DER MONTMARTRE FRIEDHOF

Unterhalb der Basilika Sacre-Coeur, inmitten des Montmartre-Viertels findet man diesen monumentalen alten Friedhof. Obwohl er ein wenig versteckt ist und im Schatten der großen Pariser Friedhöfe Père Lachaise und Montparnasse steht, ist der Cimetière de Montmartre nicht weniger Sehenswert.

Angelegt wurde der Friedhof in den Jahren 1818 bis 1824, damals noch am Rande der Pariser Stadtgrenze. Es ist der älteste der großen Pariser Friedhöfe. In einem stillgelegten Steinbruch wurden die ersten Gräber errichtet, was man heute noch an den verschiedenen Ebenen erkennen kann.

Der Friedhof wurde im ehemaligen Steinbruch erbaut.

BERÜHMTE TOTE

Es gibt eine Vielzahl berühmter Personen, die auf dem Cimetière von Montmartre begraben sind.

Das der Maler Edgar Degas hier liegt, ist nicht verwunderlich. Neben den Gemälden und Radierungen von Balletttänzerinnen, wählte er viele Motive aus dem Pariser Rotlichtviertel, vom Moulin Rouge zum Beispiel, welches direkt um die Ecke vom Friedhof liegt.

Hier ruht auch der Sohn vom Alexandre Dumas, Alexandre Dumas Fils, dessen Buch „Die Kameliendame“ ihn bis heute unsterblich gemacht hat.  Es ist eine wunderschöne Liebesgeschichte – doch ohne Happy End. Marie Duplessis, eine der schönsten und wohlhabendsten Kurtisanen von Paris verliebt sich in einen mittelosen Jüngling. Sie verbringt mit ihm unglaublich glückliche Zeit, wird aufgrund eines Missverständnisses verlassen und stirbt einsam an Schwindsucht. Wer von der tragischen Liebesgeschichte auch so gerührt ist wie ich, sollte direkt weiter zum Grab von Alphonsine Plessis weiter schlendern, denn die Kameliendame ist auch hier auf dem Friedhof beerdigt. Dumas hat in seinem Buch eine wahre Geschichte verewigt.

Wer nach dem Besuch vom Grab der Kameliendame noch nicht genug hat, kann sich der Musik widmen. Adolphe Sax, den Entwickler des Saxophons oder der Komponist Hector Berlioz können noch besucht werden. Das Grab von Emile Zola gibt es in Paris sogar zwei Mal. Nach seinem Tod wurde Zola auf dem Montmartre beerdigt, doch schon 4 Jahre später wurde er exhumiert und fand im Panthéon, der Ruhmeshalle Frankreichs seine letzte Ruhestätte.

Warum ist Heinrich Heine in Paris begraben? Ich hätte sein Grab eher in Deutschland erwartet. Heine war ein Bewunderer Napoleons, fühlte sich zu den Gedanken der Julirevolution hingezogen, emigrierte daher in relativ jungen Jahren nach Frankreich. Seine wichtigsten Werke entstanden in Paris, dort ist er auch begraben.

Grab des Malers Francois Feyen-Perrin

Grab von Hector Berlioz

Grab von Adolphe Sax – des Entwicklers des Saxpohons

Hier ruht das Vorbild für die Kameliendame -im Buch Marie Duplessis, in Realität Alphonsine Plessis.

Grab vom Alexandre Dumas, dem Jüngeren – dem Author der „Kameliendame“

Gruft des Malers und Bildhauers  Edgar Degas und seiner Familie

Gruft von Charcot, dem Lehrer von Sigmund Freud und dem Leiter der berühmten Nervenanstalt Salpêtrière

Grab von Léon Foucault – dem Erfinder des Foucault’schen Pendels

Grab eines der bedeutendsten Polnischen Dichters, Juliusz Słowacki

Grab des Schauspielers und Regisseurs Francois Truffaut

Grab von Jacques Offenbach

Grab von Heinrich Heine

Grab des Schriftstellers Stendhal

Ehemaliges Grab von Emile Zola – inzwischen wurde er in den Pantheon umgebettet

Grab des russischen Balletttänzers Vaslav Nijinsky

UNBEKANNTE TOTE

Wenn ich durch einen Friedhof schlendere, schenke ich nicht nur den ehemaligen Berühmtheiten meine Aufmerksamkeit. Manchmal stoße ich auf besonders schöne, pompöse oder sehr individuelle Gräber. Ich möchte dann wissen, wer die Toten waren.

Eins der interessantesten Mausoleen ist die Gruft von Comtesse Marie Potocka, Princesse Soltikoff. Die vielen goldenen Ornamente, das königliche Blau – sie erinnerten mich an Lomonosov-Porzellan. Ich mag den russischen Stil. Doch wer war die Dame? Geboren 1807 in Sankt Petersburg, gestorben 1845 in Paris – viel mehr kann man aus der Inschrift nicht entnehmen. Sie war eine Comtesse und eine Prinzessin, natürlich muss ein solch ein prunkvolles Grab einer Adeligen gehören. War sie eine Polin oder eine Russin? Der Name Potocka klingt polnisch, Soltikoff dagegen russisch. Obwohl die Gruft so imposant ist, findet man im Netz fast keine Informationen über sie. Sie soll die Tochter eines russischen Diplomaten gewesen sein. Laut Wikisource war sie eine der vielen Geliebten des Schriftstellers Honoré de Balzac. Sie ist jedenfalls relativ jung gestorben.

