Eine Reise nach Japan auf eigene Faust stand schon über 20 Jahre auf meiner Wunschliste. Jetzt habe ich mir diesen Traum erfüllt und bin mehr als nur fasziniert von diesem vielseitigen Land. Mein Mann und ich reisen am liebsten individuell, daher war von Anfang an klar: Auch diese Japan-Reise sollte eine Individualreise werden. Fast vier Wochen in Japan liegen nun hinter uns und es war eine der schönsten und abwechslungsreichsten Reisen, die ich je gemacht habe.
Wir haben touristische Highlights und aufregende Orte abseits der Touristenpfade gesehen. Ich habe wie immer Burgen und Museen besucht, aber auch die atemberaubende Natur genossen – von pulsierenden Großstädten bis hin zu entspannten Berg- und Meereslandschaften. Das Beste: Japan auf eigene Faust zu bereisen ist erstaunlich einfach. Viele Japaner sprechen gut Englisch, und alle Beschilderungen sind zweisprachig. Das Bus- und Bahnnetz ist unglaublich zuverlässig, sodass du dich problemlos und komfortabel fortbewegen kannst.
In diesem Artikel teile ich meine besten Empfehlungen und Tipps für eine individuelle Japan-Reise.
Wie für die meisten Japan-Liebhaber begann auch meine Faszination für das Land mit Mangas und Animes. Vor über 20 Jahren wurden nachts auf VOX die ersten japanischen Zeichentrickserien ausgestrahlt. Damals war das Genre in Deutschland, soweit ich mich erinnere, noch weitgehend unbekannt. Ich sah „Neon Genesis Evangelion“ und war sofort begeistert. Die Serie startete wie eine Teenieserie mit einem „Monster der Woche“, wurde aber mit jeder Folge düsterer und bedrohlicher, voller dunkler Visionen, psychischer Dissonanzen und religiöser Anspielungen.
Meine Begeisterung für Manga und Anime hält bis heute an, denn oft sind sie kein Genre für Kinder. Die Animes, die ich schaue, sind häufig erst ab 16 oder 18 Jahren freigegeben. Was in Deutschland oft belächelt wird, ist in Japan ein selbstverständlicher Teil der Kultur. Dort ist es normal, dass Erwachsene Comics lesen und Zeichentrickfilme schauen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Tee. Ich bin eine leidenschaftliche Teetrinkerin und habe während meines Studiums fünf Jahre lang in einem Teeladen gearbeitet – die Liebe ist geblieben. Japanische Grüntees zählen zu meinen Favoriten und es war schon immer ein großer Traum von mir, einmal eine Teeplantage zu besuchen.
Ich muss gestehen, dass ich meine Japan-Reise auf eigene Faust nicht allzu akribisch geplant habe. Ich habe seit Jahren eine Weltkarte, auf der ich interessante Orte markiere. So standen einige Ziele bereits im Vorfeld fest. Unsere Rundreise dauerte über drei Wochen, aber nur die Hälfte davon haben wir fest verplant. Nur die Übernachtungen in Tokio und Kyoto haben wir in Deutschland gebucht, danach haben wir uns spontan entschieden, was wir machen und wohin wir reisen möchten. Kurzfristig eine Unterkunft zu finden, war nie ein Problem.
Immer wieder wurde mir berichtet, dass die Hotels in Japan teuer sind. Das kann ich nicht bestätigen, die Preise sind mit deutschen Hotels vergleichbar. Am Anfang unserer Reise haben wir in den klassischen Business-Hotels übernachtet, später entdeckten wir eine Hotelkette, die Hotels nach traditionellem Vorbild anbietet. Die Preise der japanischen Hotels sind mit den Preisen in Deutschland vergleichbar. Für eine Übernachtung mit einer großartigen Frühstücksauswahl haben wir zwischen 80 und 120 € pro Zimmer bezahlt.
Es ist kein Problem, kurzfristig Hotels zu finden. Nur die Übernachtungen in den ersten zwei Städten haben wir schon in Deutschland gebucht. Danach haben wir spontan entschieden, wohin wir reisen möchten, da die Hotelauswahl auf den bekannten Buchungsplattformen sehr groß war.
Wenn Ihr jedoch in einem guten Ryokan, einer traditionellen japanischen Herberge, übernachten möchtet, solltet Ihr sehr frühzeitig buchen. Kurzfristig gab es nämlich nur noch Ryokans mit eher schlechten Bewertungen. Die traditionellen Herbergen sind in der Regel noch familiengeführt und haben meist nur zwei bis drei Gästezimmer. Doch wir haben eine Hotelkette gefunden, die ihre Häuser nach traditionellem Vorbild eingerichtet hat.
