Kultplätze früherer Religionen findet man überall, es sind die Stätten, wo alte Götter gehuldigt und gefeiert wurden. Manchmal sind es Naturdenkmäler, manchmal sind diese Plätze von Menschen errichtet. Hier in Deutschland sind es meist die heiligen Orte der germanischen Stämme, z. B. der Sachsen oder Franken. Zu den bekanntesten Orten in Deutschland gehören die Externsteine in Ostwestfalen, der bekannteste Kultplatz in England ist Stonehenge. Was aber viele nicht wissen, auch Kelten siedelten in Deutschland. Es gibt eine Vielzahl unbekannter heidnischer Kultplätze in Deutschland.

Einige dieser Stellen wurden von Christen als heilige Orte übernommen, Kirchen oder Kapellen wurden dort gebaut. Die vorchristlichen Orte wurden sozusagen assimiliert, um die Menschen einfacher davon zu überzeugen, den neuen Glauben anzunehmen. Heute möchte ich Euch einige solcher Plätze zeigen, die ich letzte Woche während meiner Reise erkundet habe.

Das keltische Oppidum Steinsburg bei Römhild

Im südthüringischen Römhild, unweit von Hildburghausen findet man eine ehemalige keltische Siedlung. Auf dem Berg Kleiner Gleichberg sind heute nur noch die Wälle erhalten, die die Siedlung umgeben haben, doch ursprünglich lag hier eine der bedeutendsten keltischen Siedlungen in Deutschland. Am Fuße des Berges befindet sich heute ein kleines archäologisches Museum, welches über die frühe Siedlungsgeschichte der Bewohner von Thüringen berichtet und auch Exponate vom Fundort Gleichberg und der Region zeigt. Besuchenswert ist der kleine Gleichberg schon wegen der unglaublichen Aussicht, man steht auf dem Berggipfel in Thüringen und sieht im Süden Bayern und im Osten Hessen. Auch wenn man hier nicht mehr viel sehen kann, ist der Ort magisch. Ich glaube sofort, dass die Menschen im Laufe der Jahrhunderte immer wieder den Berg als Kraft- und Gottesort gesehen haben.

Über die Steinsburg bei Römhild

Den Namen Steinsburg bekam die Siedlung vermutlich wegen der riesigen Steine, auf denen sie errichtet war. Der Gleichberg ist ein ehemaliger Vulkan, die Steine sind ehemalige Vulkanruinen. Von der keltischen Siedlung sind nur noch drei Wälle erhalten, die aber gut erkennbar sind. Es gibt Vermutungen, dass es sich bei der Siedlung um den Ort Bikoiurigon handelt, der schon von griechischen Philosophen Ptolemäus schriftlich erwähnt wurde. Die Blütezeit der Siedlung soll im 5. Jahrhundert vor Christus gewesen sein.

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Von der keltischen Siedlung ist heute nichts mehr erhalten, lediglich Steine markieren die Wälle.

Kultplatz und Kapellenruine

Am höhsten Punkt des Berges befindet sich die Ruine einer kleinen Kapelle. Die Grundmauern sind Anfang des 16. Jahrhunderts errichtet worden, doch davor soll hier eine Holzkirche gestanden haben. Dort, wo sich heute die Kapellenruine befindet, soll sich ein Kultplatz befunden haben, aber ob es ein germanisches oder ein keltisches Heiligtum war, weiß man heute nicht mehr, die Informationen darüber sind widersprüchlich, die Überlieferungen mündlich. Laut einer Sage soll auf dem Gipfel des Berges ein Steintor gestanden haben, ein großer Steinblock auf zwei Säulen. Rund um die Steinsburg kann man eine Reihe Hügelgräber aus der Steinzeit anschauen, sie umringen den Berg quasi.

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Grundmauern der Michaelskapelle – hier soll früher ein keltisches Heiligtum gestanden haben.

Steinsburgmuseum Römhild

Das Museum möchte ich hier besonders empfehlen, denn das Steinsburgmuseum ist so aufgebaut, wie ein Museum sein sollte. Es ist nicht überladen mit Exponaten, sondern zeigt anhand weniger Stücke, wie das Leben der Kelten und Germanen in der Region war. Die Funde von keltischem Schmuck und Fibeln waren in dieser Gegend besonders zahlreich und die Schmuckstücke waren besonders filigran. Einige davon werden heute im Steinsburgmuseum gezeigt, was mir besonders gefallen hat, da man in vielen archäologischen Museen nur Waffen oder Tonscherben zu sehen bekommt.

