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Auf den ersten Blick ist das Schloss Wörlitz eins der vielen Schlösser in Sachsen-Anhalt, mit einem Fürsten, der bei der Gestaltung des Schlossparks etwas größenwahnsinnig war. Wenn man sich aber mit dem Schloss Wörlitz und dem gesamten Gartenreich beschäftigt, erkennt man erst, wie innovativ, wie revolutionär und mutig Fürst Leopold war und wie viel Bildung, Wissen und welche Ideen in der Gestaltung des Parks und der Einrichtung des Schlosses stecken. Das UNESCO-Welterbe Gartenreich Dessau-Wörlitz ist aber nicht nur ein Schloss mit einem Park, zum Gartenreich gehören viele Schlösser. Die ganze Umgebung der Schlösser ist voller versteckter Schätze. Entlang der Straßen kann man versteckte Bauwerke oder Skulpturen entdecken, die dank den klug angelegten Sichtachsen auch heute nicht verborgen bleiben. Das Gartenreich Dessau-Wörlitz ist ein Highlight, wo man mehrere Tage verbringen kann. Ich zeige Euch nur den Kern, das Schloss Wörlitz mit dem Schlosspark.
Leopold III. Friedrich Franz Fürst und Herzog von Anhalt-Dessau stammt aus einer preußischen Militärfamilie und schon mit 16. Jahren zog er in den Krieg. Doch mit 17. wurde er wieder aus dem Militärdienst herausgezogen, weil der Erbe der Familie von Anhalt-Dessau überleben musste.
Mit 23 Jahren machte der Fürst die damals so beliebte Grand Tour. Zuerst reiste er nach England, wo er sich völlig neu orientierte. Die britische Lebenskultur, die Architektur, die Einrichtung und die Gartenkunst inspirierte ihn sehr. Alle Ideen, die er in England aufgenommen hat, ließ er in Wörlitz umsetzen. Er ließ den ersten englischen Landschaftspark auf dem europäischen Kontinent errichten. Während Friedrich der Große den Schlosspark von Sanssoucis im noch Rokoko-Stil erbaute, war der Park des Fürsten Leopold etwas völlig Revolutionäres. Danach reiste Fürst Leopold nach Italien, wo er sich von der italienischen Kultur und der klassizistischen Architektur inspirieren ließ. Wieder in Anhalt zurück, ließ er das alte Jagdschloss abreißen und baute ein englisches Landhaus im italienischen Stil von Andrea Palladio. Somit hatte Fürst Leopold von Anhalt-Dessau nicht nur den modernsten Schlosspark in Europa, sondern auch das erste europäische Schloss im Stil des Klassizismus.
Und noch eine Innovation hat Fürst Leopold eingeführt, Keramik. Während alle europäischen Adelshöfe feines Porzellangeschirr haben wollten, hat er aus England Wedgwood-Keramik importiert. Heute sind vor allem Besucher aus Großbritannien begeistert, ein Stück England in Sachsen-Anhalt zu entdecken.
In Italien lernte Leopold den bekannten Archäologen aus Stendal kennen, Johann Joachim Winckelmann. Dieser führt den Fürsten in die Welt der antiken Schätze ein. Seither schmücken zahlreiche Skulpturen nach antiken Vorbildern das Schloss. Was wäre aber ein fortschrittlicher Fürst, wenn er nicht auch etwas für die Bürger getan hätte. Der Schlosspark war immer offen und kostenlos, für alle Bürger. Manchmal waren für die Bürger sogar Schlossbesuche möglich. Dass Leopold sich dem Bürgertum so stark öffnete, darüber war seine Ehefrau Luise Prinzessin von Brandenburg-Schwedt angeblich gar nicht begeistert. Ich kann nur vermuten, dass seine vielen Liebschaften die Ehefrau auch nicht besonders amüsiert haben. Denn Fürst Leopold hatte nicht nur mehrere Geliebte, sondern auch eine offizielle Neben-Ehefrau.
Unglaublich beeindruckend sind die vielfältigen und prachtvollen Räume, die oft völlig unterschiedlich sind. Die Eingangshalle erinnert an einen griechischen Tempel. Es gibt sehr viele kostbare Gemälde, vorwiegend niederländischer Künstler, weil die Familie mit der niederländischen Königsfamilie von Oranjen-Nassau verwandt war. Unter anderem kann ein Originalgemälde von Peter Paul Rubens im Schloss bewundert werden. Man findet aber auch viel Exotik dort. Die China-Räume wurden nach dem Vorbild des Buches „Details of Chinese Buildings“ gestaltet, sind somit relativ authentisch. Das wurde von einem Engländer geschrieben, der durch China reiste. Einzigartig ist auch die Südsee-Sammlung des Forschungsreisenden Georg Forster, Teile der Sammlung sind im Südsee-Pavillon im Schlosspark zu sehen. Schön anzusehen ist die Bibliothek des Schlosses. Fürstin Luise hat angeblich unglaublich viel gelesen. Sie war eine hochgebildete Frau.
