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Das Kaiser Wilhelm Denkmal gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen im Teutoburger Wald. Egal ob man mit dem Zug oder mit dem Auto anreist, das Denkmal in den Bergen sieht man schon aus der Ferne. Der Kaiser steht imposant auf einem Wittekindsberg über dem Tal der Weser und segnet seine Untertanen. Das Denkmal ist auf jeden Fall eine Reise wert, denn der Blick auf das Tal der Weser und das zauberhafte Weserbergland sind einmalig. In der Umgebung gibt es aber auch noch einige andere Sehenswürdigkeiten, die man bei einer leichten Wanderung entdecken kann.
Wenn man unter dem Denkmal steht, merkt man erst, wie imposant es ist. Das Kaiser Wilhelm Denkmal in Porta Westfalica ist das zweitgrößte Denkmal in Deutschland und das größte Denkmal vom Kaiser Wilhelm I.. In Deutschland gibt es über 300 Denkmäler des Kaisers. Sie wurden nach dem Tod von Wilhelm I. von seinem Enkel, Wilhelm II. in Auftrag gegeben. Eigentlich wollte Wilhelm I. das nicht, doch sein Enkel wollte ihn für die Deutsche Reichsgründung feiern.
Das Denkmals ist aus dem Porta-Sandstein erbaut, wie z. B. der Mindener oder der Bremer Dom. Das erkennt man an den dunklen Einschlüssen, die aus Erz sind. Erbaut wurde es in 4 Jahren, die meisten der Steinmetze kamen aus Italien, weil diese besser und günstiger waren. Entworfen wurde das Denkmal von Caspar von Zumbusch aus Herzebrock-Clarholz.
Die Umgebung von Porta Westfalica wurde aus mehreren Gründen als Standort für das größte Kaiser Wilhelm Denkmal gewählt. Die Landschaftsform mit dem Weserbergland und der norddeutschen Tiefebene ist besonders. Wichtige Rolle spielte auch die Weser. Sie ist der einzige rein deutsche Fluss, sie beginnt und endet in Deutschland. Außerdem liegen in der Umgebung drei wichtige Kurorte (Bad Oeynhausen, Bad Salzuflen und Bad Eilsen), somit waren die Kur-Touristen schon da. Vermutlich hat auch der Standort der Varus-Schlacht in der Nähe eine Rolle gespielt, denn im 19. Jahrhundert wurde angenommen, dass die Varusschlacht an der Weser stattfand. Einst gab es hier tatsächlich eine römische Weserfurth. Auch die Legenden um Wittekind spielten eine Rolle bei der Wahl des Standortes, weil auch er als sagenhafter Held gefeiert wurde. Zuletzt liegt Porta Westfalica nur wenige Kilometer von Minden, im 19. Jahrhundert war Minden die zweitgrößte Stadt in Westfalen.
Die Wanderung geht entlang des Rundwanderwegs A2, des sogenannten Königswegs. Der Weg führt überwiegend durch Buchenwälder, zum Teil wachsen hier noch sehr alte Buchen. Ein Teil des Waldes wurde daher unter Naturschutz gestellt. Es ist ein “Wildnisentwicklungsgebiet”, das bedeutet, dass er Wald irgendwann zu einem Urwald werden soll. Die Waldflächen werden nicht bewirtschaftet. Bis zu 7000 Lebewesen wohnen in so einem unbewirtschafteten Wald, ein Drittel davon lebt im toten Holz. Das Wildnisentwicklungsgebiet darf nicht einfach so betreten werden. Es ist gefährlich, weil Äste herunterfallen oder sogar Bäume umstürzen können. Wichtig ist aber auch, die Ruhe der Tiere nicht zu stören. Auf dem ausgeschilderten Wanderweg kann man sehr viel entdecken.
Die Umgebung um das Kaiser Wilhelm Denkmal ist sehr geschichtsträchtig. Doch die dunkle Geschichte der Neuzeit ist den meisten Besuchern nicht bekannt. Während des II. Weltkrieges gab es hier unter Tage eine Rüstungsfabrik, in dem überwiegend polnische und russische Zwangsarbeiter gearbeitet haben. Die alten Erzbergwerke wurden genutzt, um dort Waffen und Munition herzustellen. Die Zwangsarbeiter waren im Festsaal des Hotels Kaiserhof untergebracht, bis zu 1500 Leute haben in einem Saal geschlafen. Gearbeitet haben sie im Schichtdienst. Porta Westfalica war ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme.
