Die Burg Frankenstein liegt im Süden Hessens und trägt den Namen des vielleicht berühmtesten Monsters der Welt. Frankenstein ist ein Klassiker und wohl das bekannteste Horrorbuch der Welt. Es gab unzählige Ausgaben und Verfilmungen. Und „Frankenstein” hat bis heute nichts von seiner Beliebtheit eingebüßt: Für das Jahr 2026 sind sogar drei Neuverfilmungen geplant, darunter eine von Guillermo del Toro. Das hat mich veranlasst, meinen alten Artikel etwas zu überarbeiten.

Doch was hat die Burg Frankenstein mit dem „Frankenstein” von Mary Shelley zu tun? Ist der Name nur Zufall? Oder wurde das berühmte Monster nach der hessischen Burg benannt? Es gibt einige Hinweise, aber auch viele Sagen und Legenden über die Burg Frankenstein. Auch in Hessen gibt es viele sagenumwobene und geheimnisvolle Orte zu entdecken. Begleitet mich heute auf den Spuren von Mary Shelley zur Burg Frankenstein im Odenwald!

Burg Frankenstein im Odenwald - War sie eine Inspiration für Mary Shelleys Frankenstein?
Die Burg Frankenstein ist heute weitgehend eine Ruine, die viel Spielraum für Fantasie lässt.

Geschichte der Burg Frankenstein

Die Burg Frankenstein ist sehr alt, denn sie wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut. Ihr Erbauer war vermutlich Konrad I. von Frankenstein. Die Gegend um die Burg ist jedoch vermutlich schon viel länger im Besitz der Adelsfamilie von Frankenstein, weshalb heute davon ausgegangen wird, dass bereits Jahrhunderte früher an dieser Stelle eine Burg oder ein Gutshaus stand. Um 1400 wurde die Burganlage ausgebaut und erweitert. Bis 1662 blieb die Burg im Besitz der Herren von Frankenstein. Danach verkauften sie sie an den Landgrafen Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt. Im Jahr 1662 kaufte Ludwig VI. nicht nur die Burg Frankenstein und die gesamte Gegend um Butzbach, sondern ließ in diesem Jahr auch das Schloss Darmstadt errichten.

Da der Graf jedoch nur an den Ländereien interessiert war, wurde die Burg Frankenstein nicht bewohnt und verfiel. Zunächst wurde sie als Invalidenanstalt, Kaserne und Flüchtlingsunterkunft genutzt, dann ganz verlassen. Erst im 19. Jahrhundert, der Epoche der Burgenromantik, wurde die Burg teilweise wieder restauriert, denn mittelalterliche Ruinen waren damals Aushängeschilder und beliebte Ausflugsziele. Inmitten der Ruinen wurde ein Forsthaus mit einer Gastwirtschaft errichtet. Doch die Burg Frankenstein wäre eine Burgruine unter vielen geblieben, wenn Mary Shelley ihren Roman nicht „Frankenstein” genannt hätte. War die Burg Frankenstein eine Inspiration für Mary Shelley?

Wer war Frankenstein?

Dr. Viktor Frankenstein ist die Hauptfigur aus Mary Shelleys Roman. Er ist ein ehrgeiziger Arzt und Wissenschaftler, der versucht, den Tod zu überwinden. Er setzt einen neuen Menschen aus Leichenteilen zusammen und verleiht ihm mit Elektrizität aus einem Blitzableiter das Leben. So erschafft er einen neuen Menschen – und gleichzeitig ein Monster. Denn sein wiederbelebter Mensch war so hässlich und abstoßend, dass sich alle vor ihm fürchteten, dabei will er nur Freundschaft. Erst die menschliche Ignoranz und Aggression machen die Kreatur von Viktor Frankenstein zum Monster, das sich an seinem Erschaffer rächen will. Oft wird irrtümlicherweise angenommen, dass „Frankenstein” der Name des Monsters ist.

Was hat die Burg Frankenstein mit dem Roman von Mary Shelley zu tun?

