Zwischen Erfurt und Eisenach findet man eine überraschende Burgendichte. Gleich drei Burgen liegen nah beieinander, die „Drei Gleichen“ werden sie genannt. Jeder, der schon auf der A4 unterwegs war, kennt sie Drei Gleichen. Die Burgen sind so nah aneinander, dass sie zu Fuß erkundet werden können. Gleich sind die Burgen natürlich nicht, aber es gibt eine Legende, die besagt, dass alle drei Burgen im Jahre 1231 von einem Blitz getroffen wurden und gleichzeitig brannten. Zwei der Drei Gleichen sind heute eine Ruine, eine der Burgen aber ist wieder aufgebaut und ein Hotel. Daher nehme ich Euch heute auf eine Reise nach Thüringen zu drei legendären Burgen, die viele Geschichten erzählen, z. B. von Geistern oder von einer Mehrfachehe.

Blick von der Mühlburg auf die Veste Wachsenburg

MÜHLBURG

Geschichte der Mühlburg

Die älteste Burg der Drei Gleichen ist die Mühlburg. Es soll sogar die älteste Burg in Thüringen sein. Ein Vorläufer der heutigen Burg wurde schon im 8. Jahrhundert nach Christus erwähnt. Die erste urkundliche Erwähnung ist eine dokumentierte Schenkung. Im Jahr 704 schenkte der Herzog Hedan II dem Bischof und Missionar Willibrordt das Castello Mulenberge. Der Missionar Willibrordt, später der heilige Willibrordt, war ein angelsächsischer Missionar, der vor allem für die Christianisierung Frieslands bekannt ist. Er missionierte die Territorien der heutigen Niederlande. Manchmal arbeitete er gemeinsam mit Bonifatius, doch angeblich verstanden die beiden sich nicht allzu gut.

Später war die Burg im Besitz der Grafen von Orlamünde, danach der Grafen von Mühlberg. Die Mühlburger waren ein bedeutendes Adelsgeschlecht. Meinhard III von Mühlburg war 1211 der Brautwerber des Thüringer Landgrafen Ludwig. Er sollte die erst vierjährige Elisabeth von Ungarn (später Heilige Elisabeth) nach Thüringen bringen. Diese sollte gemeinsam mit Ludwig auf der Neuenburg bei Naumburg aufwachsen, um ihn später zu heiraten. Als das Geschlecht der Mühlburger Mitte des 13. Jahrhunderts ausstarben, hatte die Burg viele wechselnde Besitzer. Seit dem 17. Jahrhundert verfiel die Burg immer mehr zur Ruine. Heute findet man in den Burgmauern auch ein kleines Museum.

Legenden der Mühlburg

Legenden um die Mühlburg gibt es schon aus dem 6. Jahrhundert. Die Heilige Radegunde soll von der Mühlburg stammen, doch Beweise darüber gibt es keine. Radegunde (520 – 587) war die Tochter des Thüringer Königs und wurde als Kriegsbeute mit dem fränkischen König Chlothar verheiratet. Doch als seine Soldaten ihren Bruder töteten, floh Radegunde von Königshof. Sie wurde Nonne und gründete in Poitiers das erste Frauenkloster Europas. Auf dem Gelände der Mühlburg kann man die Grundmauern der Radegundis-Kapelle aus dem 12. Jahrhundert bewundern. Die Heilige Radegundis ist heutzutage in Deutschland fast vergessen, während sie in Frankreich noch an vielen Orten verehrt wird.

Anschrift: Mühlburg in Thüringen, Burgstraße, 99869 Drei Gleichen – Mühlberg

DIE BURG GLEICHEN

Geschichte der Burg Gleichen

Die Burg Gleichen ist die größte der Drei Gleichen, es ist eine imposante Burganlage. Erste urkundliche Erwähnung der Burg Gleichen stammt aus dem 11. Jahrhundert, aber auch hier soll es eine deutlich ältere Vorgängerburg gegeben haben. Seit dem Jahr 1162 war die Burg im Besitz der Grafen von Tonna, die sich seit dem Grafen von Tonna und Gleichen nannten. Die Grafen von Gleichen nahmen an den Kreuzzügen teil und gewannen dadurch an Bedeutung. Doch die Kreuzzüge spielen erst im nächsten Abschnitt eine Rolle. Die Burg blieb bis zum Jahr 1537 blieb die Burg der Herrschaftssitz der Grafen von Gleichen, doch dann gaben sie die Burg auf und verlegten ihren Sitz auf das Schloss Ehrenstein in Ohrdruf. Die Burg Gleichen wechselte danach die Besitzer, wurde aber auch als Amtssitz genutzt. Im 30-jährigen Krieg wurde die Burg geplündert und verfiel immer mehr. Im 19. Jahrhundert, der Zeit der Burgenromantik, wurde die Burg touristisch erschlossen und ist seit dem ein beliebtes Ausflugsziel.

