Der Südwesten Schottlands ist als Burns County bekannt, denn der schottische Nationaldichter verbrachte sein Leben hier. Die Gegend an der Küste des Irischen Meeres ist voller historisch bedeutender Orte. Bei einer Kulturreise durch Südschottland könnte man in einem historischen und stilvollen Hotel übernachten. Charmant ist das Friars Carse Country House Hotel, das inmitten von Wäldern und Hügeln in einer zauberhaften Landschaft liegt. Das Friars Carse hat eine lange Geschichte als Klostergebäude und Herrenhaus und ist ein klassisch-schottisches Country-House-Hotel. Umgeben von dunklen, antiken Möbeln und Tartanmustern ist es die Krönung eines herbstlichen Tages, am knisternden Feuer einen Whisky zu genießen. Daher möchte ich Euch heute das Friars Carse Country House Hotel vorstellen, ein Landhaus-Hotel im Süden Schottlands.

Die Bezeichnung „Schlosshotel” ist eigentlich falsch, denn das Friars Carse Country House ist ein Herrenhaus und kein Schloss. Bei einer Führung durch ein englisches Schloss habe ich gelernt, dass erst eine königliche Ernennung ein Schloss zu einem Schloss macht. Egal, wie imposant oder prachtvoll ein Herrenhaus ist: Wenn die britische Königin oder der König dem Herrenhaus keinen Schlosstitel verleiht, dann ist es kein Schloss. Daher gibt es in Großbritannien unglaublich viele Country Houses, Manors oder Halls, die zwar wie wunderschöne Schlösser aussehen, jedoch keine sind. Auch Friars Carse ist ein Country House, also ein Herren- oder Landhaus.
Das Country House Hotel im Süden Schottlands sieht aus wie ein Schloss. Schon die äußere Erscheinung mit dem mächtigem Turm und den verspielten Erkern ist sehr imposant. Das Hotel ist von einer kleinen Parkanlage umgeben, die jedoch noch etwas Pflege benötigt, um in vollem Glanz erstrahlen zu können. Im Inneren erwartet einen die gediegene Atmosphäre eines historischen Hotels mit dunkler Vertäfelung, schweren Gardinen und antiken Möbeln. Es war ein Genuss, die Herbstabende am knisternden Kaminfeuer zu verbringen und verschiedene schottische Whiskys zu verkosten.

Wir buchten kein Suite, sondern ein Classic Zimmer. Dieses war zwar ebenfalls mit Tartan dekoriert, jedoch eher modern eingerichtet. Das Boxspringbett war sehr zeitgenössisch, aber unglaublich bequem. Die Bäder (zumindest das Bad in unserem Zimmer) sind für ein Schlosshotel nicht angemessen, da hat das Hotel noch Nachholbedarf.

Das Hotelrestaurant hatte sehr viele gute Bewertungen, die es tatsächlich verdient hat. Die Speisen sind gut gewürzt und ansprechend serviert, was man von britischen Restaurants nicht immer behaupten kann. Auch das Frühstück war sehr gut. Neben dem klassischen Full Scottish Breakfast konnte man zwischen mehreren frisch zubereiteten Alternativen wählen, beispielsweise Avocado mit pochierten Eiern auf Toast oder Eggs Benedict.

