Die klugen Männer von Weimar kennt jeder! Ganz vorne natürlich Goethe und Schiller, aber auch List und Nietzsche, Bach, Wieland, Gropius, Kandinsky oder Klee. Das ist schon Wahnsinn, wie viele geniale Menschen sich in dieser kleinen Stadt angesiedelt haben. Die Stadt hatte aber auch grandiose Frauen, die zwar manchmal etwas im Hintergrund, aber doch so interessante und bewundernswerte Persönlichkeiten.
Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt: „Die Weimarer Klassik“, „Die Weimarer Nachklassik“ und „Bauhaus“. Je ein Kapitel ist einer bedeutenden Frau gewidmet, auf wenigen Seiten sind ihr Leben, ihr Wirken und ihre Bedeutung für die damalige Zeit beschrieben.
Ich habe einige Beispiele, der berühmten Damen gewählt. Ihre Bilder findet Ihr natürlich im Buch, da ich aber eine begeisterte Friedhofsbesucherin bin, habe ich einige Bilder von Gräbern der berühmten Frauen ausgewählt, um den Post etwas interessanter und persönlicher zu gestalten.
  • Herzogin Anna Amalia, die Gründerin der berühmten Anna Amalia Bibliothek, deren Teile 2004 verbrannt sind. Die Bibliothek kannte ich natürlich aus den Medien, aber über Anna Amalia wusste ich recht wenig. Ihre eigene Bibliothek umfasste 5000 Bände und sie war eine begeisterte Schuhsammlerin.
  • Charlotte von Stein – war sie nun Goethes Geliebte oder war sie es nicht? Ich glaube, dass weiß bis heute keiner so genau und vielleicht wird es für immer ihr Geheimnis bleiben. Sie war auf jeden Fall seine Muse und inspirierte ihn zu bedeutenden Werken. Und als Goethe nach Italien reiste und dann eine neue Geliebte hatte, verfiel sie in Depressionen. Sie war eine große Kaffeeliebhaberin und genoss ihn in großen Maßen.
Grab von Charlotte von Stein 
  • Caroline von Wolzogen – Schiller hätte am liebsten beide Schwestern geheiratet, Caroline und Lotte, hat sich dann aber doch für Charlotte entschieden.
  • Christiane Vulpius – es war eine Schande, dass Goethe 20 Jahre unverheiratet mit einer Frau niederen Standes gelebt hat. Erst als sie über 40 war, hat er sie geheiratet. Goethe hat sie immer wieder betrogen, sie wurde von der weimarer Gesellschaft verachtet und doch blieb Christiane Vulpius Goethe treu. Erst als sie über 40 war, hat Goethe sie geheiratet und sogar an ihrem Sterbebett hat er sie im Nebenzimmer betrogen.
Grab von Christiane von Goethe, geb. Vulpius
  • Maria Pawlowna – sie war die Schwester von Zar Alexander I und Enkelin von Katharina der Großen  und heiratete den Prinzen Carl-Friedrich von Weimar. Sie war eine der ersten Frauen, die sich für Bildung und Unterricht für Frauen einsetzte, sie gründete Armenhäuser, Krankenhäuser und Kindergärten. Sie gründete Lesegesellschaften und einen Lesetempel, der für alle Schichten zugänglich war.
Grabkapelle von Maria Pawlowna
 
Das waren nur einige Beispiele der berühmten Frauen von Weimar, das Buch enthält noch sehr viel mehr Kurzbiografien. Durch das Buch ist mir bewusst geworden, dass ich bei meinem letzten Besuch in Weimar zwar viel auf den Spuren berühmter Männer gewandelt bin, über die Frauen jedoch recht wenig erfahren habe. Nun habe ich Vieles nachgeholt. Meine nächste Reise nach Weimar kommt bestimmt, da ich mich in die Stadt verliebt habe, das nächste Mal werde ich auf auch nach Spuren berühmter Frauen suchen.
Das Buch enthält viele kurze und vor allem kurzweilige und interessante Biografien der berühmten Frauen. Ich war vor allem begeistert, dass man so viele liebevolle und alltägliche Details aus dem Leben der Damen erfährt, das machte sie menschlich und irgendwie greifbar. Ich fühlte mich dadurch ihnen nahe. Sie hatten Höhen und Tiefen im Leben, erlebten Abweisung und Verachtung, zum Teil Abstürze in die Armut und nur sehr wenig Anerkennung durch die Männer. Eine Vielzahl der Frauen im Umfeld der großen Männer lebte getrennt, geschieden, verwitwet oder unverheiratet, daher waren sie auf eigene Einkünfte angewiesen.
Durch das Buch erfährt man auch sehr viel über die gesellschaftlichen Hintergründe und die Einstellung der Männer. Schiller pries die züchtige Hausfrau und Wieland bevorzugte Frauen, deren Fürsorge und Familiensinn nicht durch zu viel Bildung getrübt sein sollte. Und doch waren die Frauen Dichterinnen, Musikerinnen und Wissende auf Augenhöhe, die Männer genossen ihre Gesellschaft als Gesprächspartnerinnen, aber nur solange sie nicht zu Konkurrentinnen wurden.
Die Biografien werden durch viele Illustrationen ergänzt, auch das hat mir sehr an dem Buch gefallen.

Ich habe das Buch sehr genossen, weil die Bildung hier so anschaulich und mitreißend verpackt ist. Ich würde es jedem Empfehlen, der eine Reise nach Weimar plant und nicht nur auf den bekannten Pfaden wandeln möchte. Aber auch jedem, der erfahren möchte, was die Frauen der damaligen Zeit für die Kunst, Kultur, Literatur und Bildung geleistet haben. Die Frauen waren zwar meistens im Hintergrund, aber ihre Werke und ihr Einfluss waren nicht weniger wichtig.

Erstellt am Mai 1, 2013

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9 Antworten zu “Die klugen Frauen von Weimar von Ulrike Müller”

  1. Oh, das wäre ein Buch für mich, denn ich mag sowohl Weimar als auch kluge Frauen 🙂

    Liebe Grüße und danke für diese interessante und dank der tollen Fotos sehr "greifbare" Rezension:)

  2. Annie sagt:

    Das klingt ja nach einem sehr guten Buch.
    Wird wohl auf die kleine "Muss ich mal lesen"-Liste aufegenommen. Wobei klein wohl mal wieder vollkommen untertrieben ist. 😉

    Liebe Grüße

  3. Klingt wirklich interessant, und du hast deine Rezension wieder so schön anschaulich mit Fotos ergänzt. Ich denke, das Buch könnte mir gefallen und werde es mir mal notieren.

    Liebe Grüße
    Susanne

  4. Julchen sagt:

    Das Buch hört sich sehr interessant und spannend an! Und Deine Fotos einfach toll! 🙂

    Liebe Grüße,
    Julia

  5. Spohr sagt:

    wer ist die Autorin Frau Ukrike Müller ?

  6. Bettina Spohr sagt:

    schae, ich hätte gern mehr Info über diese Autorin, da ich in meiner Recherche so wenig fand. Was ist daran nicht zu verstehen?

  7. Bettina Spohr sagt:

    jetzt habe ich genug gefunden, außer einer Ärztin, einer Journalistin, einer Tierärztin und einer EuropaAbgeordneten gibt es bei Wikipedia eine Autorin. Aber warum haben Sie denn meine Frage nicht verstanden? Wenn Sie ein Buch von Ulrike Müller vertreiben, ist es doch statthaft, nach der Autorin zu fragen?

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