Legenden der Burg Gleichen

Über die Sage zu dieser Burg war ich doch ein wenig überrascht, denn sie erzählt, wie Polygamie von der Kirche genehmigt wurde. Graf Ernst von Gleichen soll im Jahr 1227 an einem Kreuzzug teilgenommen haben und wurde in Akkon gefangen genommen. Er wurde versklavt und musste für den Sultan arbeiten. Die Tochter des Sultans, Melechsala und der Graf verliebten sich ineinander und sie verhalf ihm zur Flucht. Das Problem war aber, dass der Graf schon eine Ehefrau hatte, Ottillia und die katholische Kirche keine Mehrfachehe erlaubt. Also reiste der Graf mit der Sultanstochter nach Rom und klagte dem Papst sein Leid. Und der Papst hat ihn erhört, er soll angeblich dem Grafen erlaubt haben, eine zweite Frau zu nehmen!!!! Die erste Ehefrau Ottillia war so glücklich über die Rettung und die Rückkehr ihres Ehemannes, dass sie immer eine gute Freundin für die Sultanstochter war.

Im Erfurter Dom findet man eine mittelalterliche Grabplatte, die angeblich den Grafen von Gleichen mit seinen zwei Frauen zeigt. Ich musste doch etwas schmunzeln, dass man bis heute in einer katholischen Kirche einen angeblichen Beweis für kirchlich genehmigte „Vielweiberei“ sehen kann.

Anschrift: Burg Gleichen, Parkplatz an der L2163, 99869 Drei Gleichen

VESTE WACHSENBURG

Geschichte der Wachsenburg

Die letzte der Drei Gleichen ist die Veste Wachsenburg, eine noch erhaltene Burg, in der sich heute ein Hotel und Restaurant befindet. Der Begriff „Veste“ ist eine ältere Bezeichnung für eine Burg, vermutlich kommt diese vom Begriff „fest“. Im Mittelalter waren die Adeligen die ersten Personen, die sich ein „festes Haus“ aus Stein leisten konnten. Der Rest der Bevölkerung lebte in Holzhäusern. In Ostfriesland z. B. wurden die ersten Burgen Steinhäuser genannt. Der Begriff „Steinreich“ stammt aus dieser Zeit, denn nur die wirklich Reichen konnten sich ein Heim aus Stein leisten. Im Süden wurden die Burgen Vesten genannt.

Auch die Geschichte der Wachsenburg ist mehr als 1000 Jahre alt. Erbaut wurde die Burg im 10. Jahrhundert von der Reichsabtei Hersfeld, zum Schutz der Besitzungen. Um 1100 ging die Burg an die Landgrafen von Thüringen über, danach wechselte sie immer wieder die Besitzer. Im 15. Jahrhundert lebte hier ein berüchtigter und gefürchteter Raubritter Apel von Vitzthum zu Roßla. Dieser überfiel Adelige und Kaufleute, trieb mit vielen falsches Spiel und häufte dadurch große Reichtümer an. In Erfurt soll er mehrfach Feuer gelegt haben. Er hat aus Bosheit Menschen gefoltert und hingerichtet. Irgendwann hatten die Adeligen aus den umliegenden Regionen genug davon. Sie belagerten die Wachsenburg über mehrere Wochen, bis Apel von Roßla sich stellte.

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts war die Burg im Besitz der Herzöge von Sachsen-Gotha-Altenburg und später die Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha. Die Burg war bis 1918 also im Besitz der Familie von Prinz Albert, dem Ehemann von Queen Victoria. Heute befindet sich in der Burg ein Hotel und Restaurant und ein kleines Museum mit einem Folterkeller. Auch der Turm kann bestiegen werden. Seit

Legenden von der Wachsenburg

Eine Sage erzählt, dass in den Gewölben des Burgkellers ein kostbarer Schatz vergraben sein. Es soll ein mit Edelsteinen besetzter Schädel eines Edelfräuleins sein. Meine erste Idee war, dass es ein geschmückter Schädel einer oder eines Katakombenheiligen sein muss. Das Fräulein soll vom Raubritter von Vitzthum umgebracht worden sein, da sie sich ihm nicht hingeben wollte. Der Geist des Edelfräuleins soll bis heute im Keller der Burg spuken.

Veste Wachsenburg 1, 99334 Amt Wachsenburg
Öffnungszeiten Museum: 01. November bis 15. März Samstag und Sonntag 10.00 bis 16.00 Uhr; in den Sommermonaten 11.00 bis 20.00 Uhr, am Sonntag bis 16.00 Uhr.

