Kunstmuseen gehören zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten meiner Reisen. Egal wo ich bin, wenn sich dort eine interessante Kunstsammlung befindet, muss ich sie sehen. Daher war ich sehr froh, dass ich nun endlich die Gelegenheit bekommen habe, die Kunsthalle Bremen zu besuchen, denn während meiner letzten beiden Bremen-Besuchen wurde sie renoviert und war geschlossen. Ein Besuch der Kunsthalle Bremen lohnt sich unbedingt, bewundern kann man hier Kunstwerke aus 600 Jahren. Den Schwerpunkt bildet allerdings die deutsche und französische Malerei des 19. Und 20. Jahrhunderts. Neben den vielgeliebten Impressionisten wie Monet, Cézanne und van Gogh findet man hier eine bedeutende Sammlung deutscher Expressionisten. Durch die Nähe von Worpswede natürlich mit einem Schwerpunkt auf die Künstler der dortigen Künstlerkolonie wie Paula Moderson-Becker, Fritz Mackensen oder Otto Modersohn.
Das älteste Gemälde des Museums ist eine Madonna aus Sienna, gemalt 1432 von Masolino die Panicale. Es ist eine der ersten Abbildungen auf denen eine demütige Madonna zu sehen ist. Maria sitzt hier nicht auf einem Thron und wird nicht von Engeln umringt. Sie ist nur Mutter, die liebevoll zu ihrem Kind aufschaut. Ihre Haltung ist natürlich, zugewandt. Das Kind dagegen schaut den Betrachter mit einem eher vorwurfsvollen Blick an. Hier wird vermutet, dass das ein Hinweis auf sein späteres Opfer. Die Farbe Blau, die für das Kleid von Maria verwendet wurde, ist aus Lapislazuli hergestellt. Diese Farbe war zur damaligen Zeit teurer als Gold. Das intensive Blau wird Ultramarin genannt, das kommt von „ultra mare“, denn das Lapislazuli musste über das Meer nach Europa transportiert werden. Auch der opulente Goldrahmen des Bildes ist erwähnenswert, er wurde von einem Goldschmied gefertigt.
Das Gemälde von Eugene Delacroix „König Rodrigo“ wurde auf Makulatur innerhalb von 2 Stunden gemalt. Alexandre Dumas gab am Karnevalsdienstag 1833 ein Gegenfest zum Karneval und die eingeladenen Künstler haben damals die Wände mit ihren Werken geschmückt. Das fast schon expressionistisch anmutende Gemälde zeigt den König Rodrigo nach dem Scheitern im Kampf gegen die Mauren. Der Herrscher ist verletzt, seine Insignien der Macht (Krone und Zepter) liegen auf dem Boden.
Das Gemälde „Camille“ von Claude Monet stammt aus einer frühen Schaffensphase des Künstlers, es ist noch nicht impressionistisch. Ein Skandalbild war es trotzdem. Zur damaligen Zeit war es noch nicht üblich oder sogar nicht erlaubt, nicht adelige Damen in Ganzkörperpose auszustellen. Monet bildete hier seine Lebensgefährtin ab, in geliehenen Kleidern. Im Pariser Salon 1866 fand das Bild trotzdem großen Anklang und wurde als Erfolg gefeiert.
Zwei Gemälde von Edvard Munch sind heute in der Kunsthalle zu sehen. Erst 2005 wurde entdeckt, dass hinter einem Gemälde ein zweites versteckt ist. Hier hat der Maler ein erstes Bild überklebt, erst durch Röntgenaufnahmen wurde festgestellt, dass sich dahinter ein zweites Bild befindet. Unter dem Gemälde „Das Kind und der Tod“ befand sich eine zweite Leinwand mit einem bisher ganz unbekannten Gemälde von Munch, „Mädchen und drei Männerköpfe“. Das Mädchen auf dem wird von drei Köpfen begleitet. Der linke Kopf ist ein Selbstbildnis von Munch, in der Mitte sieht man seinen Lehrer und rechts einen Konkurrenten von Munch. Hier wird vermutet, dass Munch die damalige Situation in Oslo darstellen wollte. Die Stadt war voller Maler, die alle die Jugend darstellen wollten und mit Vorliebe junge Mädchen malten.
Eine skurrile Besonderheit des Museums ist ein Loch in der Wand, relativ weit oben angebracht. Dort kann jeder, der den versteckten Platz kennt, etwas hineinwerfen und für die Nachwelt hinterlassen. In Synagogen gibt es immer einen heiligen Raum, wo geweihte Gegenstände abgelegt werden, die nicht mehr benötigt werden, aber nicht weggeworfen werden dürfen. So ein Raum diente als Vorbild für die Öffnung. Falls die Kunsthalle mal abgerissen oder saniert wird, finden unsere Nachfahren dort vielleicht bedeutende Erinnerungen an die vergangenen Epochen.
Die Dauerausstellungen sind sehr interessant, doch die meisten Besucher werden von den Sonderausstellungen angezogen, die nur temporär in der Kunsthalle zu sehen sind. Noch bis 09.07.2017 kann in Bremen eine Ausstellung von Franz Radziwill gesehen werden. Die Werke des expressionistisch-surrealistischen Künstlers sind einzigartig. Die Sonderausstellung „Autovision“ , die sich mit dem Thema Medienkunst befasst, läuft noch bis 03.09.2017. Dort können Installationen z. B. von John Cage oder Nam June Paik erlebt werden. Im Anschluss daran, ab dem 30.09.2017 folgt eine Ausstellung von Max Beckmann, die sich dem Thema Theater widmet.
Ich war vor Jahren einmal in der Liebermann Ausstellung in Bremen und war so überrascht dann plötzlich vor Monets ‚Camille‘ zu stehen – ich wusste nicht einmal, daß es in Bremen war … und was für ein riesiges Bild das doch ist 🙂 Liebe Grüße Thea
Ja, das Bild hat wirklich einmalige Ausstrahlungskraft. Schön, dass Du auch so gerne Museen besuchst.
Liebe Eva,
solche Ausstellungen sind immer etwas ganz Besonderes und ich kann mir vorstellen, dass du es ganz toll empfunden hast.
Liebe Grüße!
Für mich sind solche Ausstellungen wirklich was ganz besonderes, leider interessiert sich die Mehrheit überhaupt nicht dafür.
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