New Orleans ist die Stadt der Geister und der Toten, die Stadt der Sagen und Legenden, daher auch die Stadt der Friedhöfe. Die Friedhöfe von New Orleans gehören zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt und werden von unglaublich vielen Touristen besucht. Doch warum sind gerade in New Orleans die Friedhöfe zu solchen Anziehungspunkten geworden? Welche Friedhöfe von New Orleans sind sehenswert? Das verrate ich Euch in meinem heutigen Post. Dabei zeige ich Euch die meistbesuchten aber auch die einsamsten Friedhöfe von New Orleans. 

Alter Friedhof, verfallene Gräber, New Orleans
Mein Mann und Fotograf bei der Arbeit.

Über die Friedhöfe von New Orleans

Ich bin passionierte Friedhofsbesucherin. Fast auf jeder Reise gehört der Besuch eines alten oder besonders sehenswerten Friedhofs zu meinem Sightseeing-Programm. Doch meistens bin ich damit alleine, denn nur wenige Reisende verirren sich auf einen Friedhof. Sogar auf den größten und berühmtesten Friedhöfen Europas, wie Pére Lachaise in Paris, Highgate Cemetery in London oder auf dem Wiener Zentralfriedhof gibt es nur wenige Besucher. Die Menschen, die mich nicht kennen reagieren manchmal sogar sehr oft mit Befremden, wenn ich von meiner Friedhofsleidenschaft erzähle.

Auf meiner Sehenswürdigkeiten-Liste für New Orleans tauchten gleich mehrere interessante Friedhöfe auf. Die Stadt hat insgesamt 42 Begräbnisstätten, daher hat ein Friedhofstourist hier durchaus sehr viel zu tun. Schon an meinem ersten Tag in der Stadt habe ich einen Friedhof angesteuert und war absolut überrascht, dass ein Pulk von Menschen vor dem Friedhofseingang stand, dazu reihenweise Guides, die Friedhofsführungen angeboten haben. Ich habe einen stillen und leeren Friedhof erwartet und dort waren tatsächlich mehr Touris als auf der Bourbon Street. Verstört habe ich meinen Besuch auf einen anderen Zeitpunkt verschoben. 

alte Gräber, verfallener Friedhof, New Orleans
New Orleans hat 42 Friedhöfe – viele davon sind unglaublich sehenswert.

Warum sind so viele Touristen auf den Friedhöfen in New Orleans?

Als ich mich dann etwas näher mit der Friedhofslandschaft von New Orleans befasst habe, merkte ich, dass ich den bekanntesten Friedhof angesteuert habe, St. Louis Cemetery Nr. 1. Es ist eine Begräbnisstätte, die heute nur noch im Rahmen einer Führung besucht werden kann und von mehr als 100.000 Besuchern jährlich aufgesucht wird. 

Aber nicht nur dieser Friedhof war völlig überlaufen, auch die anderen innerstädtischen Friedhöfe von New Orleans waren voller Touristen – so etwas habe ich noch nie erlebt. Dass die Friedhöfe zu den wichtigsten Sightseeing-Spots der Stadt gehören beweist schon die Tatsache, dass es eine Straßenbahnlinie (Canal-Cemeteries-Streetcar) gibt, die alle wichtigen Friedhöfe der Stadt verbindet. Es lohnt sich sehr, die Innenstadt zu verlassen, denn die besonders verfallenen oder pompösen Friedhöfe findet man am Stadtrand. New Orleans ist die Stadt der Geister, der Geistergeschichten, der Vampire und des Voodoo, deswegen kommen viele Besucher in die Stadt und besuchen natürlich die Orte, wo die Nähe zu den Sagen und Legenden am größten ist – die Friedhöfe. 

Mausoleen auf dem Friedhof, New Orleans, Friedhof Louisiana
Wegen der häufigen Überflutungen werden die Toten von New Orleans meisten überirdisch beerdigt.

