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*Pressereise*

Nach Schwerin bin ich mit der Bahn angereist und schon während der Fahrt sah ich die imposanten Mausoleen. Der alte Friedhof von Schwerin ist inzwischen über 150 Jahre alt. Erbaut wurde der Friedhof 1862 und als Vorbild diente der bekannte pariser Friedhof Père Lachaise. Obwohl der Friedhof bis heute genutzt wird, findet man dort sehr viele alte Gräber und Mausoleen. Dank der alten Bäume und der üppigen Vegetation erinnert der Friedhof heute eher an eine Parkanlage. Ein Spaziergang hier ist wie eine Wanderung durch die Geschichte von Schwerin. Man entdeckt hier bekannte Persönlichkeiten der Stadt, aber auch einige unbekannte Personen, die dennoch interessant sind. Ich habe eine Friedhofsführung mit Matthias Schott mitgemacht, der sehr viel Interessantes über die Friedhofsbewohner erzählen konnte. Daher nehme ich Euch heute mit auf eine virtuelle Führung durch den alten Friedhof von Schwerin. 

Die Mausoleen des alten Friedhofs von Schwerin

Auch wenn man aus der Bahn zuerst die imposanten Mausoleen sieht, es sind leider nicht mehr viele erhalten, lediglich vier. Vier davon sind neu renoviert, eins ist aber noch verfallen und von Pflanzen umrankt, so wie ich es besonders gerne mag.

Das vielleicht imposanteste Mausoleum gehört Georg Adolf Demmler, dem berühmten Architekten, dessen Bauwerke heute noch das Stadtbild von Schwerin prägen. Der Schüler von Schinkel und Shadow war Großherzoglich mecklenburg-schwerinerischer Landesbaumeister, später Hofbaumeister und Hofbaurat. Er entwarf z. B. das Gebäude der Staatskanzlei von Mecklenburg-Vorpommern und baute das Schweriner Schloss um. 

Gleichzeitig war Demmler Mitglied der Freimaurerloge und bildete dort ehrenamtlich “Lehrlinge” aus. Er sympathisierte mit der Arbeiterbewegung und war später Mitglied der Sozialistischen Partei Deutschlands. Für seine Arbeiter richtete er ein Kranken- und Unfallgeld ein. Seine Grabkapelle auf dem alten Schweriner Friedhof entwarf Demmler selbst und verewigte darauf die Freimaurersymbole. 

Die Gruft hinter Demmler ist die Masius-Kapelle, die Garbstätte einer wohlhabenden schweriner Kaufmannsfamilie. Etwas weiter findet man das verfallene Mantius-Mausoleum, die Grabstätte eines Kommissionsrates und seiner Familie. Das Mantius-Mausoleum wurde von Hermann Willebrandt entworfen. In der letzten Gruft, die einst als Urnenabschiedsraum genutzt wurde, befindet sich heute eine Kunstinstallation von Otto Dressler, die an die Schrecken des Krieges erinnern soll.

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Mausoleum von Georg Adolf Demmler und seiner Ehefrau

Mehr oder weniger berühmte Tote 

Die bekannteste Persönlichkeit, die auf dem alten Friedhof von Schwerin begraben ist, ist Rudolf Karstadt, der Gründer der Karstadt-Kaufhauskette. Der gelernte Kaufmann war der Gründer des ersten Karstadt-Warenhauses, aus dem später die Karstadt-Kette hervorging.

Es gibt aber auch viele weitere mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten, die es sich zu entdecken lohnt. Erwähnenswert finde ich die zwei Personen, denen wir heute die imposante Friedhofsanlage verdanken. Denn angelegt wurde der Friedhof von Georg Adolf Demmler und vom Gartenarchitekten Theodor Klett. Klett war gleichzeitig der Hofgärtner des Schweriner Schlosses. Beide haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden.

Theodor Schloepke könnte man kennen, wenn man vorher das Schweriner Schloss besucht hat. Er war der Maler des monumentalen Gemäldes „Niklots Tod“ im Schweriner Schloss, malte aber auch viele Portraits der Großherzoglichen Familie. Auch Heinrich Petters kennt man aus dem Schweriner Schloss, denn er war der Bildhauer, der die Skulptur des Petermännchens, des Schweriner Schlossgeistes erschaffen hat.

Herrmann Willebrandt ist ein Architekt, der an der Neugestaltung des Schlosses Schwerin und des Jagdschlosses Raben Steinfeld großen Anteil hatte. Und Friedrich Grube war der Chauffeur von Alexandra, der letzten Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin.

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Grab des Komponisten Friedrich Wilhelm Kücken
Grab des Karstadt-Gründers Rudolf Karstadt

Was kann man sonst noch auf dem alten Friedhof in Schwerin entdecken? 

Sehenswert ist auch das Lapidarium, die Sammlung von Grabsteinen, die zu keinen Gräbern mehr zugeordnet werden können. Statt sie zu entsorgen, werden sie hier ausgestellt und erhalten. 

Vermutlich einzigartig ist die “Neue Halle”, weil diese Friedhofskapelle im Bauhaus-Stil erbaut ist. Es ist die einzige Bauhaus-Friedhofskapelle in Deutschland.

Auch die verfallenen Gräber sind sehenswert.
Friedhofskapelle im Bauhaus-Stil

Der alte Friedhof liegt relativ zentral und ist von der Innenstadt gut zu Fuß erreichbar. Führungen werden vom Förderverein „Alter Friedhof“ angeboten.

Alter Friedhof Schwerin
Obotritenring 247
19053 Schwerin

Den alten Friedhof von Schwerin habe ich im Rahmen einer Pressereise besucht. Vielen Dank für die interessante Tour!

Erstellt am Oktober 3, 2019

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3 Antworten zu “Alter Friedhof von Schwerin”

  1. Shadownlight sagt:

    Das sind mal wieder ganz tolle Fotos!
    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!

  2. Hartmut Liebe sagt:

    Richard3 schreibt: Der Alte Friedhof von Schwerin hat auf mich großen Eindruck gemacht. Vor allen Dingen imponiert mir, dass die Grabsteine von Menschen, welche Geschichte geschrieben haben, nicht entsorgt wurden, sondern weiterhin zugängig sind. Wie gedankenlos wurden und werden zum Beispiel in Tröbnitz und Stadtroda (Saale-Holzland-Kreis in Thüringen) die Grabsteine der in den Gemeinden verstorbenen verdienten Bürger/innen einfach entsorgt. Sogar die Gräber Bombenofer des WK2 in Stadtroda sind dem Erdboden gleich gemacht und das trotz Grabanlage. Mag der Anteil der regional wichtigen Menschen an der Weltgeschichte klein sein, aber in ihrer Heimat waren sie oft Wegbereiter, Vörwärts drängende und Bewahrer einer Historie, der wir Vieles zu verdanken haben.

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