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Keltische Schmuckstücke im Steinsburg-Museum

Mehr über die Steinsburg: Fränkisches Thüringen

Ottilienkapelle auf dem Ehrenberg bei Themar

Wie schon die oben erwähnte Michaelskapelle, befindet sich auch die Ruine der Ottilienkapelle mitten im Wald. Auch an dieser Stelle wird ein heidnischer Kultplatz vermutet, da es keinen Grund gibt, im Wald eine Kapelle zu bauen. Auch hier gibt es verschiedene Angaben über die Entstehungszeit, mündliche Überlieferung sprechen von dem Bau einer Kapelle ca. 800 n. Ch., während der Christianisierungswelle des Karl des Großen. Die Ruine, die wir heute sehen können, stammt aus romanischer Zeit, erste urkundliche Erwähnung ist von 1141 als Wallfahrtskirche.

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Ruine der Ottilienkapelle
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Die Kapellenruine ist ein magischer Ort.

Osterburg auf dem Heinberg bei Themar

Nur wenige Kilometer von der Ottilienkapelle befindet sich eine andere interessante Ruine, die Osterburg. Dass sich auf dem Hainberg ein heidnisches Heiligtum befand ist nur eine Vermutung. Da der Berg aber Hainberg heißt, liegt die Vermutung nahe, dass er nach einem heiligen Hain – einem heiligen Waldstück benannt wurde. Bei Germanen gehörten Bäume (z. B. Irminsul) oder Wälder zu häufigen Heiligtümern.

Sehenswert ist die Osterburg definitiv. Sie befindet sich auf einem recht steilen Berg und muss erst erklommen werden. Die Ruine ist aber absolut imposant, mit einem sehr gut erhaltenen Bergfried. Erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1268, erbaut wurde die Burg vermutlich von den Grafen von Henneberg, denen einige Burgen in der Gegend gehörten. Wenn man sich auf eine historische Reise durch Südthüringen begibt, begegnen einem immer wieder Burgen, die im Besitz der Grafen von Henneberg waren. Schon im 15. Jahrhundert verlor die Burganlage an Bedeutung, wurde verlassen und verfiel zur Ruine.

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Schon wegen der Lage lohnt sich ein Ausflug zur Osterburg
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Die Ruine ist von Moos und Wurzeln bewachsen, sieht geheimnisvoll aus.

Thüringen hat viele geheimnisvolle Orte

Thüringen hat eine Vielzahl interessanter vorchristlicher Stätten, die hier gezeigten sind nur ein kleiner Ausschnitt, es sind Orte, die ich während meines Kurztrips nach Nordfranken/Südthüringen besucht habe. Der Post soll lediglich eine Inspiration für ungewöhnliche Ausflugsziele sein. Für viele heidnische Kultplätze braucht man vor allem Fantasie, weil von den eigentlichen heiligen Stätten gibt es nichts mehr zu sehen. Neben der Fantasie sollte man auch etwas über die heidnischen Religionen wissen – ich muss gestehen, dass ich da noch einen großen Nachholbedarf habe, obwohl mich das Thema sehr interessiert.

Der alte Glaube war sehr naturverbunden, was vermutlich damit zusammenhängt, dass die Menschen früher mit der Natur lebten und abhängig von ihr waren. Auch waren es schriftlose Religionen. Das, was wir heute wissen, besteht aus mündlichen Überlieferungen oder archäologischen Funden.

Ich bin überzeugt, dass ich die Gegend um Hildburghausen und Meiningen wieder besuchen und weitere interessante Orte entdecken werde. Daher plane ich, den heutigen Artikel fortschreiben. Hinterlasst mir bitte Eure Tipps, Empfehlungen und Ergänzungen in Kommentaren.

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Mehr Reisetipps für Thüringen

Hildburghausen liegt sehr nah an den hier beschriebenen Orten – hier erzähle ich Euch die Geschichte der Dunkelgräfin von Hildburghausen.
Die Burg Posterstein und das Schloss Tannenfeld erzählen die Geschichte einer sehr berühmten Salonière.
Die Heidecksburg in Rudolstadt ist ein prachtvolles Barockschloss und es verbirgt ein Phantasieuniversum des Rokoko.
In der Nähe von Rudolstadt kann man eine malerische Klosterruine besuchen, das Kloster Paulinzella.
Die Drei Gleichen sind drei Burgen ganz nah beieinander.

Erstellt am April 22, 2019

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6 Antworten zu “Kultplätze in Südthüringen – Steinsburg, Osterburg, Ottilienkapelle”

  1. Shadownlight sagt:

    Das ist wirklich urig!!!
    Liebe Grüße!

  2. Godber Kraas sagt:

    Schönes Blog! Schöne Reiseziele für mich, mit Motorrad, Wohnmobil usw.
    Bitte weiterführen!
    Danke.

  3. Eberhard Judex sagt:

    Die Gegend rund um Meiningen ist echt imposant, Hildburghausen mit dem großartigen Doppelschloss, die Stadtmauer usw. Von den alten Heiligtümern wusste ich leider nichts also nochmal hin! Vielen Dank!

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