Diese Frage stellen sich seit Jahrzehnten viele Menschen, denn sie ist bis heute ungeklärt. Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass die Burg wenig mit dem Roman zu tun hat, weil es nicht dokumentiert ist, dass Mary Shelley die Burg Frankenstein besucht hat. Mary und ihr Ehemann Percy Bysshe Shelley haben mehrfach Deutschland besucht. Während ihrer Rheinreise im Jahr 1814 sollen sie die Burg aus der Ferne gesehen oder Legenden über sie gehört haben. Vom Rhein aus kann man die Burg Frankenstein nicht sehen. Heute nicht, doch im 19. Jahrhundert war der Rheinverlauf anders. Angeblich konnte man damals die imposante Anlage der Burg Frankenstein aus der Ferne sehen. Eine andere Legende besagt, dass die Shelleys die Burg besucht und in einem Gasthaus in der Nähe übernachtet haben.

Vielleicht haben die Erzählungen der Gebrüder Grimm auch die Fantasie von Mary Shelley beflügelt. Die Brüder Grimm sammelten hessische Sagen und Legenden und kannten sicherlich die Legende um den Alchemisten Johann Konrad Dippel, der im 17. Jahrhundert auf der Burg lebte. Mary Shelley und Jakob Grimm schrieben sich über Jahrzehnte hinweg viele Briefe. Jakob Grimm pflegte auch regen Briefverkehr mit Mary Jane Clairmont, der Stiefmutter von Mary Shelley. Es soll ein Brief existieren, in dem er die Geschichte eines Wissenschaftlers erzählt, der aus Leichenteilen ein Monster erschafft. Mary Clairmont übersetzte die Grimmschen Sagen und Legenden ins Englische. Vielleicht war sie die Person, von der Mary Shelley die Idee für ihre Geschichte hatte.

War der Alchemist Johann Konrad Dippel das Vorbild für Frankensteins Monster? 

Vielleicht gibt es tatsächlich eine reale Vorlage für den Wissenschaftler Viktor Frankenstein, der das traurige Monster erschaffen hat. Im 17. Jahrhundert lebte der Arzt und Alchemist Johann Konrad Dippel auf der Burg Frankenstein. Er ist dort geboren und aufgewachsen. Nach seinem Studium in Gießen soll er für einige Zeit als Hauslehrer auf der Burg tätig gewesen sein. Schon zu dieser Zeit soll der Arzt Experimente mit Leichen durchgeführt haben, die er von den umliegenden Friedhöfen stahl. Johann Konrad Dippel lebte jedoch nicht immer auf der Burg Frankenstein; er war eher ein „fahrender Gelehrter”. So lebte er in Berlin, wo er unter anderem als Alchemist für König Friedrich I. tätig war. Danach zog er in die Niederlanden, wo er an der Universität Leiden promovierte. Dann lebte er im damals dänischen Altona. Später war er als Leibarzt am schwedischen Königshof tätig. Zuletzt kehrte er in seine hessische Heimat zurück und lebte und arbeitete am Hof des Grafen Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Dippel kam in seinem Leben viel herum, seine Zeit auf der Burg Frankenstein war nur von kurzer Dauer.

Halloween auf Burg Frankenstein, Burg Frankenstein, Inspiration für Mary Shelley
Wie man erahnen kann, habe ich die Burg Frankenstein um Halloween besucht. Einst gab es ein großes Halloween-Spektaktel dort, leider findet es nicht mehr statt.

Mehr Sagen und Legenden um die Burg Frankenstein

Der Schatz im Untergrund

Unter der Burg Frankenstein soll es labyrinthische Verliese geben, die die Burg mit der „Alten Burg” und der Kirche von Nieder-Beerbach verbinden. Von der alten Burg, die den Namen „Die alte Bejje” trägt, ist heute nur noch eine Wallanlage erhalten. In diesem Labyrinth soll ein wertvoller Schatz versteckt sein. Um was für einen Schatz es sich dabei handelt, konnte ich nicht herausfinden. Im 18. Jahrhundert gab es unzählige Schatzsucher, die dort gegraben haben. Doch nach mehreren Todesfällen wurde die Schatzsuche verboten. Ein Schatz wurde bis heute nicht gefunden.

