Paris gehört vermutlich für die meisten von Euch zu den Top 10 Reisezielen, denn die Stadt hat eine unglaubliche Charme. Als ich von meiner Paris-Reise berichtet habe, hörte ich einige Seufzer und Begeisterungsworte. Die Stadt der Liebe zählt nicht umsonst zu den schönsten Städten der Welt. Seit einigen Monaten gibt es eine Direktverbindung von Dortmund nach Paris, knapp 5 Stunden ist man mit dem Thalys unterwegs. Paris ist für mich dadurch deutlich erreichbarer und die Reise empfand ich als wesentlich komfortabler als das Fliegen.

Mit dem Thalys nach Paris

Paris hat unzählige Sehenswürdigkeiten. Ich habe die Stadt inzwischen zum 5 Mal besucht, dennoch habe ich immer noch das Gefühl, dass ich erst beginne, die Paris zu entdecken. Meine Liste der Orte, die ich besuchen möchte, ist oft sehr lang, meist schaffe ich lediglich einen Bruchteil davon.

Viele meiner Empfehlungen richten sich eher an fortgeschrittene Parisreisende, denn beim ersten Besuch gehört bei vielen vermutlich der Eiffelturm, die Champs-Élysées, der Louvre, die Kathedralen Sacre-Coeur und Notre Dame ins Programm. Ich bin inzwischen auf der Suche nach was Neuem. In früheren Artikeln habe ich schon die zwei großen Friedhöfe Père Lachaise und den Friedhof von Montmartre gezeigt.  Meine absolute Empfehlung gehört auch den Katakomben, den mit Gebeinen geschmückten unterirdischen Gängen, aber auch über diese habe ich schon im Vorfeld berichtet. Heute habe ich eine Zusammenstellung der Orte, die mich bei meinem letzten Besuch beeindruckt, begeistert oder berührt haben.

Das Jugendstil-Interieur und die unglaubliche Dachterasse der Galerie Lafayette

Die Ruhmeshalle Frankreichs mit Begräbnisstätten vieler wichtiger Persönlichkeiten

Eine der schönsten Bibliotheken von Paris

Das Museum für Anatomie mit einer unglaublichen Skelettsammlung

Das „Irrenhaus“, wo Sigmund Freud seine ersten Schritte gemacht hat

Die vielleicht berühmteste Buchhandlung der Welt?

Notre Dame

Seine

GALERIE LAFAYETTE SAMT DACHTERASSE

Wenn schon Shopping in Paris, dann stilvoll. Ich glaube, kein anderes Geschäft in Paris verdient die Bezeichnung Konsum-Tempel so sehr, wie die Galerie Lafayette. Das Gebäude ist Jugendstil pur, filigran und wunderschön, ich konnte mich kaum satt sehen. Es gibt wenige Geschäfte, in denen ich mehr Aufmerksamkeit der Architektur statt dem Sortiment schenke. Doch hier musste ich nach oben oder auf die Wände starren – es ist so unglaublich schön dort. Auch für diejenigen, deren Reiseplanung keine Shopping-Tour beinhaltet, lohnt sich ein Blick in die Galerie Lafayette. Ich glaube, es gibt nicht allzu viele so zauberhafte Warenhäuser.

Bei einem Besuch des Kaufhauses lohnt sich unbedingt ein Abstecher auf die Dachterasse, denn es gibt kaum schönere Aussichtpunkte mit einem Blick auf ganz Paris, die kostenlos sind.

Galerie Lafayette

Ausblick von der Dachterasse der Galerie Lafayette


PANTHÉON – DIE RUHMESHALLE FRANKREICHS

Das Panthéon ist kein unbekannter Ort, vermutlich ist es sogar das Pflichtprogramm aller französischer Schulklassen. Warum erwähne ich es dennoch in meinem Artikel? Zum einen ist es eine der bedeutendsten Begräbnisstätten der Franzosen, darf daher nicht in meinem Blog fehlen – wo ich doch so viel über berühmte Tote und deren Gräber schreibe. Zum anderen liegen die Bibliothek und der Pantheon quasi nebeneinander, daher wollte ich sie gemeinsam empfehlen.

