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„… im Dorfe B., dass so schlecht gebaut und rauchig es sein mag, doch das Auge jedes Reisenden fesselt durch die überaus malerische Schönheit seiner Lage in der grünen Waldschlucht eines bedeutenden und geschichtlich merkwürdigen Gebirges.“
Annette von Droste-Hülshoff „Die Judenbuche“

Brakel-Bellersen ist ein kleines Dorf in Ostwestfalen. Warum sollte das Dorf ein touristisch interessantes Reiseziel sein? Bellersen ist ein touristisches Musterdorf, schon deswegen lohnt sich ein Blick auf die Ortschaft. Was ist besonders an Brakel-Bellersen? Es ist der Schauplatz „Der Judenbuche“ von Annette von Droste-Hülshoff. Der Mord ist tatsächlich in Bellersen passiert. Besonders sind auch die vielen Wanderwege, die durch wellige und leicht hügelige Landschaft führen. Es gibt hier ein Feriendorf und ein Wohnmobilhafen. Und für alle, die etwas von der Landidylle nach Hause mitnehmen möchten, können ein Edelbrand oder einen Honig „made in Bellersen“ kaufen. Daher zeige ich Euch heute, warum sich ein Besuch in Bellersen lohnt.

Die Umgebung von Bellersen hat mehrere Wanderrouten.

Schauplätze von „Die Judenbuche“

Annette von Droste-Hülshoff hatte sehr nahe Verwandtschaft in Ostwestfalen, ihre Mutter stammt aus dem Nachbardorf. Die Familie ihrer Mutter lebte auf dem Gut Bökerhof, drei Kilometer von Bellersen. Annette und ihre Schwester verbrachten mehrere Monate im Jahr auf dem Gut der Familie von Haxthausen.

In der Novelle „Die Judenbuche“ beschreibt Annette von Droste-Hülshoff einen Mord an einem jüdischen Kaufmann, der im Dorfe B. passiert ist. Dieser Mord ist tatsächlich so in Bellersen passiert und Annette hat vermutlich viel darüber gehört und sich hier die Inspirationen für Ihre Novelle geholt.

Der Bökendorfer Literaturkreis

Auf dem Anwesen der Familie von Haxthausen in Bökendorf haben nicht nur Annette von Droste-Hülshoff und ihre Schwester Jenny für längere Zeit verweilt. Die Familie von Haxthausen war sehr literarisch sehr interessiert und lud daher immer wieder Autoren in ihr Gutshaus Bökerhof ein. Die Brüder Jakob, Wilhelm und Ludwig Emil Grimm, Clemens Brentano, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben und Luise Hensel waren häufiger in Bökendorf zu Besuch. Somit war das Gut der Ausgangspunkt für viele literarische Begegnungen, Debatten und Inspirationen. Im Gutshaus befindet sich ein Museum des Bökendorfer Literaturkreises, welches jedoch derzeit geschlossen ist.

Gut Bökerhof in Bökendorf war ein Wohnort von Annette von Droste-Hülshoff.

Die Recherchen des Autors Horst Krus

Dass der Originalschauplatz des Buches „Die Judenbuche“ in Bellersen spielt, hat der Autor und Archivar Horst Krus herausgefunden. Nach seinem Tod hat der Autor dem Dorf Bellersen eine einmalige Sammlung aus 20.000 Büchern und mehr als 100.000 Bildern hinterlassen. Daher soll in naher Zukunft ein Museum entstehen, welches sich dem Nachlass von Herrn Krus widmet und über die Geschichte des Mordes und des Ortes informiert. Eventuell sollen auch die Museumsexponate des Bökendorfer Literaturkreises im Museum in Bellersen ausgestellt werden.

Ausstellung im Werkhaus

Im Werkhaus, in der Dorfmitte befindet sich ein Begegnungszentrum mit einer Ausstellung und einer Tourist-Info. Hier erfährt man viel zur Hintergrundgeschichte um den Mord am jüdischen Kaufmann.