St. Louis Cemetery Nr. 1

Der älteste und bekannteste Friedhof von New Orleans ist der St. Louis Cemetery Nr. 1., die meisten Gräber hier stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Es gibt noch zwei weitere Grabfelder mit diesem Namen, St. Louis Nr. 2 und Nr. 3. Weil der Platz nicht ausgereicht hat, musste man auf andere Flächen ausweichen. Auf dem St. Louis Nr. 1 haben wir eine Führung gemacht, gebucht über Grey Line* (Werbelink zum Anbieter), mit einer ganz wunderbaren Führerin Mary Dugas. Eine Führung am Sonntag Vormittag ist eine gute Entscheidung, denn der Friedhof war vergleichsweise leer, die meisten Touris mussten Ihren Rausch der Samstagnacht ausschlafen. Es gibt einige skurrile Gräber hier zu entdecken, seit der Serie “American Horror Story” gehören die Gräber von Marie Laveau und Delfine LaLaurie bestimmt zu den meistbesuchten. 

ältester Friedhof von New Orleans, Friedhof aus Easy Rider, Grab von Marie Laveau, Grab von Delfine La Laurie
Der St. Louis Nr. 1 ist der älteste Friedhof von New Orleans und er kann nur im Rahmen einer Führung besucht werden.

Der St. Louis Nr. 1 Friedhof darf nur im Rahmen einer Führung besucht werden, denn die Besucher haben zu viel gestohlen und zerstört, die Gräber wurden aufgebrochen und Grabfiguren und Zäune wurden gestohlen, die später in Antik-Shops wieder aufgetaucht sind. 

Grab von Marie Laveau

Während der Führung habe ich allerlei Interessantes über Marie Laveau, die Voodoo-Queen von New Orleans erfahren. Im 18. Jahrhundert war sie der Star von New Orleans. Es wird vermutet, dass Marie ihr Voodoo-Wissen nicht geerbt hat, sondern von ihrem Ehemann erlernt hat. Denn zwar waren ihre Mutter und Schwester Voodoo-Heilerinnen, doch sie durften ihr Wissen nicht weitergeben, da damals geglaubt wurde, dass sie es durch Überlieferung verlieren. Ihr Heilwissen soll enorm gewesen sein. Sie heilte Wunden z. B. mit verschimmelten Brot – schon 100 Jahre bevor Penicillin entdeckt wurde. Vom Beruf war sie Friseurin und frisierte sehr viele wohlhabende Leute, was ihr Kontakte mit der Oberschicht ermöglichte. Auch war sie die erste Priesterin, welche Voodoo-Rituale mit katholischen Praktiken mischte und dadurch mit Ihren Seancen die reichsten Einwohner von New Orleans erreichte.

Grab von Delphine LaLaurie

Kennt Ihr die Serie “American Horror Story – Coven”?** Dann könnt Ihr Euch bestimmt noch an die blutrünstige Adelige Delphine LaLaurie erinnern, die so meisterlich von Kathy Bates verkörpert wurde. Delphine LaLaurie war vermutlich die grausamste Serienmörderinnen der Geschichte. Nicht nur drei ihrer Ehemänner starben unter ungeklärten Umständen, sie soll auch für Dutzende Sklaven gefoltert und ermordet haben. Sie ließ ihre Knochen brechen und diese völlig skurril wieder zusammen wachsen lassen oder soll Löcher in die Köpfe ihrer Sklaven gebohrt haben, um darin rumzustochern. Ihre Grausamkeit war und ist legendär. 

Grab von Nicolas Cage

Nein, keine Sorge, Nicolas Cage ist nicht tot. Da er aber mit ziemlicher Sicherheit irgendwann stirbt, hat er Vorsorge getroffen und hat sich jetzt schon sein Grab erbauen lassen. Es ist die einzige Pyramide auf dem Friedhof. Angeblich konnte Herr Cage sein Grab zuerst gar nicht bezahlen, denn er war pleite. 

Filmkulisse für Easy Rider

Eine Vielzahl von Filmen wurde auf dem St. Louis Nr. 1 gedreht, doch am bekanntesten ist vermutlich der Drogentrip aus „Easy Rider„**. 