Die Hotelkette empfehle ich gerne, denn hier habe ich mich wie in einem traditionellen japanischen Haus gefühlt. Schon am Empfang tragen die Mitarbeiter Kimonos und die Besucher müssen Schuhe ausziehen. Man kann zwischen einem „westlichen“ Zimmer oder einem japanischen Zimmer mit Tatami-Matten und einer Matratze zum Schlafen wählen. Wir haben die Tatami-Zimmer gewählt und liebten die Atmosphäre. Hervorragend sind auch die Speisen, das Frühstück hatte so eine vielfältige Auswahl an japanischen Köstlichkeiten, dass ich nach drei Tagen immer noch nicht alles probiert habe. Und das, obwohl fast alles in kleinen „Tapas-Schalen“ serviert wird und dank der kleinen Portionen man ganz viele Speisen probieren kann.
Zwei Mal haben wir in einem „Natural Hot Spring“ Hotel übernachtet, in der alten Hauptstadt Nara im Onyado Nono Natural Hot Spring und im Onyado Nono in Toyama an der Ostküste.
Der Name der Hotels ist Programm – ich war begeistert von den japanischen Hotel-Onzen. Vorab sollte man wissen, dass fast jedes japanische Hotel ein „Hot Bath“ hat. Das sind kleine, heiße Pools, die man zur Entspannung nutzt. Sie knüpfen an die Onsen-Tradition an, wobei das Wasser in den Pools zwischen 40 und 42 °C heiß ist. Man legt sich hinein und entspannt sich sofort. Länger als zehn Minuten habe ich es im Wasser nicht ausgehalten, aber die meisten Japaner verbringen ohnehin nur wenige Minuten im Wasser. Dafür sind die Körperpflegerituale vor und nach dem Bad umso ausgiebiger.
Die Dormy Inn Hotels „Natural Hot Spring“ hatten nicht nur einen Pool, sondern eine wunderbare Wellnesslandschaft mit einem Indoor- und Outdoor-Pool, einem heißen Whirlpool, einer Sauna und einem Kaltbecken. Ich habe die Wellnesslandschaft sehr genossen und bin jeden Abend in das heiße Bad gegangen. Danach gab es ein kostenloses Eis und eine Mitternachtssuppe. Auch die späte Mahlzeit hat in Japan Tradition; am späten Abend wird oft ein kostenloses Reisgericht oder eine Ramen-Suppe angeboten. Ganze Familien kamen in den traditionellen Hausanzügen zusammen, um die Mitternachtsmahlzeit zu genießen. Übrigens sind auch alle alkoholfreien Getränke in den Hotels gratis.
Für unsere gesamte Reise haben wir den ÖPNV genutzt, da alle Orte, die wir besuchen wollten, gut mit Bus und Bahn erreichbar waren. Ich hatte vorab Bedenken, ob wir ohne Japanisch-Kenntnisse zurechtkommen würden. Doch alle Stationen, Straßennamen und Beschreibungen sind in japanischer und englischer Sprache. Auch abseits der Touristenzentren war das absolut kein Problem.
Japan ist bekannt für seine pünktlichen Züge, und tatsächlich waren alle unsere Züge pünktlich – nicht nur der Shinkansen, sondern auch die Regionalzüge. Dank der englischen Übersetzung war es kein Problem, das richtige Gleis oder die Richtung zu finden.
Für fast alle ÖPNV-Verbindungen in Japan gibt es eine Touristenkarte, den PASMO-Pass. Man lädt die Karte auf und hält sie dann beim Ein- und Aussteigen an die Schranke. Der gefahrene Betrag wird dabei automatisch abgebucht. Das System funktioniert bei fast allen Bussen, Regionalbahnen, Trams, U- und S-Bahnen. Abgesehen von den Schnellverbindungen ist die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in Japan sehr günstig. Für drei Wochen haben wir pro Person nur etwa 50 € bezahlt, obwohl wir alle Strecken mit Bus und Bahn zurückgelegt haben.
Tickets für den Shinkansen und andere Schnellzüge können nicht mit dem PASMO-Pass bezahlt werden, sondern müssen an jeder Station am Ticketautomaten gekauft werden. Auch hier kann man Englisch als Sprache wählen.
Man kann sich kaum verlaufen, selbst wenn man umsteigen muss, denn überall stehen zahlreiche Helfer. Sie sehen sich das Ticket an und weisen einem die richtige Richtung, sodass man gar nicht die Chance hat, falsch abzubiegen.