Balzac, der Vielgeliebte, ist die perfekte Überleitung zum nächsten Grab. Der Dame habe ich vermutlich nur Beachtung geschenkt, weil sie neben Alexandre Dumas liegt. Dank der vielen Namen war ihr mein zweiter Blick sicher, Laure Adelaide Constance Junot Duchesse d’Abrantes. Über die Duchesse findet man relativ viele Infos, sie war Schriftstellerin, Salonnière und Hofdame am Hof von Napoleon. Und auch sie gehörte zu Balzacs Geliebten. Obwohl die Duchesse d’Abrantes 15 Jahre älter als er war, wird ihnen eine leidenschaftliche Affäre nachgesagt.

Einige Gräber weiter findet man die Skulptur eines jungen Toten mit einem Einschussloch auf der Stirn. Warum wurde er erschossen? Es ist das Grab von Alphonse Baudin, einem Republikaner und Monarchiegegner, der während des Aufstands von 1851 gegen die Wiedereinführung der Monarchie durch Napoleon III. kämpfte. Auf den Barrikaden wurde Baudin erschossen.

Grab der Comtesse Maria Potocka Prinzessin Soltikoff

Grab von Laure Adelaide d’Abrantes

Grab von Alphonse Baudin

LEBENDIGE FRIEDHOFSBEWOHNER – DIE KATZEN VOM MONTMARTRE

Friedhöfe sind nicht nur Orte des Todes – besonders die großen, alten Friedhöfe locken viele Tiere an. Die Spalte in den Mausoleen, die verfallenen Gräber, die eingeschlagenen Fensterscheiben oder verrostete Türen, sie alle bieten den Katzen einen trockenen und windgeschützten Unterschlupf.

Bei vielen meiner Friedhofsbesuche habe ich ganze Katzen-Clans und verschiedene andere Tiere gesichtet. In Irland und England findet man recht häufig zutrauliche Streifen-Hörnchen, in London, inmitten der Großstadt habe ich eine Fuchsfamilie entdeckt, auf dem Friedhof in Barcelona oder auf dem größten Friedhof von Lissabon gab es mehr Katzen als Besucher. Alte Friedhöfe scheinen beliebte Wohnorte für wilde Tiere zu sein, insbesondere für obdachlose Katzen.

Auf dem Friedhof von Montmartre kümmert sich ein Ehrenamtlichen-Verein um die Fütterung, Kastration und auch medizinische Versorgung der Katzen. Die Friedhofskatzen vom Montmartre haben inzwischen eine gewisse Berühmtheit erlangt, sie sind die Protagonisten im Buch „Die Katzen von Montmartre“ von Tessa Korber (Affiliate-Link – Amazon).

Alte Friedhöfe sind unglaublich abwechslungsreich. Es sind Orte der Ruhe und Trauer, aber auch der Schönheit und des Lebens. Man findet dort architektonische und künstlerische Kleinode, verwunschene Lost Places, Erinnerung an bedeutende Menschen der Vergangenheit oder ganze Clans verschiedener Bewohner. Für mich gibt es dort sehr viel zu entdecken.

Erstellt am Februar 23, 2017

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13 Antworten zu “Schönste Friedhöfe von Paris – Cimetière de Montmartre”

  1. wir-testen sagt:

    Da hast du wieder sehr schöne Fotos gemacht!!
    Viele Grüße

  2. Steffi sagt:

    Ich bin jetzt nicht der größte Friedhofsfan aber wenn ich solche unglaublichen Friedhöfe sehe, wo man den Verstorbenen so viel Aufmerksamkeit schenkt, bin ich immer wieder fasziniert.
    So wunderschöne Gräber die du so unglaublich gut in deinen Bildern festgehalten hast 🙂
    Liebe Grüße

  3. shadownlight sagt:

    Wow der Engel mit erhobenem Zeigefinger flößt mir etwas Grusel ein.
    Die Bilder sind alle toll geworden!
    Hab ein schönes Wochenende!

  4. kunterdunkle sagt:

    Unheimlich stimmungsvoll und interessant, danke fürs Mitnehmen! 🙂

  5. Thea sagt:

    Wunderschön, bei so vielen Katzen kann ich vielleicht sogar meinen Mann dazu überreden mal einen Friedhof mit mir zu besuchen…

  6. Jess sagt:

    Da hast Du Dir so viel Mühe gegeben, Liebes! So wunderbare Fotos und Geschichten…

    Ist die „Kameliendame“ evtl. die wahre Geschichte von “ Moulin Rouge?“ 🤔 Sie hört sich zumindest sehr ähnlich an.

    Ich liebe Friedhöfe. Nicht nur als ehemalige Schwarz-Trägerin, sondern weil sie mich dankbar und nachdenklich stimmen. Genieß Dein Leben, denn wir wissen nicht wie lange es uns bleibt!“

    Vielen lieben Dank auch für die Erinnerung an die bewegende Doku „die Friedhofskatzen vom Montmartre.“ Wer es jemals im Fernsehen sehen sollte, sagt Bescheid.

    Liebe Grüße Jess

    • Burgdame sagt:

      Danke! Das finde ich gerade so schön an Friedhöfen… die Geschichten, die Atmosphäre aber natürlich auch. Ich glaube, dasss es nicht die Moulin Rouge Geschichte ist, sie spielte schon 100 Jahre früher. Wobei der Plot taucht ja immer wieder in der Literatur oder in der Oper auf.

  7. Alex Schott sagt:

    Ein sehr interessanter Bericht mit schönen, stimmungsvollen Fotos. Gerne habe ich im Forum „Dunkles Leben“ darauf verlinkt.

    Liebe Grüße
    Alex

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