Die Novelle „Die Judenbuche“ erzählt von einem Tagelöhner, der seine Rechnung nicht bezahlen wollte, daher den jüdischen Händler umgebracht hat und geflohen ist. In der Ausstellung im Werkhaus Bellersen erfährt man, wer die wahren Protagonisten der Geschichte waren und wie der Mord tatsächlich passiert ist.

Was geschah wirklich in Bellersen

Im Bellerser Fall hieß der Jude Soistmann und der Tagelöhner Winkelhan. Der Kaufmann Soistmann verklagte Winkelhan, weil dieser angeblich einen kostspieligen Kleiderstoff (im Buch Uhr) gekauft und nicht bezahlt hat. Vom Gericht auf der Abbenburg wurde Winhelhan zur Zahlung der Schulden verurteilt. Gerichtsakten der Verhandlung existieren bis heute. Winkelhan erschlug den Juden Soistmann und floh. Von Bellersen flohn Winkelhan nach Holland und ließ sich dort als Söldner anheuern. Als spanischer Soldat kam er in die algerische Gefangenschaft und Sklaverei (im Buch war es die türkische).

Etwa ein halbes Jahr später meldete sich ein Bauer mit dem Namen Johann Sander bei dem Vorsteher der Judenschaft und berichtete, dass ihm der Geist des Juden Soistmann erschienen ist und gezeigt hat, wo er die Dokumente findet, die der Jude bei sich hatte, als er ermordet wurde. Sander wurde verhaftet, weil keiner ihm die Geistergeschichte glaubte.

Erst nach Jahrzehnten wurde Winkelmann aus der Sklaverei freigelassen und kam total verwirrt nach Bellersen zurück. Er ist auf dem Friedhof an der Dorfkirche beigesetzt, sein Grabstein existiert heute aber nicht mehr. Heute kann man Bellersen wunderbar auf den Spuren von Annette von Droste-Hülshoff und Ihrer Novelle erkunden.

Möchtet Ihr mehr über den realen Mordfall von Bellersen und die Umsetzung in der Novelle erfahren, dann schaut auf dem Blog von Monika Gemmer vorbei. Sehr interessant und kurzweilig vergleicht sie den realen Mordfall mit der Geschichte von Droste-Hülshoff an den Originalschauplätzen.

Das Gut Abbenburg gehört bis heute der Familie von Haxthausen.

Ehemaliger Zehnthof der Familie von Haxthausen – heute Wohnsitz der Glaskünstlerin

Im ehemaligen Zehnthof der Familie von Haxthausen lebt heute die Glaskünstlerin Ingrid Heuchel. Sie stellt wunderschöne bleiverglaste Bilder her. Vor dem Haus und auf dem Dorfplatz kann man einige Ihrer Kunstwerke sehen. Seit 25 Jahren bietet die Glaskünstlerin hier Workshops an, wo Teilnehmer aus ganz Europa anreisen. Heute ist Frau Heuchel im Ruhestand, daher sind die Workshops seltener.

Mehr Tipps für Bellersen

Natur um Brakel Bellersen erkunden

Bellersen ist in eine reizvolle Landschaft eingebettet, das hat Annette von Droste-Hülshoff schon bestätigt. Die leicht hügelige Gegend kann man wunderbar bewandern, es gibt mehrere leichte bis mittelschwere Wanderwege. Besonders beliebt ist der leichte Rundweg im Süden des Dorfes, der „Agrarhistorische Wanderweg„. Es gibt aber noch verschiedene andere Wanderwege, die Bellersen mit anderen sehenswerten Orten verbinden.