Das Gartenreich besteht aus vielen Projekten, die verrückt oder größenwahnsinnig erscheinen. Es gibt eine künstliche Insel, die eine Nachbildung des Golfs von Neapel ist. Auf der Insel steht auch ein künstlicher Vulkan, der Vesuv, der regelmäßig Feuer speit. Derzeit wird der Vulkan renoviert und ist nicht im Betrieb. Daneben befindet sich die klassizistische Villa Hamilton und ein römisches Freilufttheater.
Unweit des Schlosses befindet sich eine Synagoge. Der Fürst schenkte der jüdischen Gemeinde das Gotteshaus. Die Synagoge überstand die Novemberpogromnacht, weil sie kurz vorher in einen profanen Tempel umgebaut wurde. Einige Nazis haben dennoch versucht, das Gebäude zu zerstören, doch der damalige Direktor, Hans Hallervorden (Großvater von Dieter Hallervorden) hat sie aufgehalten und wurde ein Tag später entlassen.
Während der Zeit der DDR wurde das Schloss nicht umfunktioniert, es blieb ein Museum und Ausflugsziel. Doch seit den 70-er Jahren war kein Geld für die Renovierung da, sowohl der Schlosspark als auch das Schloss verfielen. Nach der Wende wurde die Anlage fast 20 Jahre lang restauriert und ist heute wieder in seiner vollen Pracht zu sehen.
Das Schloss und der Schlosspark Wörlitz sind die bekanntesten Teile des Gartenreiches. Doch das Gartenreich Dessau Wörlitz ist erstreckt sich über viele Kilometer und mehrere Ortschaften. Weil das Ensemble so umfassend und einzigartig ist, wurde es zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Nur etwa 6 Kilometer östlich von Wörlitz liegt das Schloss und Schlosspark Oranienbaum, benannt nach Henriette-Katharina von Oranien-Nassau, hier kann man die niederländischen Bezüge entdecken. Einmalig hier ist der chinesisch-englische Teil des Parks mit einem Teehaus und einer Pagode. Auch das Schloss Mosigkau liegt nur wenige Kilometer von Dessau entfernt, welches „Das kleine Sanssoucis“ genannt wird. Im Norden von Dessau liegt das Schloss und Park Luisium, von welchem gesagt wird, dass es die idyllischste Seite des Gartenreichs ist. Der Park ist sehr malerisch, mit vielen uralten Eichen, künstlichen Ruinen und Skulpturen. Das Schloss Georgium liegt mitten in Dessau und beherbergt die Anhaltische Gemäldegalerie, mit einer umfangreichen Sammlung altdeutscher und niederländischer Malerei und Grafiken. Im Stadtteil Großkühnau findet man das Schloss und den Schlosspark Großkühnau. Zuletzt gehört noch ein Waldpark zum UNESCO-Welterbe, der „Waldpark am Sieglitzer Berg“. Fürst Franz zog sich hier zurück, um sein Rheuma zu kurieren. Im Park hat er sich ein kleines Heilbad errichten lassen.
Um all die Schlösser und Parks zu bewundern, muss man natürlich mehrere Tage bleiben, daher habe ich noch eine Hotelempfehlung für Euch. Am Rande des Gartenreichs, direkt am Ufer der Elbe findet man das Hotel „Elbterasse Wörlitz“. Das Hotel befindet sich in einem historischen Ausflugslokal aus der Jahrhundertwende. Das nostalgische Haus ist mit modernem Komfort ausgestattet, die Zimmer sind sehr geräumig. Am schönsten ist aber die Lage am Elbufer, mit Blick auf die Elbauen und das Schloss Coswig. Das Hotel liegt mitten im Grünen, absolut idyllisch. Viele Zimmer haben einen Blick auf die Elbe und auch im Wintergarten und im Biergarten kann man die Auenlandschaft bewundern.
In direkter Nachbarschaft zum UNESCO-Welterbe Gartenreich Dessau-Wörlitz liegen zwei weitere Welterbestätten, das BAUHAUS Dessau und die Lutherstadt Wittenberg. Sachsen-Anhalt ist das Bundesland mit den meisten UNESCO-Welterbestätten in Deutschland. Etwa 15 Kilometer weiter kann man einzigartige Denkmäler der Industriekultur entdecken, FERROPOLIS ist ein Lost Place der Industriekultur.
* Das Schloss Wörlitz und das Hotel Elbterasse habe ich im Rahmen einer Bloggerreise in Kooperation mit dem Museumsverband Sachsen-Anhalt, der Investitions- und Marketing-Gesellschaft Sachsen-Anhalt (IMG) sowie der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt besucht.
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