Als begeisterte Friedhofstouristin möchte ich Euch heute einen der interessantesten und sehenswertesten Friedhöfe Europas zeigen, den Highgate Cemetary in London. Der Highgate Friedhof ist inzwischen fast 200 Jahre alt, daher kann man dort viele alte und verwunschene Gräber entdecken. Der Besucher findet verfallene Grabstellen und efeuumrankte Grabskulpturen. Der Highgate Friedhof liegt in einem Bezirk, wo wohlhabendes Bildungsbürgertum und Exilanten lebten, daher kann man auch eine Fülle von Gräbern prominenter Toter dort entdecken. Der Friedhof besteht aus zwei Teilen, aus einem neuen, wo man immer noch bestattet werden kann und aus einem alten, zu dem man nur im Rahmen einer Führung zutritt hat. Beide Teile sind sehr stimmungsvoll und mystisch und auf beiden entdeckt man viele Promigräber. Der Highgate Cemetery hat mir sehr gefallen, daher möchte ich Euch heute einige Friedhofsinspirationen zeigen.
Der westliche Teil des Highgate Friedhofs „West Cemetery“ ist mehr als 200 Jahre alt. Der Friedhof wurde Anfang des 19. Jahrhunderts angelegt. Die berühmtesten englischen Friedhofsarchitekten der viktorianischen Ära haben an der Gestaltung mitgewirkt, daher wurde Highgate sehr schnell zu einem sehr begehrten Platz für die letzte Ruhestätte. Auf dem alten Teil des Friedhofs befinden sich einige monumentale Mausoleen wohlhabender Persönlichkeiten. Aber auch Katakomben mit alten Särgen befinden sich dort, diese kann man allerdings im Rahmen einer normalen Führung nicht besuchen. Besonders stimmungsvoll sind die Rotunden mit Privatgruften, die „Egyptian Avenue“ und den „Circle of Lebanon“. Beide sind im damals sehr beliebten orientalischen Stil erbaut.
Angeblich inspirierte ein Highgate-Besuch Bram Stoker, eine Vampirgeschichte zu schreiben. Während des Besuchs einer Gruft im Circle of Lebanon soll Stoker menschliche Geräusche in der Nachbargruft gehört haben. Das Erlebnis soll seine Phantasie so beflügelt haben, dass er einen Vampirroman schrieb, der später zum berühmtesten Vampirroman aller Zeiten wurde, DRACULA*. Der Friedhofsführer des Highgate Cemetery hat auch erzählt, dass Tracy Chevalier vor ihrer Zeit als Autorin auf dem Friedhof Führungen angeboten hat.
Zu den berühmtesten Toten des alten Friedhofs Highgate gehört die Familie von Charles Dickens, der Schriftsteller John Glasworthy, der Musiker George Michael, der Maler Lucian Freud und die Familie des Künstlers Gabriel Dante Rossetti samt der Poetin Christina Rossetti.
Mein persönliches Highlight war das Grab der Familie Rossetti, denn auch Lizzie Siddal ist hier begraben. Sie war die Muse und das Lieblingsmodel der Präraffaeliten. Auf den Bildern unten sieht man Lizzie auf zwei Gemälden von Gabriel Dante Rossetti und von John Everett Millais. Die wunderschöne tote Ophelia kennt Ihr vielleicht? Dante Gabriel ist nicht auf dem Highgate Cemetery begraben, denn sein Grab befindet sich in Kent. Falls Ihr Euch für die Geschichte der Künstlervereinigung der Präraffaeliten und das tragische Schicksal von Lizzie Siddal interessiert, empfehle ich gerne die BBC-Miniserie „Desperate Romantics“*.
Der neue Teil „East Cemetery“ ist im Grunde auch alt, denn er wurde nur etwas mehr als 30 Jahre nach dem alten Teil angelegt. Der Highgate Cemetery musste erweitert werden. Natürlich gibt es auf dem neuen Teil des Friedhofs auch wunderschöne alte und verfallene Gräber, aber dieser Friedhof ist ein wenig aufgeräumter, hat nicht die Charme der Vergänglichkeit. Schließlicht wird er noch genutzt.
Hier liegen einige bekannte und interessante Tote. Ich war ganz aufgeregt, dass ich einen meiner Lieblingsautoren besuchen konnte, Douglas Adams. Er hat z. B. „Per Anhalter durch die Galaxis“* geschrieben. Als ich dann am Grab stand, war ich enttäuscht von der Schlichtheit und Schmucklosigkeit des Grabsteins. Ich habe erwartet, dass etwas wie „So long, and thanks for all the fish“ auf dem Grabstein steht oder dass zumindest eine „42“ dort abgebildet sein wird. Nein, es stehen nur der Name und die Daten auf dem Grabstein. Das meistbesuchte Grab gehört vermutlich Karl Marx. Denn vor dem Grab von Marx stehen oft Gruppen von chinesischen Touristen, die vor dem Grab knien, salutieren oder rote Nelken ablegen.
Welchen Promi kann man auf dem Highgate Cemetery noch besuchen? Zu den bekanntesten Promis auf dem East Cemetery gehören Schriftstellerinnen George Eliot und Alice Ekert-Rotholz und der Schriftsteller Allan Silliote.
Es gibt eine Vielzahl von Büchern, Romanen, Krimis und Horrorwerken, die auf dem Highgate Cemetery spielen. Hier eine kleine Auswahl meiner Lieblingsbücher und -autoren.
In London gibt es die „Magnificent Seven“, sieben alte, mondäne und besonders sehenswerte Friedhöfe aus dem 19. Jahrhundert. Zwei davon, Bunhill Fields Cemetery und Brompton Cemetery habe ich hier schon gezeigt. Beide liegen sehr zentral und gleichen doch ein wenig verwunschenen Rückzugsorten.
Wenn Ihr Friedhöfe mögt, dann wird Euch bestimmt auch eine Haunted Pub Tour durch London gefallen, denn in der britischen Hauptstadt gibt es eine Vielzahl von Kneipen, die gerne von Geistern besucht werden.
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