Unter dem Denkmal gibt es heute noch eine Vielzahl von Gängen und Höhlen. Zwar wurde das Bergwerk nach dem Krieg gesprengt, die Schächte sind aber noch zugänglich. Führungen durch das unterirdische Bergwerk werden vom Verein “Gedenkstätte Porta” angeboten angeboten, Termine findet Ihr auf der Webseite.
Wie man beim Namen Wittekindsberg schon erahnen kann, hat der Ort einen sehr engen Bezug zum berühmten Sachsenherzog Wittekind. Der heidnische Herzog Wittekind, auch Widukind genannt, war der Gegenspieler vom christlichen Kaiser Karl dem Großen. Lange wollte Wittekind sich nicht bekehren lassen, irgendwann ließ er sich aber doch taufen.
Der Sachsenherzog Wittekind soll in der Gegend um Herford und Porta Westfalica mehrere Burgen gehabt haben. Doch die Burg auf dem Wittekindsberg soll seine liebste gewesen sein. Hier und in der Babilonie befand sich seine Zufluchtsstätte vor Karl dem Großen, die beiden Burgen sollen durch unterirdische Gänge miteinander verbunden gewesen sein. Im 9. Jahrhundert waren die Burgen noch aus Holz erbaut, daher erinnern heute nur noch alte Wallanlagen an die Bauwerke von damals. Die einzige Burg von Wittekind, die zumindest zum Teil aus Stein erbaut wurde, soll an der Stelle gestanden haben, wo sich heute das Gut Wedigenstein befindet.
Eine Wallanlage gab es auf dem Wittekindsberg schon deutlich früher. Die erste Wallanlage, die nachgewiesen werden konnte, stammt aus dem 2. Jahrhundert vor Christus.
Auf dem Wittekindsberg befindet sich auch die Wittekindsquelle, die eine große Rolle bei der Bekehrung von Widukind gespielt haben soll. Es gibt jedoch mehrere Quellen in der Gegend, denen das zugesprochen wird.
Die Legende erzählt, dass Wittekind als Bettler verkleidet an einem christlichen Gottesdienst teilgenommen hat, um zu sehen, was die Christen da machen. Dort wurde er sofort in die Gemeinschaft aufgenommen, obwohl er nur ein Bettler war – das hat ihn tief beeindruckt. Als er dann durch das Weserbergland auf seinem schwarzen Ross ritt, schlug das Pferd hier aus und er fand die Quelle. Wasser war für ihn das Zeichen für Taufe, daher ließ er sich taufen.
Inzwischen ist die Quelle versickert, es fließt dort kein Wasser mehr. Im 19. Jahrhundert, als das Kaiser Wilhelm Denkmal und die Gaststätte Wittekindsburg erbaut wurden, sprudelte die Quelle noch.
Auf dem Wittekindsberg steht auch heute noch eine Wittekindsburg, eine Burg, die jedoch nie eine Burg war. Die “Wittekindsburg” wurde Ende des 19. Jahrhundert als Ausflugs- und Speiselokal gebaut und wurde immer als Lokal genutzt. Derzeit ist die Gaststätte noch im Umbau, aber es gibt eine Außengastronomie. Sehr viele Besucher kommen hierher, denn die Aussichtsplattform neben der Gaststätte bietet einen wunderschönen Ausblick auf das Wesertal.
Auf dem Weg begegnet Ihr auch einer kleinen romanischen Kapelle, sie ist schlicht und sehr alt. Wann die Kapelle erbaut wurde, ist heute nicht bekannt, ihre erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1224.
Vor der Kapelle steht ein verwittertes steinernes Kreuz, das ist der Überrest einer alten Klosteranlage. Man weiß zwar, dass auf dem Wittekindsberg eine Zweigestelle eines Benediktinerinnen-Klosters war, jedoch weiß man nicht, wo genau das Kloster lag und wann es erbaut wurde. Schon vor dem Jahr 1000 n. Ch. lebte auf dem Wittekindsberg die Inklusin Thetwif. Sie lebte hier völlig alleine, vermutlich weil sie zu ihrem rechten Glauben finden sollte. Eventuell war sie sogar eingemauert und das Essen wurde ihr täglich durch eine kleine Durchreiche gegeben. Später wurde Thetwif die Äbtissin des ersten Frauenklosters in Westfalen, des Benediktinerinnenklosters in Minden.
Auch nach Thetwifs Tod wurde die Einsiedelei weitergeführt. Zum Gedenken an sie lebten immer wieder Nonnen in Einsamkeit Wittekindsberg.