Das Panthéon war einst eine Kirche. Erbaut im 5 Jahrhundert nach Christus, diente sie schon sehr früh als Begräbnisstätte. Der Merowingerkönig Chlodwig I. oder die Schutzpatronin von Paris, die Heilige Genoveva wurden hier beerdigt. Die jetzige Pracht stammt aus dem 18. Jahrhundert. Das Pantheon in Rom diente als Vorbild für den Bau. Schon kurz nach der Fertigstellung wurde das Panthéon zur Ruhmeshalle erklärt, sehr viele berühmte Persönlichkeiten fanden hier seine letzte Ruhestätte, z. B. Voltaire, Victor Hugo, Alexandre Dumas (Vater) oder Marie Curie. Auch das Focaultsche Pendel, mit dem die Erdrotation bewiesen werden konnte, kann man hier anschauen.

Pantheon

Pantheon und das Focaultsche Pendel (leider ohne Pendel)

BIBLIOTHEK SAINTE-GENEVIEVE

In unmittelbarere Nähe des Pantheon liegt die französische Eliteuniversität Sorbonne, die älteste Uni Frankreichs. Auf dem Unigelände befindet sich natürlich auch eine Bibliothek und alte Bibliotheken gehören zu meinen Top-Sehenswürdigkeiten. Die Sainte-Genevieve ist die älteste Bibliothek Frankreichs, die nicht zu einem Schloss oder Kloster gehörte. Erbaut wurde die Bibliothek Mitte des 19. Jahrhunderts im Stil des damals aufkommenden Gusseisenbaus. Das für die Konstruktion verbaute Eisen wurde sichtbar gemacht, als Schmuckelement genutzt.

Die Bibliothek ist auch für Besucher frei zugänglich, man kann sich als Tourist jedoch nicht dort frei bewegen, sondern kann nur einen Blick von der Besucherplatform werfen.

Bibliothek der Sorbonne

MUSEUM FÜR ANATOMIE UND PALÄONTOLOGIE

Der Besuch des Museums ist eine Zeitreise! Die Zeit dort ist stehen geblieben, das Museum wurde 1900 errichtet und seit dem wurde vermutlich nichts geändert. Während ich zwischen den Skeletten schlendere, fühle ich mich wie Adèle Blanc-Sec (aus dem Comic und Film „Adèle und das Geheimnis des Pharaos“). Vielleicht wird gleich ein Flugsaurier aus einem prähistorischen Ei schlüpfen?

Schon das Museumsgebäude ist unglaublich sehenswert. Eine Kombination aus Funktionalität und Jugendstil, obwohl heute schon sehr in die Jahre gekommen, hat das Museum einen unglaublichen Charme. Die Spuren der Vergangenheit am Gebäude passen so gut zur Vergänglichkeit der Kreaturen.

Schon am Eingang bin ich überwältigt von der Armee verschiedener Skelette. Sie stehen dort, dem Eingang zugewandt, als ob die bereit zum Angriff wären. Wie menschlich doch die Affenskelette aussehen. Wie fein sind die Knochen einer Fledermaus. Und das Horn eines Narwals sieht tatsächlich wie ein Einhorn-Horn aus.

Das Museum hat mich völlig gefesselt. Es ist ganz anders, als die heutigen nach einem perfekten museumspädagogischen Konzept aufgebauten Häuser, es gleicht eher einem Kuriositätenkabinett. Spätestens als ich in der Sammlung der Missbildungen angekommen bin, überlief mich ein Schauer.

 

EIN BLICK AUF DIE KLINIK SALPÊTRIÈRE

Wenn man das Museum der Anatomie besucht, lohnt sich auch ein Blick auf das naheliegende Krankenhaus. Die Salpêtrière ist heute ein gewöhnliches Krankenhaus, im 19. Jahrhundert war es aber vermutlich die bekannteste Pschiatrie Europas. Der Arzt Charcot führte hier das Zentrum der gynekologisch definierten Hysterie. Vor allem durch Hypnose, Magnetismus und Elektroschocks versuchte die Ärzte die hysterische Frau zu heilen. Sigmund Freud war hier der Schüler vom Charcot, aus dessen Lehren entwickelte er die Psychoanalyse.

Salpêtrère

An dieser Stelle möchte ich ein Buch empfehlen, welches mich in die Salpêtrière geführt hat. Dass ich die Bücher von Per Olov Enquist sehr gerne lese, habe ich schon in meinem Artikel über das Schloss Celle erwähnt. „Das Buch von Blanche und Marie“  (Affiliate Link) desselben Autors erzählt die Geschichte von Blanche Wittman, der Lieblingspatientin des Doctor Charcot, die in der Salpêtrière Marie Curie kennenlernt und ihre Assistentin wird. Das Buch gibt Einblick in das Leben und die Beziehungen der beiden Hauptpersonen. Der Leser erfährt sehr viel über das Zeitgeschehen, den Stand der Medizin, die Rolle der Frau und natürlich über die berühmten Protagonistinnen. Es geht um die Liebe von Blanche zu Charcot, von Marie zu ihrem Ehemann und zu ihrem Geliebten, dazu kommt noch die Dreiecksbeziehung der Frauen zu Jane Avril, der berühmten Tänzerin des Moulin Rouge und der Muse von Henri de Toulouse-Lautrec. Ich finde das Buch total lesenswert.

