Die kleine Stadt Wexford an der Südostküste Irlands war für mich nur eine Zwischenstation, als ich zwischen der Südküste und Dublin Halt machen wollte. Über Wexford wusste ich nichts, daher war ich von der Schönheit und vor allem von den vielen verschiedenen Sehenswürdigkeiten von Wexford begeistert. Heute nehme ich Euch heute auf einen Spaziergang durch die Geschichte der alten Stadt mit. Gegründet wurde Wexford von den Wikingern 888 n. Ch., doch keltische Siedlungen auf dem Gebiet der heutigen Stadt gab es schon 1400 v. Ch.. Es ist eine alte Stadt, in der es sehr viel zu entdecken gibt. 1,5 Tagen haben mir leider nicht gereicht.
Die Familie von Oscar Wilde stammt aus Wexford. Oscar Wildes Großeltern haben in der St. Iberius Kirche geheiratet und seine Mutter wurde hier getauft. Die Mutter von Oscar Wilde ist in Wexford aufgewachsen und später arbeitete sie hier als Reporterin und Schriftstellerin. Jane Francesca Elgee (1821-1896), später Lady Wilde schrieb unter anderem Märchen, Gedichte und Ratgeber. Zwischenzeitlich war sie sogar Herausgeberin einer Zeitschrift, die sich für den irischen Nationalismus aussprach. Ihre schriftstellerische Arbeit machte sie wohlhabend. Oscar war ihr erstgeborener Sohn, ist aber nicht in Wexford geboren.
Selskar ist angeblich das Wikingerwort für Seefelsen (seal scar), daher liegt die Vermutung nahe, dass der Ort schon von Wikingern besiedelt war. Es soll hier verschiedene Hinweise geben, dass an der Stelle ein vorchristlicher Tempel, geweiht dem nordischen Gott Odin, gestanden haben soll. Die heutige Ruine der Augustinerabtei stammt aus Normannischer Zeit, 1169 wurde sie geweiht. Seit der Zeit von Cromwell ist die Abtei aufgegeben.
Die Ruinen der Selskar Abbey sind definitiv einen Besuch wert. Die verfallene Kirche, umringt von verwitterten Grabsteinen könnte aus einem Gemälde der Romantiker stammen. Die ältesten Gräber stammen aus dem Jahr 1773. An der Kirche findet man groteske Köpfe, die das Böse vertreiben sollen.
Auch wenn die Abteiruine mitten in der Stadt liegt, ist sie nur im Rahmen einer Führung zugänglich, doch die Führung lohnt sich. Die Führerin erzählte interessant und gut verständlich nicht nur die Geschichte der Abtei, sondern auch viele Anekdoten. Es gibt z. B. die Legende, dass König Heinrich der II. von England 1172 in Selskar seine Buße für die Ermordung von Thomas Beckett abgeleistet haben soll.
Das Wexford Opera House und Festival ist überregional bekannt, es gehört zu den Top 5-Opernfestivals der Welt. Das Festival hat sich auf unbekannte Werke und Raritäten aus der Welt der Oper spezialisiert. Schon wegen der ungewöhnlichen Architektur lohnt sich ein Blick auf in die Oper, denn die ganze Straße besteht aus dem Opergebäude.
Die zwei Katholischen Kirchen Church of the Assumption und Church of the Immaculate Conception sind fast identisch, nur der Innenraum unterscheiden sie ein wenig. Sie wurden gleichzeitig gebaut und kurz nacheinander eröffnet. Die 1858 im neugotischen Stil erbauten Kirchen sind einmalig, so etwas bekommt Ihr in keiner anderen Stadt zu sehen. Die Entfernung zwischen den beiden Kirchen liegt bei 7,3 Minuten Gehzeit.
Eigentlich ist eine Stadtmauer nicht besonders erwähnenswert, doch die Stadtmauer von Wexford hat zwei Besonderheiten zu bieten. An einem der Stadttore kann man noch zwei Gefangenenzellen sehen, die für Schmuggler erbaut wurden. Als Hafenstadt hat Wexford vermutlich viele Schmuggler zu besuch. Die zweite Besonderheit sind die “Murder Holes”, die normalerweise nur in Burgen zu finden sind. Durch die Löcher in der Mauer wurde früher heißes Öl auf die Angreifer gegossen. In Wexford wurde dazu heißer Sand genutzt. Es soll mindestens so schmerzhaft wie Öl gewesen sein.
Es gibt noch so vieles, was man über die Stadt erwähnen könnte. John F. Kennedy hat seine Wurzeln in Wexford. Überhaupt haben viele amerikanische Präsidenten ihre Ursprünge in Irland, z. B. Ronald Regan in Cork, Bill Clinton in Dublin und da die Iren sehr gerne recherchieren, haben sie sogar bei Barrack Obama einen irischen Vorfahren entdeckt.
So seltsame Informationen habe ich bei einer Stadtführung bekommen – es war eine unglaublich interessante und kurzweilige Stadtführung. Die Führerin erzählte nicht nur von geschichtlichen Daten und Tatsachen, sondern auch von Besonderheiten und Skurrilitäten. In Wexford habe ich auch erfahren, dass die Römer nie bis nach Irland gekommen sind, angeblich weil es ihnen zu kalt war. Der römische Name für Irland lautet “Hibernia” – der ewige Winter. Falls Ihr Euch entscheidet, die Stadt zu besuchen, solltet Ihr unbedingt eine Stadtführung mitmachen. Ich habe gleich zwei Führungen mitgemacht, eine in der Innenstadt, eine in der Ruine. Beide waren nicht nur sehr interessant, sondern auch in einem sehr verständlichen englisch erzählt.
Der Zwischenstopp hat mir sehr gefallen, es gibt so zahlreiche und verschiedene Sehenswürdigkeiten von Wexford. Sehr gerne hätte ich noch mehr gesehen, denn in der Gegend gibt es noch eine Vielzahl interessanter Ruinen und angeblich ein sehr sehenswertes archäologisches Museum. Und Eoin Colfer, der geniale irische Fantasy-Autor lebt hier. Wie so oft, ich werde wieder kommen müssen.
Am Ende habe ich noch eine Hotelempfehlung für Wexford. Gewohnt habe ich im Faythe Guesthouse***, einem kleinen, aber hervorragenden B&B. Die Zimmer waren geschmackvoll und komfortabel, die Innenstadt war fußläufig erreichbar und das Frühstück war genial. Alle Speisen waren selbstgemacht und Brote und Brötchen selbst gebacken. Es ist ein tolles Haus mit lediglich 4 oder 5 Zimmern und unglaublich herzlichen Besitzern. Daher empfehle ich das Guesthouse sehr gerne.
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Das sieht alles so toll aus. Auf jeden Fall ist das ein Reiseziel!
Ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche!
Danke Dir! Irland ist immer eine Reise wert.
Hallo,
Wexford wurde vor allem in den 60/70ern bekannt durch ein Lied von den „Dubliners“ (vor Deiner Zeit…) : The old woman from Wexford.
Schönen Gruß
Karl
Danke, das kannte ich noch gar nicht, hab es mir gleich angehört.