Die Züge sind zudem perfekt sauber und bieten viel Beinfreiheit. Kein Japaner drängelt; alle stellen sich in eine Reihe und warten, bis die Person vor ihnen ihren Platz gefunden hat. Bahnfahren in Deutschland empfinde ich im Vergleich nicht nur als stressiger, sondern auch als viel komplizierter.
Wir sind dreimal mit dem Shinkansen gefahren: von Tokio nach Shizuoka, von Shizuoka nach Kyoto und von Kyoto nach Toyama. Für die Strecke von Tokio nach Shizuoka (knapp 180 Kilometer) haben wir mit Sitzplatzreservierung etwa 30 € pro Person bezahlt. Die Fahrt dauerte eine Stunde. Für die Strecke von Shizuoka nach Kyoto (340 Kilometer) haben wir in der 2. Klasse mit Sitzplatzreservierung knapp 60 € pro Person bezahlt.
Eigentlich sollte unsere Japanreise eine Rundreise bis in den Süden, nach Hiroshima, werden. Doch schnell haben wir diesen Plan verworfen, denn wir wollten die Orte lieber entspannt und länger erkunden, anstatt nur von einer Stadt zur nächsten zu eilen.
Dreieinhalb Wochen waren wir unterwegs und haben Tokio, Shizuoka, Kyoto, Nara und Osaka an der Westküste Japans besucht. Danach sind wir an die Ostküste nach Toyama gefahren, und die letzten zwei Tage haben wir wieder in Tokio verbracht.
Oft werde ich gefragt, welche Orte mir in Japan am besten gefallen haben. Es waren die kleineren und unbekannteren. Für Nara hatten wir ursprünglich nur eine Nacht geplant, blieben aber drei. Von der Existenz von Shizuoka wusste ich vor meiner Reise gar nichts; ich wählte die Stadt nur als Standort für einen Ausflug zu den Teeplantagen. Und Toyama war ein Zufallsfund: Ich wollte ans Meer, und mein Mann entdeckte in Tokio ein Werbeplakat für eine Ausstellung von M. C. Escher.
Meine Eindrücke werde ich hier nur kurz zusammenfassen, da ich noch weitere Artikel über Japan plane.
Tokio ist riesig und voll. Im Großraum Tokio leben 40 Millionen Menschen – das ist halb Deutschland. Trotzdem hatte ich selten das Gefühl, dass die Stadt überfüllt war. Natürlich gab es in bekannten Vierteln wie Shibuya und Shinjuku Straßen, die voller Menschen waren, doch abseits der Innenstadt wirkte Tokio sehr entspannt.
Gewohnt habe ich in Akabane, etwa 30 Minuten vom Zentrum entfernt. Das Viertel kam mir schon fast kleinstädtisch vor, und die Hotels waren dort deutlich günstiger als im Zentrum. Dank der entspannten und zuverlässigen öffentlichen Verkehrsmittel war das Pendeln völlig unproblematisch.
Kyoto muss man einfach besuchen, wenn man in Japan ist. Sie soll die schönste Stadt des Landes sein. Und tatsächlich, Kyoto ist wunderbar: Es hat mehrere alte Stadtviertel, ganze Straßenzüge mit kleinen, traditionellen Häusern und 17 UNESCO-Welterbestätten.
Die Stadt hat 1,5 Millionen Einwohner und gefühlt mindestens genauso viele Touristen. Während sich die Touristenmassen in Tokio gut verteilen, waren sie in Kyoto allgegenwärtig. Nach drei Tagen bin ich deshalb nicht mehr zu den Hauptsehenswürdigkeiten gegangen, sondern habe kleinere und unbekanntere Orte für meine Ausflüge gewählt.
Osaka war das Gegenteil von Kyoto. Ich hatte das Gefühl, die Stadt bestünde nur aus Hochhäusern. Die Wolkenkratzer sind oft einzigartige Meisterwerke der Architektur. Osaka ist eine unglaublich moderne und stylische Stadt, die aber auch viel Geschichte zu bieten hat. Mir haben besonders das Kunstmuseum mit seinen hochkarätigen Meistern und die Burg von Osaka gefallen.
Wie oben bereits erwähnt, hat mir die Stadt Nara sehr gut gefallen. Natürlich ist auch Nara ein beliebter Touristenort, da man hier wilde Rehe und Hirsche findet, die einem aus der Hand fressen. Das ist die wichtigste Touristenattraktion, denn die Tiere leben nicht nur im Nara-Park, sondern laufen frei in der Stadt und in den Tempeln umher. Man kann im Park Futter kaufen, doch wenn die Tiere es wittern, können sie sehr aufdringlich werden.