NEBELSCHLOSS AM MONTMARTRE

Die Sacre Coeur wird vermutlich von den meisten Pariser Touristen besucht, doch auf dem Hügel kann man noch mehr entdecken. Dem Friedhof von Montmartre habe ich schon einen Artikel gewidmet, daher möchte ich heute nur noch das „Nebelschloss“ erwähnen. Direkt gegenüber der Villa der französischen Sängerin Dalida findet man das prachtvolle Herrenhaus, welches leider im Privatbesitz ist, daher nicht besichtigt werden kann. Mitte des 19. Jahrhunderts lebte hier der Schriftsteller Gérard de Nerval. Er wird als ein Vorläufer der Surrealisten gesehen, denn seine Werke sind ein Mix aus Träumen und der realen Welt. Ende des 19. Jahrhunderts wohnte der Maler Auguste Renoir auch einige Monate in diesem Haus.

Chatêau des Brouillards – das Nebelschloss

SHAKESPEARE AND COMPANY

Es gibt kaum einen Buchladen auf dieser Welt, der so viel Berühmtheit erlangt hat. Beim Namen „Shakespeare and Company“ denken viele sofort an die großen Autoren der 20-er Jahre. Denn die englische Buchhandlung der Amerikanerin Sylvia Beach war der Treffpunkt vieler berühmter englischsprachiger Künstler, die in Paris gelebt haben: Ernest Hemingway, James Joyce, T.S. Eliot, Francis Scott Fitzgerald, Gertrude Stein

Doch das heutige Gebäude von Shakespeare & Co. ist nicht die Originalbuchhandlung, da diese im II. Weltkrieg geschlossen wurde. Nach dem Krieg eröffnete George Whitman diesen Laden und nannte sie genau so, als Hommage an das erste Geschäft. Und wieder wurde eine Buchhandlung zum Treffpunkt der Literaten, dieses mal der Autoren der Beat Generation: Allan Ginsberg, Henry Miller, Anais Nin oder William S. Borroughs. Die Buchhandlung ist ein zauberhafter Ort, verwinkelte Ecken, niedrige Decken und alles ist mit Büchern zugestellt. Ein Ort zum Stöbern, verweilen und genießen ist Shakespeare & Co.  Und wer dann noch nicht genug hat, kann in das Café nebenan einkehren und dort beim Café die Beute bewundern.

 

SIND DAS DIE SEHENSWÜRDIGKEITEN VON PARIS?

Für einige von Euch stehen die Orte vermutlich nicht an erster Stelle. Doch ich finde immer wieder Gelegenheiten, Paris zu besuchen, daher verlasse ich inzwischen die klassischen Touristendestinationen und bin auf der Suche nach weniger Bekanntem, was ich dennoch als sehenswert empfinde. Bis auf den Pantheon und die Galerie Lafayette gehören meine Tipps nicht in die Top Ten List, daher könnte mein Artikel auch den Titel „Paris für Fortgeschrittene“ heißen. Doch wenn Ihr etwas Zeit übrig habt, genießt auch die etwas unbekannten Ecken von Paris.

 

 

Erstellt am März 29, 2017

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9 Antworten zu “Sehenswürdigkeiten von Paris – ungewöhnliche Reisetipps für Buchliebhaber, Architekturinteressierte, Nostalgiker und Fans des Morbiden”

  1. Chrissi sagt:

    Ich muss mal gestehen, ich war noch nie in Paris.Sollte ich wirklich mal machen.
    Das Musem für anatomie und Paläontologie klingt echt spannend.Bin ja sehr für sowas.
    Danke für den Buchtipp, habe es mir gleich notiert.
    LG Chrissi

  2. shadownlight sagt:

    Hey, das schiefe Haus hat mich jetzt aber echt beeindruckt- da wohnt auch jemand drin?
    Liebe Grüße!

  3. Nighttears sagt:

    Sei gegrüßt,

    gerne habe ich auch diesen Artikel bei „Dunkles Leben“ als Link eingestellt 😉

    Liebe Grüße

  4. Paleica sagt:

    ach, paris <3 und WIE COOL ist dieses haus!?

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