Dass es rund um Paderborn eine Vielzahl an Megalithmonumenten gibt, ist vielen nicht bekannt. Die Metalithgräber in Ostwestfalen sind natürlich nicht so imposant und geheimnisvoll wie Stonehenge, und auch nicht so groß wie die nördlichen deutschen Monumente an der Straße der Megalitkultur im Ostnabrücker Land. Dennoch gehören die Gräber aus der Steinzeit zu den frühesten noch erhaltenen Hinweisen auf unsere Vorfahren, daher gehören die Steinkammergräber bei Paderborn für mich zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten in Ostwestfalen. Und da Ostwestfalen eine Wandergegend ist, gibt es einen Wanderweg, der die Sehenswürdigkeiten verbindet, den archäologisch-geschichtlichen Wanderweg bei Borchen.

Steinkammergrab bei Etteln

In Borchen gibt es direkt drei Steinkammergräber, die alle in der Jungsteinzeit erbaut wurden. Dieses hier wurde ca. 2500-2000 vor Christus erbaut. Es war ein Gemeinschaftsgrab, welches über längere Zeit vermutlich von einer ganzen Dorfgemeinschaft oder einer Sippe genutzt wurde. Der Eingang zu der unterirdischen Grabkammer ist heutzutage nicht mehr begehbar. Schon damals legten die Menschen den verstorbenen Grabbeigaben mit ins Grab. Diejenigen, die hier gefunden wurden, können im Westfälischen Landesmuseum in Münster und im Heimatmuseum in Paderborn bewundert werden. Neben Speisen und Getränken wurden Waffen, Schmuck und Werkzeuge den Toten auf ihre Reise mitgegeben.

Steinkistengrab, Dolmen, Megalith

Steinkammergrab bei Etteln, im Paderborner Land

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Das Grab diente als Begräbnisstätte für ein Dorf oder eine große Sippe.

Hünenburg – Eine Wallburg bei Borchen

Der archäologisch-geschichtliche Wanderweg führt nicht nur zu Megalithbauten, sondern auch zu einer ehemaligen Wallburg, die Hünenburg genannt wird. Eine Burg gibt es dort leider nicht mehr. Die Burganlagen von damals wurden größtenteils aus Holz gebaut, daher ist heute nichts mehr erhalten.

Über die Erbauer der Burg weiß man heute nicht viel, denn erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem 14. Jahrhundert, als die Ländereien in den Besitzurkunden des Klosters Abdinghof erwähnt werden. Es wird vermutet, dass die Wallburg schon in der vorrömischen Zeit, im 3. Jahrhundert vor Christus erbaut wurde. Auf dem Geländer der Burg wurden verschiedene Gebrauchsgegenstände und Waffen aus der Eisenzeit gefunden, Lanzenspitzen, Zierknöpfe, Gewandspangen oder Armreifen. Ähnliche Funde wurden auch bei der Wittekindsburg und der Babilonie bei Porta Westfalica gemacht, daher wird vermutet, dass die Burganlagen aus ähnlicher Zeit stammen. Einige der Funde und die Form der Anlage deuten auf keltische Nutzung. Die Wallburg ist wie ein Oppidum (keltischer Herrensitz) aufgebaut. Die Nähe zu den Steinkammergräbern kann ein Hinweis auf deutlich frühere Nutzung der Anlage sein.

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Nur Wälle zeugen heute von der Existenz einer Burganlage.

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Die Mauerreste stammen vermutlich aus dem 12. oder 13. Jahrhundert.

Steinkistengrab Kirchborchen I

In Borchen-Kirchborchen können direkt zwei Steinkammergräber besucht werden, die nur etwa 400 m auseinander liegen. Auch diese Gräber stammen aus der Jungsteinzeit und auch hier wurden entweder mehrere Generationen oder ganze Dorfgemeinschaft begraben. Die Kammern waren ursprünglich mit Steinen bedeckt, wie man es von einem Dolmen kennt. Diese Gebilde sind jedoch nicht mehr erhalten. Übrigens findet man Steinkammergräber der selben Bauart in Frankreich, an der Seine. Daher liegt die Vermutung nahe, dass die Menschen schon damals viel unterwegs waren.

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Von einem Grab sind nur noch einzelne moosbewachsene Steine erhalten.

Steinkistengrab Kirchborchen II

Beim Steinkistengrab II in Kirchborchen sind einige Deckplatten noch erhalten, sie sind aber teilweise abgerutscht.  1976 wurde der Eingang in die unterirdische Grabkammer ausgegraben, aus konservatorischen Gründen aber wieder zugegraben.  An diesem Steinkistengrab wurde ein „Seelenloch“ entdeckt, ein Stein mit einer Öffnung. Die Menschen glaubten damals, dass im Grab eine Öffnung sein muss, damit der Verstorbene durch das Loch weiterhin auf die Jagd gehen kann.

 

Fazit – Sehenswerte Steinkammergräber bei Paderborn

Es ist beeindruckend, diese fast 5000 Jahre alten Grabstellen zu besuchen und es ist verblüffend zu wissen, dass Menschen schon so lange in der Paderborner Gegend siedeln. Für mich sind solche Orte magisch, nicht erst seit Outlander. Unweit von Lichtenau und bei Warburg soll es weitere Galleriegräber und Großsteingräber geben. Westfalen hat einige unbekannte Seiten.

Wenn man nicht den ganzen Wanderweg gehen möchte, ist es empfehlenswert, GPS-Koordinaten der Steinkammergräber bei Paderborn zu kennen, da nicht alle ausgeschildert sind. Und für alle, die mehr wollen, in dieser Gegend kann man wunderbar Geocachen.

 

 

Erstellt am April 17, 2018

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Eine Antwort zu “Wandern in Ostwestfalen – Steinkammergräber bei Paderborn”

  1. Marcel Rübesam sagt:

    Ein schöner Artikel 🙂 Jetzt durch Corona hat man viele Orte in Deutschland bereist und das eigene Bundesland noch etwas besser kennen gelernt. Ich bin froh darüber, dass man vieles wieder zu schätzen gelernt hat. Alles Gute für dich 🙂

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