Wanderungen zu den Drei Gleichen

Die liebliche Landschaft des Thüringer Beckens ist eine ideale Landschaft für Wanderer, die keine allzu schwierigen Wanderungen unternehmen möchten. Die Landschaft in den Vorläufern des Thüringer Waldes ist wellig und etwas hügelig, doch hohe Berge gibt es dort nicht. Die Gegend ist ideal, auch für wenig geübte Wanderer. Es gibt Rundwanderwege, die zu allen drei Burgen führen und an einem Tag gut machbar sind. Auf der Webseite der Gemeinde Drei Gleichen findet man Wanderempfehlungen für verschiedene Wanderrouten, darunter ist auch die Burgenroute zu den Drei Gleichen zu finden. Die Rundwanderung zu den drei Burgen ist etwa 12 Kilometer lang.

Den Flyer zur Burgenroute findet man hier.

Die Drei Gleichen in Büchern*

Die heute erwähnten Legenden sind aus den Thüringer Sagenbüchern von Rainer Hochberg.

Die Mühlburg hat es sogar in die deutsche Literatur geschafft. Denn auf der Mühlburg spielt das Buch von Gustav Freytag „Das Nest der Zaunkönige“, es ist ein Teil seines Zyklus „Die Ahnen“*.

Mehr Tipps für Burgen und andere Ausflugsziele in Thüringen

Die Burg Posterstein und das Schloss Tannenfeld liegen auch direkt an der A4, unweit von Gera.
Die Heidecksburg bei Rudolstadt ist ein prachtvolles Barockschloss.
Bei Rudolstadt kann man auch die Klosterruine Paulinzella sehen, die wie ein Caspar-David-Friedrich-Gemälde aussieht.

Unweit von Eisenach kann man die Burgruine Brandenburg entdecken, eine große und imposante Burganlage, die auch von der Autobahn A 4 gut sichtbar ist.
In Weimar kann man nicht nur Museen, sondern auch Gräber berühmter Personen entdecken.

Auf dem Blog „Burgerbe“ findet Ihr eine Übersicht der schönsten Burgen und Schlösser in Thüringen.

Der Artikel ist ein Beitrag für einen Sammelartikel über die schönsten Burgruinen in Deutschland. Schaut bei Jeanette, welche besonderen Burgruinen man noch in Deutschland entdecken kann.

Im Süden von Thüringen habe ich viele mystische Plätze, keltische Orte, Ruinen und heidnische Kultplätze. Klickt auch in meinen Artikel „Kultplätze in Südthüringen – Steinsburg, Osterburg und Ottilienkapelle“.

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Erstellt am März 4, 2021

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10 Antworten zu “Die Drei Gleichen: Burg Gleichen, Wachsenburg und Mühlburg”

  1. Salome sagt:

    da wollte ich auch immer mal hin …. habs aber nie geschafft bisher

  2. Hui die drei Gleichen aus meiner Heimat,
    ich freu mich jedes mal wenn ich die sehe,
    denn dann ist es nicht mehr weit zu meinen eltern.

  3. Ein wunderbarer Beitrag über die "Drei Gleichen". Ich war auch schon dort und finde alle Orte sehr mystisch und schön. Tolle Fotos !
    Viele Grüße Synnöve

  4. Stefan sagt:

    Danke, Eva,
    da stehen sehr interessante (Kirchen-)Geschichten in diesen Ruinen. Werde ich bei Gelegenheit anschauen.
    vg Stefan

  5. Shadownlight sagt:

    Auf dem Weg in meine Heimat hiessen die drei Gleichen immer, wir haben schon ein grosses Stück geschafft :).
    Liebe Grüße!

  6. […] Landschaft, sie erzählen auch viel Geschichte und unglaubliche Legenden. Ihr wollt mehr zu den Drei Gleichen […]

  7. Shan Dark sagt:

    Da bin ich doch hier hängengeblieben bei den Drei Gleichen, an denen ich schon seit über 20 Jahren immer vorbeifahre auf dem Weg in meine frühere Heimat. Ab und zu halte fahre ich mal ab, denn die Tankstelle unter der Burg Gleichen ist sehr gut und öfters mal günstig.

    Sehr interessant, was Du berichtest – besonders von der Veste Wachsenburg, die ja so ein Stück weit zurückgesetzt ist. „weil sie sich im nicht hingeben wollte…“ wurde ihr Schädel mit Edelsteinen besetzt als Schatz vergraben. Hätte sie sich ihm hingegeben, würde sie nun nicht mehr erwähnt werden und ihr Schädel bereits unerwähnt und unbeachtet verrottet in der Erde liegen. So lebt sie dadurch bis heute fort. Ich werde mich aber mal einem Besuch der Wachsenburg hingeben – nach deinem Artikel hier ganz bestimmt.

    Liebe Grusels
    Shan Dark

  8. Wo genau ist die Lage Standort dieser Burgen die Anschrift bzw. GPS Daten steht leider nicht im Beitrag. Gruß Matthias

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