Ziemlich erfroren bin ich im Schloss Petershagen angekommen, aber nach meiner Winter-Wanderung durch das große Torfmoor in Minden-Lübbecke, musste noch der genussvolle Teil des Tages folgen. Obwohl ich mit Wanderschuhen, Dauenjacke und Wollpulli ziemlich underdressed für das elegante Schlosshotel war, kann ich mir keine schönere Umgebung für einen gelungenen Tagesabschluss vorstellen. Die alten Gemäuer des Schlosses Petershagen bieten ein besonderes Ambiente.

Im Schloss befindet sich heute ein Schlosshotel und Restaurant, welches so malerisch ist, dass es mich nicht wundert, dass das Hotel zum Verband der Romantik-Hotels gehört. Die Schlossanlage mit einem kleinen filigranen Garten liegt direkt an der Weser. Schon die Umgebung ist wunderschön, doch die Innenräume des Hotels haben mich verzaubert. Eingerichtet im gelungenen Mix aus aus britischer Nostalgie, fühlt man sich dort sofort in die Vergangenheit versetzt. 

GESCHICHTE DES SCHLOSSES

Erbaut wurde das Schloss 1306 als eine Wasserburg. In ein Schloss im Stil der Weserrenaissance wurde es im 16. Jahrhundert umgebaut. Über dem Haupteingang prangt das Wappen der „Familie von Waldeck“, den achtzackigen Stern habe ich direkt erkannt. Das veranlasste mich zu Nachforschungen, was die Familie von Waldeck mit dem Schloss Petershagen zu tun hat. Schließlich komme ich ursprünglich aus Waldeck. Bei der Recherche musste ich Feststellen, dass die Familie von Waldeck ziemlich weit verzweigt ist und sehr bedeutend ist. Der Ursprung des Fürstengeschlechts liegt im Waldeck, die ersten Fürsten lebten auf der Burg Waldeck am Edersee.

Die im 14. Jahrhundert errichtete Wasserburg wurde vom Bischof Gottfried von Waldeck erbaut. Warum braucht ein Bischof eine Burg oder ein Schloss? Die Bischöfe damals waren keine reinen Geistlichen, sie waren Fürsten mit bedeutenden Besitztümern. Im 15. Jahrhundert baute ein anderer Bischof die Burg in ein Renaissanceschloss um, Bischof Franz II., Graf von Waldeck. Umgebaut wurde das Schloss vom selben Baumeister wie Schloss Neuhaus in Paderborn oder das Residenzschloss in Detmold, vom Jörg Unkair aus Tübingen.

Franz II. war nicht nur Bischof von Minden, sondern auch von Münster. Er war derjenige, der die Wiedertäufer mit ihrem Anführer Johann von Leyden in die Käfige an der Lambertikirche in Münster hängte. Die Käfige kann man bis heute am Kirchturm der Lambertikirche bewundern. Die Wiedertäuferbewegung war eine sehr radikale Bewegung der Reformation. Die Anhänger vertraten dieMeinung, dass das Wort Christi verfälscht wurde, ihr Ziel war es, rein nach der Bibel zu leben. Da die Bewegung Erwachsenentaufe propagierte, wurden sie Wiedertäufer genannt.

Mitte des 17. Jahrhunderts wurde das Bistum Minden aufgelöst, das Schloss diente seit dem als Wohnsitz bürgerlichen Pächtern, die jedoch den Erhalt nicht finanzieren konnten. Die Anlage verfiel immer mehr. Anfang des 20. Jahrhunderts kaufte Familie Hestermann das Schloss, in deren Besitz es sich bis heute befindet.

Besonders interessant finde ich das Kulturangebot des Schlosses, denn regelmäßig finden hier literarische Lesungen statt, die mit kulinarischen Events kombiniert werden. Eine Veranstaltung habe ich mir direkt ausgesucht, ein Five O’Clock Tea mit einer Lesung der Werke der Vier Dubliner: Dylan Thomas, Oscar Wilde, Samuel Beckett und William Butler Yeats. Obwohl bei den vier Herren vermutlich eher ein Pint und ein Whiskey besser als Tee passen würden.

Erstellt am Januar 8, 2017

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12 Antworten zu “Kaffee im Schloss Petershagen – Nostalgie und britischer Flair im Schlosshotel”

  1. Steffi sagt:

    Erst einmal finde ich es sehr spannend etwas über das Schloss und die Gesichte zu lesen. Ich finde Hintergründe und Gesichte immer super spannend, komme selbst nur nicht sonderlich viel kulturell rum 😂
    Die Bilder sehen auch super vielversprechend aus und schön, dass es in solch einer Kulisse so Angebote gibt 😊
    Liebe Grüße und noch einen schönen Sonntag

    • Burgdame sagt:

      Danke liebe Steffi! Ich find gerade die Geschichte interessant. Wenn man weiß, was für Menschen im Schloss gelebt haben, haucht das den Mauern etwas Leben ein. Für den nächsten Post plane ich die tragischen Liebesgeschichten von Schloss Celle, mit viel Herzschmerz und Intrigen – das macht das Schloss so besonders.

      • Steffi sagt:

        Ja die Geschichte hinter so alten Mauern finde ich auch immer spannend. Dann bin ich schon sehr gespannt auf deinen nächsten Post, tragische Liebesgeschichte klingt gut 😊

  2. Das sieht toll aus und liest sich auch so. Danke für den ausführlichen Bericht über die alten Mauern.
    LG

  3. Kerstin sagt:

    Ein sehr interessanter Bericht! Ich mag ja solche „Schlossgeschichten“ total gerne. Es ist doch immer wieder interessant zu erfahren, was sich in diesen alten Gemäuern zugetragen hat.
    Deine Bilder sind toll und sehr aussagekräftig. Mir stellt sich jedoch die Frage: Wenn es jetzt schon so wunderschön dort aussieht, wie muss es dann erst im Sommer sein?

    Herzliche Grüße von
    Kerstin

    P.S. Hast Du nähere Infos zu dem 5’o clock tea? Der würde mich ja auch imteressieren.

  4. Lisa sagt:

    Schade, dass der Five o’clock Tea unter der Woche ist … hört sich nett an, aber das schaff ich mit der Arbeit nicht 🙁

  5. Ein wunderschönes Schloss – von außen und auch von innen, ich bin schwer bergeistert!
    Herzliche Rostrosengrüße,
    Traude
    http://rostrose.blogspot.co.at/2017/01/anl-13-was-sich-im-letzten-jahr-bei-den.html

  6. Melli sagt:

    Wow. So ein schönes Schloss, von dessen Existenz ich bisher nichts wusste. Wenn ich in der Gegend mal wieder bin, dann werde ich dem Schloss bestimmt mal einen Besuch abstatten. Danke dir für den Tipp.
    Liebe Grüße und ich denke bis bald?!

    • Burgdame sagt:

      Ich dachte immer, ich würde alle Burgen und Schlösser im 100 Km Umkreis kennen… was für ein Irrtum, ich entdecke immer wieder was Neues.
      Neee, so bald sehen wir uns nicht, ich bin am Wochenende in Paris, daher nicht beim Bloggertreffen dabei. Das nächste Mal wieder!

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