Selten hab ich mich so über ein Rezensionsexemplar von „Blogg dein Buch“ gefreut, wie über das neue Buch von Rebecca Gablé. Ihre Bücher verschlinge mit viel Begeisterung und wenigen Atempausen. Ihre Romane über das englische Mittelalter sind grandios gut recherchiert und dazu wahnsinnig spannend, das sie zu meinen am häufigsten verliehenen Büchern gehören.

Nun hat Frau Gablé endlich einen Roman über das deutsche Mittelalter geschrieben, meine Erwartungen waren hoch, verdammt hoch.

Als Liebhaberin von Großbritannien und begeisterte England-Touristin weiß ich inzwischen schon ziemlich viel über die englische Geschichte. Verschämt muss ich aber zugeben, dass ich über das deutsche Mittelalter nicht ansatzweise so viel weiß. Vor kurzem habe ich in Paderborn eine sehr sehenswerte „Credo“-Ausstellung über Christianisierung Europas gesehen, das Buch ist die perfekte Ergänzungsliteratur, es macht die Theorie so greifbar anschaulich.

Das Buch „Das Haupt der Welt“ spielt in der ottonischen Zeit, der Regierungszeit des Kaisers Otto (912-973). Es spielt in einer Zeit, als die Völker östlich der Elbe noch als wilde Heiden und ungläubige Feinde gesehen wurden, die man bekehren oder/und bekämpfen muss. Die Sachsen sind schon seit über 100 Jahren Christen und versuchen nun ihre Herrschaft in Osten auszuweiten.

Die Geschichte dreht sich um Otto I, der im Laufe des Buches zum König gekrönt wird und um den Sachsenprinz Tugomir, der als Geisel an den Hof von Heinrich I, Ottos Vater, kommt. Zwischen Otto und Tugomir, den Hauptpersonen, herrscht zwar immer Ambivalenz, aber nach und nach entwickeln sie Vertrauen und sogar Freundschaft zueinander. Heinrich ernennt Otto zu seinem Nachfolger, eine Entscheidung, die nicht von allen respektiert wird. Otto muss sich gegen seine Brüdern behaupten, er muss die unsicheren Ostgrenzen schützen und die rebellischen Fürsten im Süden seines Reiches im Zaum halten.

Fast alle Charaktere des Buches sind historisch belegt, das macht für mich den besonderen Reiz des Buches aus. Die Geschichte ist für mich so greifbar. Jetzt werde ich mir z. B. die Heilige Mathilde sehr viel bildhafter vorstellen können, denn die Mutter Ottos wurde von der Bevölkerung verehrt und ist heilig gesprochen worden, doch sie wird nicht nur „hell“ dargestellt, sondern eher in dunkleren Grautönen. Die meisten der Charaktere sind nicht nur „gut“ oder „böse“, was man oft bei historischen Romanen beobachten kann. Die Personen sind facettenreich, ihre Gefühle sind manchmal unberechenbar, nicht immer nachvollziehbar – menschlich eben.

Und das Beste ist, dass die Bücher nicht mehr im fernen England spielen, sondern hier, in Deutschland. In Brandenburg und Magdeburg, in Quedlinburg und Aachen. Und hier direkt bei mir in der Nähe, so quasi um die Ecke…. in Rinteln (Kloster Möllenbeck), in Höxter (Kloster Corvey), in Willebadessen (Burg Helmern), in Warstein (Burg Belecke) und in Marsberg (Eresburg). In Marsberg, 20 Km von meinem Wohnort entfernt, ist Ottos Bruder, Thankmar gestorben. Leider wurden damals die Burgen noch aus Holz gebaut, es ist ist keine der Burgen erhalten. Die wichtigen Klöster wurden jedoch schon aus Stein erbaut, daher kann man in den Klöstern Corvey und Möllenbeck noch die Reste der Gebäude aus Ottonischer Zeit bewundern. Eigentlich wollte ich am Wochenende eine Otto-Tour machen, um hier Fotos von Originalschauplätzen zu zeigen, beide Klöster haben jedoch Winterpause und sind geschlossen.

Spätestens ab der Seite 5 ist das Buch spannend und sehr fesselnd, ein perfekter Pageturner, den man auch in drei Tagen durchlesen könnte (oh… mehr Zeit braucht die Maeg). Sogar die Schlachten und Kriege sind bei Frau Gablé kurzweilig, da keine Schlacht über mehr als drei Seiten beschrieben wird (ausführliche Beschreibungen von Schlachten langweilen mich sonst zu Tode). Und wie immer bei Frau Gablé ist dieses Buch sehr gut recherchiert, ich hab mehrfach das Internet gefragt, weil ich mehr über die Ereignisse erfahren wollte.

Ich hab das Buch genossen, geliebt und werde es verschenken.
Das Buch erschien im Lübbe-Verlag und kostet 26 €.

Erstellt am Dezember 11, 2013

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Eine Antwort zu “„Das Haupt der Welt“ von Rebecca Gablé”

  1. OktoberKind sagt:

    Das Buch habe ich vor ein paar Tagen auch zuende gelesen, und ich fand es ebenfalls super. Seit Noah Gordon gefiel mir kein Autor über Mittelalterliteratur mehr so gut wie Frau Gablé und ich will demnächst endlich mit der Fortuna-Reihe anfangen, die fehlt mir nämlich noch^^

    LG, OktoberKind 🙂

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