Alte und verfallene Friedhöfe gehören zu meinen liebsten Orten, wenn ich unterwegs bin. Nirgendwo sonst findet man so viel Geschichte und so viele Denkmäler auf engstem Raum. Friedhöfe sind Oasen der Ruhe, Orte der Besinnung und Entspannung. Im östlichsten Zipfel der Europäischen Union, in Košice, befindet sich einer der schönsten Friedhöfe Europas. Dass ich von Košice begeistert bin, habe ich bereits in meinem letzten Beitrag berichtet. Die östlichste und zweitgrößte Stadt der Slowakei ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Die wunderschön restaurierte Altstadt erinnert an die mondänen Zeiten der K&K -Monarchie, denn sie war einst die bedeutendste Stadt des Königreichs Ungarn. Davon profitiert man noch heute, denn die Geschichte ist überall spürbar. Der einstige Wohlstand der Stadt ist auch auf dem Friedhof allgegenwärtig und zeigt sich in der Pracht der Mausoleen und Gräber. Das Friedhofsgelände erinnert an einen Park, man kann durch Allen entlang der alten Bäume spazieren und die Mausoleen und Skulpturen bewundern. Der alte Friedhof von Košice ist ein Ort der Stille, aber auch auch wichtiges Kulturgut.

Alter Friedhof von Košice, schönster Friedhof der Slowakei, Friedhof mit verfallenen Mausoleen in der Slowakei
Der Friedhof von Košice soll zu den schönsten Friedhöfen in Europa gehören – das glaube ich sofort.

Über den alten Friedhof von Košice

Der alte Friedhof von Košice soll einer der schönsten Friedhöfen in Europa sein und dem stimme ich sofort zu. Über 300 Jahre alt ist dieser Friedhof, die Atmosphäre ist magisch und geheimnisvoll. Beim Spaziergang über die weitläufigen Friedhofswege fühlte ich mich in die Vergangenheit zurückversetzt.

Die verwitterten und überwucherten Grabsteine erzählen von vergangenen Zeiten und den Bewohnern der Stadt. Das ungarische und österreichische Erbe ist hier allgegenwärtig, aber auch slowakische und sogar Gräber mit kyrillischer Schrift sind hier zu finden. Zahlreiche monumentale Mausoleen erinnern an den Wohlstand der Region, viele von ihnen sind heute jedoch dem Verfall preisgegeben.

Auf dem Friedhof findet man eine Vielzahl monumentaler Mausoleen, die zum Teil schon ziemlich verfallen sind.

Geschichte des St. Rosalia Friedhofs in Košice

An der Stelle des heutigen Friedhofs befand sich früher eine Bußstätte für Einsiedler. Nach einer Pestepidemie in den Jahren 1709-1711 wurde hier der erste Friedhof angelegt. Die Pestepidemie forderte sehr viele Todesopfer. Schätzungen zufolge starb etwa ein Viertel der Bevölkerung aus allen sozialen Schichten. Benannt wurde der Friedhof nach der Heiligen Rosalie, die als Schutzpatronin gegen die Pest galt. Als die Gebeine der Heiligen Rosalie im 17. Jahrhundert nach Palermo überführt wurden, fand die Pestepidemie dort ein jähes Ende. Seit dem ist Rosalie die Schutzheilige Palermos und der Pestkranken. Ihre Gebeine sind noch heute in der Kathedrale von Palermo zu sehen. Das war ein kurzer Ausflug zu den Wurzeln der Friedhofspatronin.

Von einem Pestfriedhof entwickelte sich das Gräberfeld zu einer Begräbnisstätte für Wohlhabende und Prominente. Viele der Grabmäler und Mausoleen sind kunsthistorisch und architektonisch besonders wertvoll. Die Dichte von Kunstdenkmälern ist hier besonders hoch. Dar gesamte Friedhof wurde zum Nationalen Kulturdenkmal erklärt.

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Nicht nur die Vergänglichkeit des Menschen ist hier allgegenwärtig.

Der Friedhof als Ort des Vergänglichen

Friedhöfe in Deutschland sind Orte perfekter Ordnung und Sauberkeit. Die Grabsteine werden gesäubert und die Wege vom Unkraut befreit. Sobald ein Grab etwas verwahrlost ist, wird es eingezäunt und die Besitzer werden zur Sanierung aufgefordert. Nicht so in anderen Ländern. Die verfallenen Friedhöfe mag ich sehr, man findet sie oft im Osten Europas, aber auch in Frankreich. Auf alten und verfallenen Friedhöfen ist die Vergänglichkeit besonders spürbar. Wir werden daran erinnert, dass unser Körper, dass wir vergänglich sind. Immer wieder frage ich mich, wer diese Menschen waren, an die nur noch ein Name am Grabstein erinnern. Der Verfall der Gräber und Mausoleen zeigt aber auch, dass nicht nur wir, sondern auch das, was wir geschaffen haben, endlich und vergänglich ist. Die Natur erobert sich ihren Platz zurück. Efeu rankt sich an den Mauern empor. Die verfallenen Mausoleen haben für mich etwas Schauriges und Faszinierendes zugleich. Es ist das Unheimliche und Geheimnisvolle, das mich anzieht. Ich frage mich, welche Geheimnisse die Gräber wohl erzählen. Ich mag die Atmosphäre der Vergänglichkeit sehr. Besonders auf Friedhöfen denke ich oft über den Tod und das „Danach“ nach. Sind die Menschen in den Grüften nur noch Knochen oder ist der Tod doch nicht das Ende? Nicht ohne Grund gehörten Friedhöfe zu den Lieblingsorten der Romantiker.

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Die Allen erinnern an einen Park, der Friedhof ist eine Oase der Ruhe und der Entschleunigung.

Der Weg zum alten Friedhof in Košice

Der Friedhof liegt am nordwestlichen Stadtrand von Košice. Das liegt daran, dass im 18. Jahrhundert die Bestattungen in Kirchen und in den Kirchgärten verboten wurden, um die Verbreitung von Seuchen, Krankheiten und Ungeziefer zu minimieren.

Vom Stadtzentrum ist der Friedhof etwa 2,5 Kilometer entfernt, aber es ist nicht der schönste Spaziergang von Košice. Das Parken am Friedhof ist kein Problem, da er inmitten einer Wohnsiedlung mit Einfamilienhäusern liegt. Da der Friedhof neben dem Gelände des Botanischen Gartens von Košice liegt, ist er auch sehr gut mit Bus und der Straßenbahn zu erreichen. Die Haltestelle „Botanischer Garten“ (Botanická záhrada) wird sowohl von Bussen als auch von Straßenbahnen angefahren, von dort sind es etwa 10 Minuten Fußweg. Noch näher liegt die Haltestelle „Obchodná akadémia“, dann sind es nur noch 5 Minuten.

Cintorín sv. Rozálie, Rozálska 11, 040 01 Košice
Öffnungszeiten: April bis Oktober 7.00 – 20.00 Uhr, November bis März 7.00 – 17.00 Uhr

Mehr Informationen über Košice

In meinem Artikel über Košice, die schönste Stadt der Slowakei, zeige ich Euch viele Sehenswürdigkeiten der Stadt. Reinschauen lohnt sich, denn in Košice gibt es unglaublich viel zu entdecken.

Erstellt am Oktober 27, 2023

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