Schloss Britz war eine wunderbare Entdeckung! Ich kannte es noch nicht, ich hatte noch nie von Schloss Britz gehört. Eine Freundin hat es mir vor meiner letzten Berlinreise empfohlen. Sie beschrieb das Schloss als klein, sehr schön und idyllisch. So war es auch, ich war begeistert, dieses unbekannte Schloss zu entdecken. Das Schloss hat sehr stilvoll eingerichtete Räume, die als Filmkulisse dienen könnten. Tatsächlich diente das Schloss auch als Drehort, aber dazu später mehr. Schloss Britz ist ein Geheimtipp in Berlin, denn ich war die einzige Besucherin dort. Dieses bezaubernde Schloss sollten unbedingt mehr Berlinbesucher kennenlernen, deshalb nehme ich Euch heute mit in ein unbekanntes Kleinod in Berlin.
Auf dem Gelände des heutigen Gutes befand sich vermutlich schon im 14. Jahrhundert ein Gutshof der Adelsfamilie von Britzik. Dieser brannte im 16. Jahrhundert ab und ein neues Gutsgebäude im Fachwerkstil wurde errichtet. Im Laufe der nächsten 200 Jahre gehörte das Gut vielen bedeutenden preußischen Beamten. 1699 ging Britz in den Besitz des Geheimrats Samuel Chwalkowo von Chwalowski über, der im 18. Jahrhundert den Fachwerkbau zu einem steinernen Schloss umbauen ließ. Später ging das Schloss in den Besitz des Oberhofmarschalls Friedrich Wilhelm Graf von Schwerin über und danach in den des Staatsminister Heinrich Rüdiger von Ilgen. Dieser war ein enger Vertrauter vom Friedrich I. und organisierte unter andrem den Transport des Bernsteinzimmers nach St. Petersburg.
Seine Tochter erbte das Schloss und heiratete den Kabinettsminister Friedrich Ernst Freiherr zu Inn- und Knyphausen. Die Familie des Freiherrn zu Innhausen und Knyphausen kenne ich von meinen Besuchen in Ostfriesland. In Ostfriesland habe ich ein Schloss und eine Grablege der UrUr-Großeltern von Friedrich Ernst entdeckt. Das Schlossgebäude, wie wir es heute bewundern können, hat Ewald Friedrich Graf von Hertzberg umbauen lassen, er war der bedeutendste Schlossbesitzer. Er war Minister sowohl unter Friedrich dem Großen als auch unter Friedrich Wilhelm II. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wechselte das Schloss in bürgerliche Hände, 1924 wurde es an die Stadt Berlin verkauft und verpachtet. Nach dem II. Weltkrieg diente Schloss Britz 40 Jahre lang als Kinderheim und der verstaatlichte Gutshof produzierte Lebensmittel für die Umgebung. Wie man sieht, hatte mein Schloss-Geheimtipp für Berlin viele prominente Besitzer.
Das Schloss wird heute als Museum genutzt. Ein Teil der Räume zeigt herrschaftliche Wohnräume aus dem späten 19 Jahrhundert. Typisch für die Gründerzeit sind opulente Möbel und dunkle Eichenvertäfelungen, Samtvorhänge, Gemälde und üppige Verzierungen. Der Stil der Neorenaissance erinnert an vergangene Epochen und ist einfach prachtvoll. Selbst das überdimensionale Jagdgemälde passt in das fürstliche Speisezimmer. Stuck, Deckenfassungen und Fußböden sind original erhalten. Ein Besuch des Schlosses gleicht einer Zeitreise. Die Räume wirken, als hätte man sie gerade verlassen. Manchmal fühlte ich mich nicht wie ein Museumsbesucher, sondern wie ein Gast, der auf die Herrschaften wartet.
In einem Flügel des Schlosses finden wechselnde Ausstellungen statt. Ich habe dort eine Teppichausstellung gesehen. In der Vergangenheit gab es auch schon andere sehr interessante Ausstellungen, z.B. von Marc Chagall, von Hundertwasser, Ausstellungen über das Bernsteinzimmer oder über Kaiserin Sisi von Österreich.
Ein so reizvolles und unbekanntes Schloss in Berlin wird natürlich gerne als Filmkulisse und Drehort genutzt. Im Schloss Britz wurde „Otto – der Liebesfilm“ gedreht, das Schloss diente als Kulisse für Schloss Lodenwald.
Schloss Britz, Alt-Britz 73, 12359 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 12.00 bis 18.00 Uhr
ÖPNV: U 7 in Richtung Rudow, Haltestelle Parchimer Allee, dann etwa 15 Minuten Fußweg
Neben dem Schloss liegt der Gutshof Britz, ein landwirtschaftlicher Betrieb, der sich der Zucht historischer Nutztierrassen verschrieben hat. Die Tiergehege säumen die Wege und sind daher besonders bei Kindern beliebt. Auf dem Gutshof befinden sich außerdem das Museum Neukölln, ein Restaurant, eine Musikschule und Veranstaltungsräume. An das Schloss grenzt ein weitläufiger, gepflegter Park.
Wer sich nicht nur für Prunkbauten und Adelsgeschichte, sondern auch für Bauhaus-Architektur interessiert, sollte einen Blick in die Hufeisensiedlung in der Nachbarschaft des Schlosses werfen. Die Siedlung wurde 1925 von den Bauhaus-Architekten Bruno Taut und Martin Wagner entworfen und gehört seit 2008 zum UNESCO-Welterbe.
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