Nara hat aber noch viel mehr zu bieten, denn die Stadt ist sehr alt. Sie war die erste Hauptstadt Japans, bevor sie von Kyoto und später von Tokio abgelöst wurde. Vom alten Kaiserpalast sind zwar nur noch die Fundamente erhalten, aber einige Gebäude wurden wieder aufgebaut und beherbergen heute ein Museum.
Zudem gibt es in Nara mehrere UNESCO-Welterbe-Tempel, die mindestens genauso schön sind wie die in Kyoto. Am besten haben mir jedoch die Landschaft und die vielen wunderbar ausgeschilderten Wanderwege gefallen.
Ich bin eine begeisterte Teetrinkerin und liebe japanische Grüntees. Daher war es für mich von Anfang an klar, dass ich ein Teeanbaugebiet besuchen muss. Die Region Suruga ist bekannt für die besten Teeplantagen und liegt zwischen Tokio und Kyoto.
Ich wählte ganz willkürlich Shizuoka, eine kleine Großstadt in Suruga, aus und habe es nicht bereut. Shizuoka ist umgeben von Teeplantagen, die man besuchen und wo man Tee probieren kann. Ich war im siebten Himmel und habe fast fünf Kilo Tee gekauft!
Aber auch ohne den Tee fand ich die Stadt sehr charmant. Es gab dort kaum Touristen und alles war deutlich günstiger als in den Touristenhochburgen. Shizuoka hatte einen wunderbaren Einzelhandel und einen Burgpark, in dem wir jeden Abend gepicknickt haben. In der ganzen Gegend gibt es außerdem wunderschöne Wanderwege, die an Teeplantagen vorbeiführen.
Weil ich nur die Hälfte der Reise im Voraus geplant hatte und in Toyama eine M. C. Escher-Ausstellung gezeigt wurde, bin ich in dieser Stadt gelandet. Auch von Toyama waren wir begeistert. Es gibt vermutlich nicht viele Orte auf der Welt, an denen man gleichzeitig das Meer und alpine Berge sehen kann – die Landschaft ist dort unglaublich schön.
Alte Gebäude gibt es in Toyama nicht; selbst die charmante Burg ist eine Rekonstruktion. Die Stadt hat aber mehrere sehr interessante Museen und in der Umgebung gibt es herrliche Wanderwege.
Vor meiner Japan-Reise dachte auch ich, dass der Urlaub sehr teuer werden würde. Doch Japan war günstiger als erwartet. Die Flüge waren zwar teuer, aber die Hotelpreise haben mich überrascht: Für ein Doppelzimmer mit tollem Frühstück haben wir in den Businesshotels oft unter 100 € bezahlt. Nur die Hotels nach traditionellem Vorbild waren teurer, aber dafür auch charmanter.
Die Restaurants können sehr teuer sein. Wir sind nicht täglich essen gegangen, haben stattdessen oft gepicknickt oder auf dem Markt beziehungsweise in einer Ramen-Bar gegessen – das war günstig. Und das Essen hat immer und überall großartig geschmeckt. Der öffentliche Nahverkehr ist sehr günstig, nur der Schnellzug Shinkansen ist preislich mit dem deutschen ICE vergleichbar.
Auch das Vorurteil, dass in Japan kaum jemand Englisch spricht, möchte ich ausräumen. In den Touristenzentren spricht fast jeder Englisch, und alle Beschreibungen sind auf Englisch und Japanisch verfügbar. Die Menschen waren unglaublich hilfsbereit. Abseits der Touristenzentren war es etwas schwieriger, aber auch dort haben viele Englisch gesprochen. Ansonsten war der Google-Übersetzer eine große Hilfe.
Ich habe mich in Japan verliebt. Mich hat die Freundlichkeit der Menschen, die Sauberkeit der Städte und die gesamte Atmosphäre begeistert. Besonders mochte ich den nostalgischen Charme mancher Orte und die Pflege der Traditionen.
Es hat mir sehr gefallen, dass die Japaner auch eine Vorliebe für europäische Nostalgie haben. Wir besuchten Teestuben, die britischer wirkten als in Großbritannien, und Bars, die französischer waren als in Paris. Manche Orte fühlten sich dadurch wie eine Zeitreise an.
Für mich steht fest: Das war nicht meine erste und letzte Reise nach Japan. Ich hoffe, ich kann ganz bald wieder in dieses wunderbare Land reisen.
Natürlich habe ich sehr viele Burgen und Schlösser in Japan besucht, denn die Residenzen sind dort zahlreich, auch wenn oft etwas anders. Hier findet Ihr einen Artikel „Die schönsten Burgen und Schlösser in Japan – mit Picknick-Empfehlungen“.
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