Ich liebe Bibliotheken, daher zeige ich sie hier besonders gerne. Diese hier gehört zu den berühmtesten deutschen Bibliotheken, es ist die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Über 400 Jahre alt ist sie alt, inzwischen umfasst der Bestand über 900.000 Bände. 
Leider, leider, leider habe ich während meines Besuchs dort die Kamera vergessen, daher gibt es nur mittelprächtige Handyfotos. 

Bibliotheca Julia – die Gründung

Julius zu Braunschweig-Lüneburg (1528-1589) fing während seines Studiums an, Bücher zu sammeln, zuerst nur seine Studienliteratur und Ritterromane, später auch theologische Schriften. Während der Reformation kaufte er die Buchbestände mehrerer Klöster auf. 1572 gründete er eine Bibliothek in Wolfenbüttel, die nur für seine Sammlung diente, damals noch die Bibliotheca Julia genannt.

Bibliotheca Augusta 

Berühmt wurde die Bibliothek etwas später, als der spätere Herzog, August der Jüngere zu Braunschweig-Wolfenbüttel (1579-1666) die Regentschaft in Wolfenbüttel übernahm. Herzog August war gebildet, weltoffen, ist viel gereist und auch er war schon in jungen Jahren ein begeisterter Buchsammler. Als er Herzog von Wolfenbüttel wurde, brachte er seine Sammlung in der dortigen Bibliothek unter, während seines ganzen Lebens waren seine Agenten für weitere Bucheinkäufezuständig. Zum Zeitpunkt seines Todes umfasste die Bibliothek 35.000 Bänder und war eine der größten und bedeutendsten Sammlungen seiner Zeit. Die Bibliothek war damals noch im Marstall des Schlosses untergebracht. Schon zu dieser Zeit wurde die Bibliothek als das achte Weltwunder gefeiert, es war die größte Bibliothek nördlich der Alpen. 

Herzog August Bibliothek

Für den Neubau eines Bibliotheksgebäudes sorgte der Philosoph Gottfried Willhelm Leibnitz, der gleichzeitig der erste Biliothekar dort war. Der Bau war das erste selbständige profane Bibliotheksgebäude Europas. Später hatte die Bibliothek einen weiteren berühmten Bibliothekar, Gotthold Ephraim Lessing. Als der Hofstaat nach Braunschweig umzog, verblasste der Ruhm von Wolfenbüttel und auch der der Bibliothek. Sogar ein Neubau des heutigen Bibliotheksgebäudes in wilhelminischer Zeit brachte nicht die erhoffte Aufmerksamkeit. 
Erst Erich Käster, der 1950 nach Wolfenbüttel als Leiter der Bibliothek berufen wurde, baute sie erneut um, er sorgte dafür, dass im neuen Glanz erstrahlte und für jeden zugänglich war. Er  auch dafür, dass das angrenzende Lessinghaus als Museum wiedereröffnet wurde.

Sonderausstellung „Goldenes Wissen. Die Alchemie – Substanzen, Synthesen, Symbolik“

Noch bis zum 26. April 2015 kann man in der Bibliothek die Sonderausstellung „Goldenes Wissen. Die Alchemie – Substanzen, Synthesen, Symbolik“ sehen. Eine Vielzahl skurriler alchemistischer Werke ist dort ausgestellt. Alleine die alten Bücher sind eine Augenweide, aber der Inhalt und die ausführlichen Beschreibungen haben mich völlig gefesselt.

Die Gesichte der Alchemie fasziniert mich schon lange, es ist eine Mischung aus Wissenschaft, Magie und Scharlatanerei, die immer etwas Geheimnisvolles hat. In der wolfenbüttler Ausstellung kann man alchemistische Werke, Nachschlagewerke und Rezeptbücher bewundern, von handgeschriebenen Werken aus den Anfängen des 15. Jahrhunderts bis zu rationalen Schriften des 18. Jahrhunderts.

Eins der teuersten Bücher der Welt befindet sich in der Bibliothek, es ist das Evangeliar des Welfenherzog Heinrich des Löwen. Es ist aber nicht nur eins der kostbarsten, sondern auch eins der schönsten Bücher des Mittelalters. Das handgeschriebene und -gemalte Buch wird auf die Jahre 1173-1188 datiert, genaues Entstehungsdatum ist nicht bekannt.

Eine weitere Besonderheit sind alte Landkarten und Globen. Auf dem Bild unten sieht man einen Ausschnitt einer Landkarte von 1579. Es ist die Gegend, in der ich wohne, auch wenn die Ortsnamen heute ein wenig anders klingen. Wer erkennt, um welche Orte es sich hier handelt?

Lessinghaus

Wenn man die Bibliothek besucht, solle man dem direkt daneben liegenden Lessinghaus auch etwas Beachtung schenken. Das spätbarocke Parkschlösschen hat Gotthold Ephraim Lessing während seiner Laufbahn als Bibliothekar bewohnt. Heute findet man dort eine kleine Ausstellung über Lessings Leben und seine Werke.

Wolfenbüttel ist eine Reise wert.

Erstellt am Januar 31, 2015

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6 Antworten zu “Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel”

  1. Steffi sagt:

    So viele tolle alte Bücher <3 Und die Karte ist klasse, schon komisch wie Ortsnamen sich über die Zeit verändern.
    Ich finde die Bilder deiner Handykamera wirklich toll, meine wesentlich schlimmere Bilder 😉
    Liebe Grüße

  2. Wow ist das toll! Danke für deinen informativen und wie immer faszinierenden und reich bebilderten Bericht. Jetzt mag ich unbedingt nach Wolfenbüttel 😉

  3. Chrissi sagt:

    Badeborn:) Ich liebe Bibliotheken.Der Duft von Büchern herrlich.

  4. Toll! Für mich leider viel zu weit weg, um die Ausstellung zu sehen. Badeborn, ist ja witzig 🙂

  5. Hallo Maegwin,
    was Du uns zeigst, ist nicht mittelprächtig, sondern Spitze. Einen Teil meines Wissens beziehe ich aus Bibliotheken, davon wiederum aus Universitätsbibliotheken – viel Bonn und ein bißchen Köln. Wolfenbüttel umfaßt eine sehr, sehr alte Kultur des Buches.

    Gruß Dieter

  6. Sehr schöne Eindrücke. Und trotz "nur" Handy beeindruckende Bilder.
    :-*

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