Alter Friedhof New Orleans, Friedhof aus Interview mit einem Vampir, Friedhof aus Easy Rider
An der Italienischen Gruft wurde vielleicht die bekannteste Dorgenszene der Filmgeschichte gedreht, aus dem Film „Easy Rider“

Lafayette Cemetery Nr. 1

Der zweite sehr sehenswerte Friedhof ist der Lafayette Friedhof Nr. 1, auch ein sehr alter Friedhof. Er befindet sich im Garden District, unweit der Innenstadt, wird dennoch von sehr vielen Touristen besucht. Dieser Friedhof hat mir fast besser als St. Louis gefallen, denn die Gruften sind pompöser und die Vegetation ist üppiger und exotischer. Auch sind die Gräber etwas mehr in die Jahre gekommen, was eine besondere Atmosphäre bietet. Wir haben auch den Lafayette Cemetery Nr. 3 besucht, der auch sehr alt und stimmungsvoll ist. Verglichen mit den ersten beiden ist er aber zu vernachlässigen.  

Lafayette Friedhof New Orleans, Friedhof aus Interview mit einem Vampir, Friedhof von Lestat
Gutes Wetter und strahlend blauer Himmel sind nicht die beste Kulisse für Friedhofsfotos.
Brief auf einem alten Grabstein

Drehort für “Interview mit einem Vampir”

Schon im Buch von Anne Rice** war der Lafayette Cemetery ein beliebtes Ziel für Lestat de Lioncourt. Auch in der Verfilmung des Romans “Interview mit einem Vampir”** dient der Friedhof als Filmkulisse. Was für eine gute Wahl! Der Garden District von New Orleans ist voll von ehrwürdigen historischen Villen, die von alten Eichen umgeben sind. Vampire kann ich mir hier viel eher vorstellen als in der turbulenten Innenstadt. Anne Rice inszenierte hier ihre eigene Beerdigung mit viel Dixieland-Jazz.

Und noch etwas unntützes Wissen am Rande. Auch New Kids on The Block drehten das Video zu “The Right Stuff” auf dem Lafayette Cemetery Nr. 1. Ich vermute, einige meiner Leser kommen aus der Generation, die NKOTB noch kennen. 

Palmen auf dem Friedhof, sehenswerter Friedhof von New Orleans

Metaire Cemetery 

Der Metaire Cemetery ist etwas außerhalb der Innenstadt von New Orleans, direkt an der Endstation der Straßenbahnlinie Cemetery Line. Ein Abstecher dorthin lohnt sich nicht nur wegen dem Metaire Cemetery, direkt an der Endstation findet man viele verschiedene Friedhöfe – eine kleine Stadt der Toten, dazu gehören der Greenwood Cemetery, St. Patrick Cemetery, Hope Mausoleum, Lake Lawn Cemetery, ein Haustierfriedhof, das Hurricane Katrina Memorial, den Freimaurer Tempel mit Friedhof, den Cypress Grove Cemetery und den Odd Fellowes Rest.  Sie sind alle riesig und alle bestimmt sehenswert, hartgesottene Vanitas-Liebhaber können hier drei Tage verbringen. Ich habe mich jedoch nur für den Metaire Cemetery entschieden – es war eine Empfehlung unseres Tourguides Mary Dugas. Der Friedhof ist deutlich neuer, als die innerstädtischen Friedhöfe, jedoch sind die Mausoleen wesentlich zahlreicher, ungewöhnlicher und imposanter. Hier findet man die größte Anzahl von Grüften aus Marmor, erbaut für die wohlhabenden Einwohner. Besonders sind die ägyptische Pyramiden oder britische Schlossruinen und eine der bekanntesten Grabskulpturen der Welt “Angel of Grief”. In Amerika findet man allerdings nur Kopien des Werkes, die Originalskulptur befindet sich auf dem protestantischen Friedhof in Rom. 

Carrollton Cemetery

Auch diesen Friedhof habe ich aufgrund der Empfehlung von Mary aufgesucht. Auch das ist ein Tipp jenseits der Touristenströme, denn hier verirrt sich kaum jemand. An diesem Friedhof kann man gut sehen, warum die Menschen in New Orleans nicht unter- sondern meist oberirdisch bestattet werden. Die Südküste der USA wird sehr oft überflutet und das Wasser zerstört die Gräber. Da werden schon mal die Gebeine aus den Gruften rausgeschwemmt. Mary erzählte uns, dass nach einer Überflutung häufig Gebeine auf dem Friedhof zu finden sind, was bei den zerstörten Gräbern durchaus glaubhaft ist. Der Carrollton Cemetery ist quasi das Gegenteil vom Metaire. Es ist ein sehr schlichter Friedhof mit wenigen Mausoleen, dafür vielen alten Bodengräbern. Die Gräber und Gruften sind hier deutlich stärker verfallen und verwittert wie auf den anderen Friedhöfen. 