Ritter Georg – der Drachentöter

Es gibt Sagen, die überall auftauchen. Der Schatz im Burgverließ ist ein Klassiker, ebenso wie der tapfere Ritter, der die Jungfrauen vor einem Drachen beschützt. Im späten Mittelalter soll auf der Burg Frankenstein der Ritter Georg gelebt haben, der die Menschen vor einem bösen Lindwurm beschützte. Ein Lindwurm ist ein kleiner Drache. Dieser soll immer wieder Jungfrauen aus den benachbarten Orten entführt und gefressen haben. Georg soll den Lindwurm im Kampf getötet haben, wurde dabei aber von einem giftigen Stachel verletzt und starb. Das Blut des Drachen soll den Bach unterhalb der Burg schwarz gefärbt haben; seitdem heißt er Dunkelbach. In der Burgkapelle von Frankenstein kann man bis heute ein Epitaph mit der Abbildung eines Ritters mit einem Drachen sehen. Es soll sich um den besagten Ritter Georg von Frankenstein handeln.

Ritter Georg und seine geliebte Annemarie

Eine andere Version der Legende um Ritter Georg besagt, dass seine heimliche Geliebte, Annemarie, als Jungfrau dem Drachen geopfert werden sollte. Georg und Annemarie trafen sich heimlich in einem verlassenen Haus unterhalb der Burg. Als Erkennungszeichen stellten sie drei brennende Kerzen ins Fenster. Als Annemarie geopfert werden sollte, erschienen drei Lichter im Fenster. So wusste Georg, dass Annemarie in Gefahr ist, und er rettete sie. Beim Kampf gegen den Drachen wurde er verletzt und starb. Annemarie starb vor Gram kurze Zeit später. Seitdem soll man jedes Jahr in der Nacht zum ersten Advent Lichter sehen. Um Mitternacht leuchten drei Lichter auf, und angeblich kann man auch das blasse Gesicht von Annemarie erkennen. Um 1 Uhr nachts erlöschen die Lichter wieder.

Burg Frankenstein – Legendäre Burg bei Darmstadt

Egal, ob man sich für die Geschichte von Mary Shelley oder die Geschichte der Burgmauern interessiert – die Burg Frankenstein ist imposant und sehr bekannt. Sie ist eine sehenswerte Burgruine und ein lohnendes Ausflugsziel. Umgeben von dichten Wäldern und hohen Bergen ist sie nicht einfach zu erreichen. Mit ein wenig Fantasie kann man die geheimnisvolle Seite der Burg entdecken. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Sagen und Legenden um die Burg nicht nur Mary Shelleys Fantasie beflügelt haben.

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Es gibt unzählige Ausgaben des Schauerromans „Frankenstein“ von Mary Shelley. Hier ein Link zu meiner ledergebundenen Lieblingsausgabe des Anaconda-Verlages.

Sehr gerne mag ich die Biografie von Mary Shelley und ihrer Mutter, der Frauenrechtlerin Mary Wollstonecraft „Romantic Outlaws: The Extraordinary Lives of Mary Wollstonecraft und Mary Shelley.“ Leider ist das Buch nur auf Englisch erhältlich.

In der Biografie von Mary Shelley der Literaturwissenschaftlerin Miranda Seymour finden sich mehrere Bezüge zur Burg Frankenstein und zu Johann Konrad Dippel. Die Autorin gibt an, dass Mary Shelley nach ihrer Reise durch den Süden Hessens in ihrem Tagebuch schrieb: „Götter erschaffen hier einen neuen Menschen” (Gods [making entirely] new men).

Erstellt am August 29, 2025

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4 Antworten zu “Burg Frankenstein in Hessen – Inspiration für Mary Shelley?”

  1. haha! die skelette auf dem balkon sind ja lustig 🙂

  2. Silvi sagt:

    Die Burg ist toll, ich war an Halloween mal da! GLG Silvi fashion-beauty-zone.blogspot.de

  3. Anette sagt:

    Interessant, in der Pfalz gibt es auch ein Frankenstein samt Burg(-ruine), die ist aber wahrscheinlich weniger bedeutend. Liegt an der Bahnstrecke Saarbrücken-Mannheim, deshalb fahre ich da gelegentlich durch. 🙂

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