Noch ein Stück weiter findet man ein Glaspavillon, der die Grundmauern einer alten Kirche schützt. Die Ruine ist 4 x 4 Meter lang, 5 Räume kann man darin erkennen. Das besondere ist aber der Grundriss, denn die Kirche hat die Form eines gleichschenkligen Kreuzes. Es sind nur vier weitere Kirchen mit gleicher Bauweise in Europa bekannt, sie alle wurden im 10. oder 11. Jahrhundert erbaut. Diese Kirchen befinden sich in Trier (Rheinland-Pfalz), in Schuttern (Baden-Württemberg), in Krakau (Polen) und in Prag (Tschechien). Auch die Kirche vom Wittekindsberg wurde im 10. Jahrhundert erbaut, etwa in dieser Zeit lebte auch Thetwif, die Inklusin hier. Eventuell war die Kreuzkirche auch ein Teil des Benediktinerinnen-Klosters. In den Kirchenmauern wurden mehrere Gräber entdeckt, es handelt sich um die Gräber von einer Frau und vier Kindern. Es sind alles Kinder dieser Frau, jedoch von zwei unterschiedlichen Männern. Das weiß man von den DNA-Analysen der Skelette. Die Toten waren vermutlich Angehörige einer herrschaftlichen Familie. Es gibt Spekulationen, ob das Thetwif ist oder vielleicht die Familie von Wittekind, fest steht aber, dass es eins der ältesten Grabfunde der Region ist.
Aussichtstürme sind sehr beliebt, meist ist die Aussicht von oben einmalig. Auch vom Moltketurm hat man einen wunderschönen Blick auf das Weserbergland und Lippe. Der Turm wurde nach dem Generalfeldmarschall Moltke benannt, einem Befehlshaber des deutsch-französischen Krieges. Heute ist der Moltketurm ein Aussichtsturm, erbaut wurde er jedoch als “trigonometrischer Turm”. Im 19. Jahrhundert wurden Türme für exakte Landvermessung benötigt. In den Städten wurden dafür Kirch- oder Stadttürme genutzt. In den Bergen mussten die Vermessungstürme erst gebaut werden. Heute profitieren wir davon, denn die Vermessungstürme stehen oft auf Berggipfeln, können daher als Aussichtstürme genutzt werden.
Beim guten Wetter soll man angeblich vom Kaiser Wilhelm Denkmal zum Lippischen Velmerstot schauen können. Eine Legende erzählt von der Entstehung des Berges Velmerstot bei Horn-Bad Meinberg. In der Gegend um Porta Westfalica lebten einst sehr fromme Menschen. Das hat dem Teufel nicht gefallen, daher quälte er sie. Die Weser hatte damals einen anderen Flusslauf, sie floss unter anderem durch eine Walllücke. Also warf der Teufel einen Felsen auf die Walllücke und der Fluss ergoss sich auf die umliegenden Dörfer und Felder. Menschen beteten und wurden erhört, Gott schickte ihnen ein gewaltiges Gewitter, bei dem ein Blitz den Felsen traf und zersplitterte. Die Weser floss wieder ab und die Menschen konnten in ihre Häuser zurückkehren. Doch der Teufel war nicht zufrieden, also ging er in den Süden und packte dort einen ganzen Berg auf seine Schultern, um diesen wieder auf die Weser zu werfen. Kurz vor dem Ziel, in der Nähe von Horn-Bad Meinberg konnte der Teufel den Felsen nicht mehr tragen und brach zusammen. Dabei wurde er unter dem Geröll begraben. Velmerstot soll so viel wie Teufelstod bedeuten.
Der kurze Wanderweg am Wittekindsberg gehört für mich zu den interessantesten Wanderwegen im Teutoburger Wald. Hier kann man nicht nur Natur, sondern auch Geschichte aus mehr als 1000 Jahren entdecken. Der Wittekindsberg ist nicht nur landschaftlich besonders reizvoll, schon vor der Geburt von Christus siedelten Menschen hier. Man begegnet hier sehr viel Geschichte, alten Sagen und Legenden, berühmten und gefeierten Persönlichkeiten und vor allem sehr viel Natur und der wunderbaren Weser.
* Dieser Artikel ist in Kooperation mit Teutoburger Wald Tourismus entstanden. Die Recherchereise wurde im Rahmen des EFRE-Projekts “Zukunftsfit Digitalisierung” durchgeführt. Vielen Dank für die tolle Führung.
Hallo. Ich würde gerne wissen wo genau Mann befindet der Steinbruch von diese Seite!
Das kann ich leider nicht beschreiben.