Das heutige Herrenhaus ist ein neogotisches Gebäude, das Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Grundmauern eines deutlich älteren Herrenhauses errichtet wurde. Es wurde im Baronialstil errichtet, einer schottischen Abwandlung des Gothic Revival. Der Name „Friars Carse” erinnert an das Zisterzienserkloster, das sich einst auf dem Grundstück befand. Es handelte sich um eine Klostergründung der Zisterzienser von Melrose Abbey. Von dem Kloster ist heute jedoch nichts mehr erhalten. Im Jahr 1771 ließ der damalige Besitzer des Anwesens, Robert Riddell, die maroden Klostergebäude abreißen, um ein neues Herrenhaus zu errichten. Robert Riddell (1755–1794) war Freund und Förderer des schottischen Nationaldichters Robert Burns, auf den ich gleich noch zu sprechen komme. Das Herrenhaus der Familie Riddell wiederum wurde im 19. Jahrhundert größtenteils abgerissen, um das heutige Herrenhaus zu errichten.
Im 20. Jahrhundert wurde das Herrenhaus in eine Erholungsanstalt für wohlhabende Geisteskranke umgebaut. Hier erholten sich nur adelige Bewohner, darunter sogar Mitglieder der Königsfamilie. Später wurde das Gebäude zum Erholungswerk der Post. Seit etwa 20 Jahren wird es als Hotel genutzt.
Dumfries ist die Gegend von Robert Burns. Dem Dichter begegnet man unentwegt. Dass er jedoch eine so enge Verbindung zu Friars Carse hatte, war mir nicht bewusst. Wie oben bereits erwähnt, war Robert Burns mit dem Besitzer des Herrenhauses, Robert Riddell, eng befreundet. Dieser überließ ihm eine nur wenige Meter vom Herrenhaus entfernte Einsiedelei. Die Einsiedelei ist ein kleines Sommerhäuschen, das von Robert Riddell erbaut wurde. Inmitten der Wälder konnte Burns in absoluter Ruhe arbeiten. Er zog sich hierhin zurück, um Gedichte zu schreiben und mit seinem Freund Robert zu trinken. Die heutige Einsiedelei ist ein Nachbau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, doch die karge Einrichtung soll genauso ausgesehen haben. Die Freimaurersymbolik in den Giebeln über der Eingangstür soll an Burns Mitgliedschaft in einer Loge erinnern.
Die Freundschaft zwischen Robert Burns und Robert Riddell endete abrupt, nachdem Burns stark betrunken in einen Vorfall verwickelt war. Der Skandal wurde „Der Raub der Sabinerinnen” genannt, dabei wurden die anwesenden Damen deutlich belästigt. Es soll im Friars Carse House häufiger Trinkwettbewerbe gegeben haben, bei denen Burns fast immer dabei war. Von einem Gewinner, einem Skandinavier, wird berichtet, dass er acht Flaschen Rotwein trinken konnte.

Das Country House Hotel liegt abseits der Ortschaften und ist von Wäldern umgeben. Die nächste Ortschaft, Aulgrith, ist etwa zwei Kilometer entfernt, die nächste Stadt, Dumfries, etwa zehn Kilometer. Es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel zum Hotel, daher ist man auf ein Auto, ein Taxi oder Uber angewiesen. Allerdings gibt es an der Hauptstraße eine Bushaltestelle namens „Friars Carse Road End“, an der die Busse sehr regelmäßig halten. Von dort aus sind es etwa 10 Minuten zu Fuß zum Hotel, wobei man leider manchmal unbefestigte Wege nutzen muss. Am einfachsten ist es natürlich, das Hotel mit dem Auto zu erreichen, doch es gibt auch gute ÖPNV-Verbindungen.
Adresse: Auldgirth, Dumfries DG2 0SA, UK
Webseite: https://www.friarscarse.co.uk/

Wie ich immer wieder gerne erwähne, herrscht in britischen historischen Gebäuden ein enormes Gedränge von Geistern. So wurden im Friars Carse Country House und seiner Umgebung natürlich mehrere Geister gesichtet. In den ehemaligen Bedienstetenquartieren wurde eine weiße Dame gesichtet. Es soll sich dabei um ein Dienstmädchen handeln, das sich das Leben genommen hat. Im Restaurant kann man mit etwas Glück den Geist eines elegant gekleideten Herren sehen. Er ist wie ein Gentleman aus der Mitte des 19. Jahrhunderts gekleidet. Er sitzt im Restaurant und raucht dabei Pfeife. In der Umgebung des Hauses soll man nachts angeblich auch vermummte Mönche treffen können.
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