Edelobstbrennerei Bellersen

Immer wenn ich auf Reisen bin, habe ich das Bedürfnis, etwas nach Hause mitzunehmen. Kennt Ihr das auch? Ich möchte keine Staubfänger, daher kaufe ich meistens regionale Speisen oder Getränke. Alkohol ist ein beliebtes Souvenir. Bellersen hat eine eigene Dorfbrennerei, wo Obst der vielen Streuobstwiesen verarbeitet wird. Als Vorbild diente hier die Gegend um den Bodensee, wo fast jedes Dorf eine eigene Destille hat. Die Vereine der Umgebung, aber auch Privatpersonen brennen hier ihr Obst. Davon profitieren auch die Besucher, denn ein Besuch der Brennerei ist mit Führung und auch mit Proben möglich. Kontaktdaten und Verkaufsstellen der Edelbrände könnt Ihr von der Webseite der Edelobstbrennerei von Bellersen entnehmen.

Herr Hasenbein erzählt spannende Geschichten rund um das Brennen.

Imkerei Hensel

Die Imkerei Hensel kenne ich schon lange, weil ich oft meinen Honig am Stand der Imkerei auf dem Paderborner Wochenmarkt gekauft habe. Nun weiß ich, wo der Honig herkommt. Seit mehr als 50 Jahren betreiben die Imkermeister die Imkerei Hensel hauptberuflich. Aus Interesse habe ich nachgefragt, wie die offizielle Berufsbezeichnung lautet: Tierwirtschaftsmeister – Schwerpunkt Bienenzucht. Heute arbeiten in der Imkerei 2 Meister, 3 Gesellen und 2 Azubis. Die Imkerei Hensel ist aus mehreren Gründen besonders nachhaltig. Die Ernte läuft rauchfrei ab, denn es wird mit Schleusen gearbeitet, Rauch soll Bienen stressen. Damit die Bienen immer genug Blumen haben, werden sie zu blühenden Feldern gefahren, denn für jedes Glas Honig müssen die Bienen bis zu 4 Millionen Blüten anfliegen. In Bellersen werden auch die Bienenkästen selbst auf dem Hof gebaut, aus nachhaltigen Materialien. Auf dem Imkerhof habe ich so vieles über Bienen und über Imkern erfahren. Wusstet Ihr das Honig eins der ursprünglichsten Lebensmittel ist? Heute wird Honig im Grunde genauso hergestellt, wie vor 3000 Jahren.

Bellersen überrascht mit vielen Angeboten

Das Dorf Bellersen hat etwas mehr als 650 Einwohner. Auf den ersten Blick ist es ein Dorf wie so viele andere. Der zweite Blick hat mich begeistert, denn es ist ein Dorf, welches in die Zukunft investiert. Viele Dörfer in der Umgebung sterben langsam aus. Die meisten konjunkturschwachen Regionen kennen das Problem. Die jungen Leute ziehen weg, weil sie zu wenig Perspektiven haben. Die Menschen in Bellersen haben viel Manpower eingesetzt, um ihr Dorf interessant und sehenswert zu machen. Das ganze Engagement läuft hier ehrenamtlich. Die Touristen kommen gerne, oft mehr als einmal, das belebt das Dorf. Die Dorfbewohner sind stolz auf ihr Dorf. Das spürt man.

Das Dorf B. aus „Die Judenbuche“ bei Pinterest pinnen

Dieser Artikel ist in Kooperation mit Teutoburger Wald Tourismus entstanden. Die Recherchereise wurde im Rahmen des EFRE-Projekts “Zukunftsfit Digitalisierung” durchgeführt. Vielen Dank für die schöne Reise.

Erstellt am November 24, 2020

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Eine Antwort zu “Das Dorf B aus „Die Judenbuche“ – Bellersen bei Brakel entdecken”

  1. […] und einen Ort des Geschehens schon immer mal kennenlernen wolltest, folgst du am besten Eva vom Blog Burgdame nach Brakel. Schöne Wanderungen zeigen dir Jutta vom Blog „Ich einfach unterwegs“, Yvonne vom […]

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