New Orleans – City of Death 

Mark Twain nannte New Orleans “City of Death”, da ist viel Wahres dran. Ich habe bisher keine Stadt gesehen, wo der Totenkult so zelebriert wird, wie hier. Dazu gehören aber nicht nur die alten Friedhöfe, sondern auch die vielen Voodoo-Zentren oder Shops oder die Mardi Gras-Kostüme, die an die Dia de los Muertos in Mexiko angelehnt sind. 

Stimmungsvolle Friedhofsfotos in New Orleans zu machen, war mir fast unmöglich, denn die Sonne schien schon morgens erbarmungslos. An dem einzigen Regentag war der Regen wiederum so stark, dass die Straßen überflutet waren und Friedhofsbesuche nicht möglich waren. Wenn Ihr Euch für einen Friedhofsbesuch in New Orleans entscheidet, solltet Ihr den St. Louis Nr. 1 oder den Lafayette Nr. 1 wählen, denn es sind die interessantesten der Stadt. Wenn Ihr aber mehr Zeit für einen weiteren Friedhof habt, dann lohnt sich ein Besuch im Stadteil Metaire, denn dort findet Ihr eine große Zahl interessanter Todesstätten, die kaum von Touristen besucht werden. 

Bei einem Besuch solltet Ihr beachten, dass die innerstädtischen Friedhöfe um 16.00 Uhr ihre Tore schließen, daher ist es nicht möglich, sie in den Abendstunden zu besuchen. 

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Entenfamilie auf dem Friedhof, Mama Ente mit Baby Enten, Entenbabies auf dem Friedhof
Sogar die Entenfamilie macht einen Ausflug auf den Metaire Friedhof.

* Die Führung durch den Friedhof St. Louis wurde vom Tourismusbüro New Orleans gesponsert.

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Erstellt am September 22, 2019

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9 Antworten zu “Die schönsten Friedhöfe von New Orleans”

  1. Shadownlight sagt:

    Wow, da bin selbst ich beeindruckt!
    Ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche!

  2. Anette sagt:

    Tolle Bilder! Bei der Überschrift Grab von Nicholas Cage bin ich dann doch etwas erschrocken 😀 Da nimmt sich jemand offenbar die Pharaonen als Vorbild…

  3. Shan Dark sagt:

    Top, Danke für diese ausgiebige und interessante Friedhofstour. Wenn es mich jemals dahin verschlagen sollte, werde ich diese Frieedhofschallenge definitiv in Angriff nehmen. Auch wenn Schlusszeiten von 16 Uhr echt lächerlich sind und die Herausforderung noch steigern.

  4. […] Die Friedhöfe in New Orleans sind besonders. Hier befinden sich aufgrund des stetigen Hochwassers die Gräber nicht unter der Erde sondern in Mausoleen. Der Saint Louis Cemetry Number One ist der älteste Friedhof der Stadt. Er wurde 1789 eröffnet und kann heutzutage nur noch im Rahmen von Führungen besucht werden. Ich hatte dazu leider keine Zeit, die liebe Burgdame jedoch hat den Friedhof in New Orleans im Rahmen der Führung besucht. […]

  5. Ulri Lübke sagt:

    Hallo, danke für Ihre erhellend Reiseberichte. Fürs Update hier eine Info: die App historic LC ist leider nicht auffindbar. Der angegebene Link get ins Leere. Schade.
    Beste Grüße

    • Burgdame sagt:

      Hallo, danke für den Hinweis, den Link habe ich gelöscht. Ich finde die App tatsächlich nicht mehr im Appstore, obwohl sie auf der Webseite von Lake Charles noch beworben wird. Ich hoffe, dass sie nur überarbeitet wird, denn diese kostenlose App war wirklich gut.

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