfriedhof – Größter Friedhof von Sofia
ul. Kamenodelska“ Nr. 11,
1225 Sofia

GPS 42° 42′ 59″ N, 23° 19′ 58.8″ E
Tram Nr. 3,4 oder 18 und Bus Nr. 79 halten direkt am Haupteingang des Friedhofs.

Erstellt am März 16, 2019

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5 Antworten zu “Größter Friedhof von Sofia”

  1. Shadownlight sagt:

    Ich finde Friedhöfe haben etwas Bedrückendes, aber auch wieder etwas Schönes an sich.
    Liebe Sonntagsgrüße!

  2. Shan Dark sagt:

    Danke für diesen Friedhofstipp. In Sofia war ich ja noch nicht, habe es aber auf der Liste. Ich würde nach dem Lesen Deines Berichts es für mich so zusammenfassen: man muss nicht unbedingt deswegen nach Sofia fliegen, aber wenn man schon mal da ist, ist der Friedhof durchaus einen Besuch wert. Sicher noch mehr im Sommer. Wer weiß, was einem dann erst für Tiere da begegnen… 😉
    Wir waren in Bukarest auf dem Friedhof – der war allerdings besser in Schuss als der hier in Sofia. Allerdings war er auch streng bewacht, mit Wächtern, die Patrouille liefen (sicher wegen Diebstahl und Vandalismus) und fotografieren durfte man auch nicht (warum hab ich nicht so wirklich verstanden). Bericht bei mir im Blog dazu folgt noch…

    Liebe Grusels
    Shan Dark

  3. Vitus Scholz sagt:

    Salve

    Mercie beaucoup

    Schöne Bilder,.war gestern dort.
    Cementery vor ever world wide…
    Vitus Scholz

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